The Apprentice - The Trump Story

Originaltitel
The Apprentice
Land
Jahr
2024
Laufzeit
120 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 15. Oktober 2024

Geht es nach Donald Trump, dann ist dieser Film über seine ersten eigenständigen Schritte als Unternehmer und sein Mentoren-Lehrling-Verhältnis zum legendär skrupellosen Rechtsanwalt Roy Cohn ein einziges Lügenkonstrukt, Verleumdung, Hexenjagd etc. pp. Das Übliche halt. Trump unternahm auch juristische Versuche, den Kinostart von "The Apprentice" wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl im November zu verhindern, witterte er doch eine negative Beeinflussung des Wahlvolks zu seinen Ungunsten. Abgesehen davon, dass zu Genüge bekannt ist, dass Trump ja ohnehin nur allergrößte Empörung und nichts darunter kennt, muss man das alles natürlich nicht sehr ernst nehmen. Nach Betrachten des Films muss man indes auch feststellen, dass er soviel Aufregung und Aufmerksamkeit gar nicht verdient hat. Was wirklich schade ist. Denn angesichts seines Themas wäre hier deutlich mehr drin gewesen.

"The Apprentice" - mit bewusster Ironie ebenso betitelt wie die Reality-Fernsehshow, die Donald Trump Anfang der 2000er Jahre aus der Bedeutungslosigkeit zurück ins Rampenlicht holte und letztlich dafür verantwortlich ist, dass er überhaupt eine politische Karriere beginnen konnte - zeigt uns Donald Trump in den 1970er Jahren, bevor er seinen Nachnamen zu einer eigenen Marke aufbaute. Alles andere als glamourös ist er dafür zuständig, in den heruntergekommenen Mietshäusern seines Vaters das Geld einzutreiben, träumt aber davon, sich mit einem eigenen Luxushotel im Herzen New Yorks einen ganz großen Namen zu machen. Einzig, niemand nimmt den Burschen ernst, der selbst in Papas Immobilienfirma allenfalls die dritte Geige spielen darf. Das ändert sich erst, als Trump die Bekanntschaft des so halbseidenen wie extrem gut vernetzten Anwalts Roy Cohn macht und dieser ihn unter seine Fittiche nimmt. Cohn hilft mit seinen rücksichtlosen Methoden nicht nur Trumps Traumprojekt auf die Sprünge, sondern vermittelt diesem auch seine zentralen Grundsätze, die Trumps weitere Karriere ganz entscheidend prägen werden...

... und die jedem, der gezwungenermaßen seit bald zehn Jahren an Donald Trump und seinem öffentlichen Gebaren nicht mehr vorbeikommt, sehr bekannt sein werden. Regisseur Ali Abbasi und seinem Drehbuchautor Gabriel Sherman geht es ganz offensichtlich vor allem darum zu verdeutlichen, dass an Donald Trump eben so überhaupt nichts irgendwie originell ist. Auch wenn der Mann sich noch so gern als Selfmade-Milliardär hinstellt, der alles im Leben allein und aus eigenem Talent und Genie heraus erreicht hat - mit der Wahrheit hat das halt rein gar nichts zu tun. Trump hat sich alles irgendwo abgeguckt, hätte ohne das Geld seines Vaters und die Hilfe von Cohn als Unternehmer nie etwas erreicht - und wandelte sich bezeichnenderweise ja auch zu seinem seriellen Bankrotteur, als sein Verhältnis zu Cohn zerbrach und Trump sich einbildete, seine Geschäfte auch allein zum Erfolg machen zu können.

