Cadillac Records

Originaltitel
Cadillac Records
Land
Jahr
2009
Laufzeit
109 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Patrick Wellinski / 28. Juni 2010

m Chicago des Jahres 1947 prügelten sich einst zwei afroamerikanische Männer im Nachtclub eines jüdischen Emigranten. Bei den beiden Männern handelte es sich um die Straßenmusiker Muddy Waters (Jeffrey Wright) und Little Walter (Columbus Short). Der Nachtclubbesitzer hingegen hieß Leonard Chess (Adrian Brody) und erkannte schnell, dass die beiden Raufbolde hoch talentierte Musiker waren. Er ermöglichte es ihnen eine Platte aufzunehmen. Das war der Beginn des legendären "Chess Records"-Plattenlabels, das in kürzester Zeit weitere Talente des Rhythm & Blues ganz groß herausbrachte. Und so lesen sich die Namen von Chess-Musikern wie Willie Dixon (Cedric The Entertainer), Howlin' Wolf (Eamon Walker), Chuck Berry (Mos Def) oder auch Etta James (Beyonce Knowles) wie das Who is Who der Bluesgeschichte. Der amerikanische Regisseur Darnell Martin erzählt nun in seinem Spielfilm die Geschichte dieses Plattenlabels und einer Zeit, in der die musikalische Karriere eines Afroamerikaners alles andere als selbstverständlich war.

Dabei fokussiert sich Darnell Martin nicht auf ein Schicksal, sondern versucht ein möglichst authentisches Bild der damaligen Zeit zu erzeugen. Er behandelt den alltäglichen Rassenhass und die Übergriffe der weißen Bevölkerung auf die Musiker. Besonders radikal zeigt sich dies in einer Szene, in der Polizisten brutal Little Walter mit gezielten Schlägen das Gesicht zertrümmern. "Cadillac Records" ist aber kein anklagender Film. Er ist nicht der Meinung, dass ausschließlich die gesellschaftlichen Restriktionen die Karrieren der Blueslegenden lange Zeit verhindern konnten. Martin zeigt nämlich auch den Alkoholismus und den übermäßigen Drogenkonsum, der die Sänger phasenweise völlig produktionsunfähig gemacht hat. Nicht zu vergessen die Arroganz und Dreistigkeit der weißen Musikkonkurrenz, die sich nicht davor scheute Songs von Berry, James und Co. schamlos zu kopieren. So erinnert uns der Film zurecht daran, dass unter anderem die Beach Boys einen ihrer größten Hits von Chuck Berry geklaut haben.
Der Film liefert entsprechend ein sehr differenziertes Bild über die Schattenseiten des Musikgeschäfts. So weit sind das aber Einblicke, die man aus Filmen wie "Ray" oder auch "Dreamgirls" kennt und dort genauso oder so ähnlich gesehen hat. "Cadillac Records" ist daher besonders immer dann herausragend, wenn er die privaten und auch künstlerischen Rivalitäten der Musiker untereinander inszeniert. Besonders, wenn das Alphatierchen Muddy Waters plötzlich vom monströsen Howlin' Wolf nicht nur musikalisch Konkurrenz bekommt, sondern auch allmählich die Bewunderung der Frauen verliert. In diesen Moment ist die Leinwand wie elektrisiert.

All das erzählt Darnell Martins Film zwar chronologisch, bedient sich als dramaturgischem Stilmittel aber vorzugsweise der Ellipse. Das führt dazu, dass "Cadillac Records" immer mal wieder an etwas holprigen Übergängen leidet und letzten Endes sehr fragmentarisch ausfällt. Doch zum Glück gibt es da ja noch die herrliche Musik. Allein sie ist es, die den Film davor bewahrt in alle Einzelteile zu zerfallen. Die verführerischen Sounds von "At Last", "I'm A Man" oder auch "Once In A Lifetime" sind nicht nur Meisterwerke der jüngeren Musikgeschichte, sondern auch das bei weitem überzeugendste Stilmittel des Films.
Martin disponiert zudem mit einer fantastischen Besetzung. Allen voran ist da Jeffrey Wright als Muddy Waters zu nennen, der gekonnt die ganze Zerrissenheit dieser Musiklegende verkörpert. Beyonce Knowles als Etta James und Mos Def als Chuck Berry brillieren vor allem dann, wenn sie die Möglichkeit bekommen einige Songs zu singen. Und selbst Adrian Brody als Produzent Leonard Chess überzeugt restlos.

Darnell Martin gelingt damit ein über weite Strecken betörendes Mosaik einer Zeit, in der Freud und Leid der Protagonisten oft im Minutentakt heftigen Schwankungen ausgesetzt waren. "Cadillac Records" ist ein leidenschaftlicher Musikfilm, der einem desöfteren wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Hier wird Musik nicht nur gezeigt und gespielt, nein, hier wird sie in vollen Zügen zelebriert. Ein wahrer Genuss für Augen und Ohren.


10
10/10

Endlich mal ein Film, der den Legenden der Bluesmusik gerecht wird. Dieser Film ist ein Vergnügen und auf jeden Fall ein "Mehrmalsgucker".
Die im Film gezeigten Musiker haben die Bluesszene geprägt und viele wissen nicht, dass Little Walter der Harpspieler ist, den heute alle zu kopieren versuchen. Eine sehr schöne Hommage, nichts wurde verschönt, sondern authentisch dargestellt; wie der Blues :)

Volle Punktzahl!!

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8
8/10

wer blues mag sollte sich auch diesen film ansehen. wirklich tolle besetzung, die in diesem film durchweg gut und glaubwürdig spielt. ein muss für musikliebhaber...

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7
7/10

Passende Rezension für einen schönen, unprätentiosen Musikfilm für Interessierte am Bodensatz des Rock n Roll... allerdings muss noch darauf hingewiesen werden, dass es sich bei "Regisseur/Autor" Darnell Martin um eine Frau handelt:) das sollte hier nicht untergehen

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