Die Reihe der Superhelden im Kino reißt nicht ab, zwischen Captain America und dem nächsten X-Men-Film ist auch noch Platz für „Antboy“. Doch dabei handelt es sich weder um eine Comic-Verfilmung, noch hat die Figur etwas mit dem seit Jahren von Edgar Wright angekündigten „ Ant-Man“ aus der Marvel-Fabrik zu tun. Es handelt sich vielmehr um einen dänischen Kinderfilm, und bevor einige der geneigten Leser nun sofort weiterklicken, sei noch im gleichen Satz versichert: Der ist gar nicht mal schlecht geraten. Denn „Antboy“ geht durchaus als Genrefilm durch, der seine Geschichte zwar nicht allzu innovativ, aber doch recht überzeugend durchspielt.
Der 12jährige Pelle (Oscar Dietz) gehört in der Schule weder zu den extremen Außenseitern, noch zu den angesagten und coolen Jungs. Er ist einfach ein absoluter Durchschnittstyp, den kaum jemand weiter beachtet und der somit auch keine Chance sieht, die Aufmerksamkeit der hübschen und umschwärmten Amanda (Cecilie Alstrup Tarip) zu gewinnen. Das ändert sich jedoch als Pelle auf der Flucht vor ein paar Schlägertypen in einem Vorgarten landet und dort von einer Ameise gebissen wird. Kurz darauf ist er plötlich enorm stark, kann Wände hochklettern und pinkelt zudem auch noch eine ätzende Säure. Schneller als ihm selbst ist es sofort dem Schul-Nerd William (Samuel Ting Graf) völlig klar: Pelle ist zum Superhelden mutiert und braucht unbedingt ein Kostüm und einen Namen - „Antboy“ ist geboren.
"Wie wäre es mit 'Ant-Man' als Namen?" stellt Pelle eine naheliegende Frage, auf die William die nüchterne Antwort gibt: „Erstens gibt es den schon und zweitens bist Du kein Mann. Also nehmen wir 'Antboy', bis uns was Besseres einfällt.“ Derart lakonische Momente gibt es einige im Film des dänischen Regisseurs Ask Hasselbalch, der hier sein stilsicheres Erstlingswerk präsentiert. Einen Film, der sich seines Genres stets bewusst ist und gern bekannte Vorbilder zitiert oder auf diese verweist. Funktionieren tut das Ganze trotz kindlichem Umfeld vor allem deshalb, weil man der Versuchung widerstanden hat eine Art Parodie vorzulegen und die Geschichte stattdessen sehr gradlinig durchzieht. Zwar erlaubt man sich auch den einen oder anderen lustigen Moment, doch stehen diese Szenen dann für sich und gehen nicht auf Kosten der recht ernsthaften Abhandlung über Freundschaften und Vertrauen an der Schwelle vom Kind zum Jugendlichen.
Natürlich darf man vor allem in Sachen Spezialeffekte hier nicht allzu viel erwarten, denn der Bösewicht namens „Floh“ kann halt vor allem hoch springen, und bei den Kämpfen der kostümierten Figuren wird der Schnitt gerne mal so gesetzt, dass man auf allzu kostspielige Einstellungen von vornherein verzichtet. Auch hat man sich bei der Hintergrundgeschichte von Hauptfigur und Erzschurke vielleicht ein wenig zu genau an den Vorbildern „Spider-Man" und "Green Goblin“ orientiert, da wäre ein wenig mehr Mut zur Eigenständigkeit durchaus drin gewesen. Doch „Antboy" hat allemal Charme und bietet auch dem erwachsenen Zuschauer Einiges – sofern er halt ein Faible für Superhelden hat. Der Erfolg des Films geht jedenfalls schon jetzt über sein Entstehungsland weit hinaus, er wurde in zahlreiche Länder verkauft und selbst ein US-Start ist angedacht. Eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit und wird zur Zeit in Hamburg gedreht.
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