Immer und immer wieder wirft der Film kleine Details ein, von denen der wissende Zuschauer nur zu genau weiß, welchen Schatten sie fast 40 Jahre später in Trumps politischer Karriere werfen würden. Von Cohns Credo, auch die eindeutigste Niederlage öffentlich niemals einzugestehen, sondern immer als eigenen Sieg zu behaupten (hallo, Präsidentschaftswahl 2020) bis hin zu Trumps Begeisterung für Ronald Reagans Wahlslogan von 1980 - "Let's make America great again". Dies alles geschieht dabei seitens der Regie aber eher mit einem subtilen Augenzwinkern, denn "The Apprentice" ist nicht das, was man vielleicht hätte erwarten können - keine grelle Satire, die sich an der Bloßstellung Trumps delektiert und ihre Hauptfigur der wohlverdienten Lächerlichkeit preisgeben will. Stattdessen geriert sich der Film eher wie ein seriöses Biopic, das sich und sein Subjekt ernst nehmen möchte. 

Dies zeigt sich schon in der Inszenierung, die von Ausstattung und Kostümierung bis hin zu Bildformat und -körnung alles tut, um wie ein waschechter Film aus den 70er Jahren zu erscheinen. Der Authentizitätsanspruch ist hoch - damit aber auch die geweckte Erwartungshaltung, den historischen Figuren im Zentrum des Films näherzukommen und einen tieferen Einblick in ihren Charakter zu gewähren. An diesem zentralen Punkt scheitert "The Apprentice" allerdings leider ziemlich deutlich. Was auch mit einer fragwürdigen dramaturgischen Entscheidung zusammenhängt. 

Denn ziemlich in der Mitte des Films macht die Handlung einen deutlichen Zeitsprung von den 70ern in die 80er Jahre hinein, als Trump auf dem Höhepunkt seines Erfolgs als Immobilienunternehmer steht. Das Problem dabei: Die Diskrepanz in Trumps Charakter vor und nach dem Zeitsprung ist so eklatant, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, um wichtige Zwischenschritte in diesem Wandlungsprozess betrogen worden zu sein. Natürlich kann man sich zusammenreimen, wie er in der Zwischenzeit von A nach B gekommen ist. Aber die Veränderung in allen zentralen Beziehungen innerhalb des Films, vornehmlich zwischen Trump und Cohn sowie zwischen Trump und seiner ersten Frau Ivana, ist so riesig, dass der Eigenanspruch des Films, eine seriöse Charakterstudie zu sein, hier in sich zusammenfällt. Eben noch hilfsbedürftiger Bittsteller, gelehriger Schüler und aufrichtig liebender Ehemann - jetzt schon selbstverliebtes Rundum-Arschloch ohne den Hauch einer Emotion.

Da macht es sich "The Apprentice" schlicht zu einfach, bleibt damit letztlich an der Oberfläche kleben und kann das Versprechen einer tieferen Einsicht in Trumps Person und deren Wandlung nicht einlösen. Was auch von daher schade ist, da das Potenzial für mehr durch die schauspielerischen Leistungen dagewesen wäre. Sebastian Stan (der "Winter Soldier" aus dem Marvel Cinematic Universe) kniet sich mit vollem Einsatz in die Hauptrolle und gibt einen sehr überzeugenden jungen Trump ab, und auch Jeremy Strong (vor allem bekannt aus der grandiosen Fernsehserie "Succession") steht ihm als Roy Cohn in nichts nach. Doch das großartige Zusammenspiel der beiden geht in der zweiten Filmhälfte leider auch zunehmend verloren, als "The Apprentice" seine zentrale Beziehung und die interessanteste Figurendynamik aus dem Fokus verliert und sich mehr mit dem Niedergang der Ehe von Donald und Ivana beschäftigt. 

Zum Schluss hin rückt Cohn zwar wieder mehr in den Fokus, doch da hat längst schon der Eindruck gewonnen, dass dem ganzen Film der richtige Biss fehlt. Die Entscheidung der Filmemacher, einen subtileren Weg zu wählen als den naheliegenden Ansatz einer grellen Satire, ist zwar irgendwo verständlich - als wirklich gut erweist sie sich aber nicht. So macht "The Apprentice" aus seinem vermeintlich schlagzeilenträchtigen Thema so kurz vor Trumps dritter und so bedeutsamer Präsidentschaftswahl einfach zu wenig. 

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.