Passend zu seinem Namen spielte der „Ant-Man“ bisher eine eher kleine Rolle im großen Marvel-Universum. Durchaus erfolgreich, aber eher mit klassischen Gangstertypen beschäftigt als mit der Rettung der Welt. Das ändert sich nun aber mit dem dritten Film, der neben dem zuletzt dominierenden Multiversum nun dem in „Ant-Man and the Wasp“ schon kurz eingeführten Mikrokosmos der Quantum-Ebene eine zentrale Rolle innerhalb des MCU beschert. Dabei überrascht man den Zuschauer mit einer fantastisch ausgestalteten neuen Welt, die zudem starke „Star Wars“-Vibes ausstrahlt.
Denn die erholsame Zeit im Kreis der Familie ist für Scott Lang, seine Tochter Cassie sowie Freundin Hope und die wieder zueinander gefundenen „Schwiegereltern“ Hank und Janet nur von kurzer Dauer. Durch ein völlig schief laufendes Experiment von Cassie werden alle fünf in die Quantum-Ebene gezogen, aus der Janet ja erst vor kurzem gerettet wurde. Was zumindest den Vorteil hat, dass die sich in dieser merkwürdigen, von allerlei fremd und meist gefährlich wirkenden Wesen bevölkerten Welt recht gut auskennt. Sie begegnet alten Freuden und Feinden und es stellt sich heraus, dass in diesem Kosmos eine Gruppe von Rebellen gegen ein diktatorisches Imperium kämpft, dass von dem Eroberer Kang angeführt wird. Und spätestens wenn sich unsere Helden dann in einer Bar wiederfinden, in der gleich eine ganze Schar schräger Gestalten versammelt ist, fühlt man sich schon ein bisschen wie auf Tatooine.
Dieses „Star Wars“-Feeling hinzubekommen ist ja an sich schon eine Leistung, und da es auch nicht als plumpes Plagiat, sondern durchaus eigenständig daherkommt eine wirklich positive Überraschung. Und wenn das Ganze dann noch dazu führt, dass nun auch ein Bill Murray zum Bestandteil des MCU wird, bedeutet das eine Menge Vergnügen. Vor allem die erste Hälfte von „Quantumania“ ist hervorragend gelungen, führt die „Ant-Man“-Reihe in einen völlig neue Richtung und versteht es auch die doch sehr speziellen Fähigkeiten der mal schrumpfenden und mal ins Gigantische wachsenden Helden zielgerichtet einzusetzen. Die Effekte wirken flüssig und mühelos, dass sie letztlich allesamt aus dem Computer stammen ist angesichts der eh sehr künstlich wirkenden Welt in der sich das Geschehen abspielt dabei noch weniger ein Makel als sonst.
Mit Jonathan Majors als Kang (der schon kurz am Ende der ersten Staffel von „Loki" zu sehen war) hat man zudem einen sehr charismatischen Darsteller gefunden, der ja wohl auch noch für einige weitere Marvel-Abenteuer gebucht ist. Seine Figur ist dabei mehrdimensional und interessanter angelegt als der vorherige große Marvel-Antagonist Thanos und trotz seiner Machtfülle gibt es Momente, in denen auch Kang bemerkenswert verzweifelt und hilflos daherkommt.
Es ist nun nicht mehr so, dass Paul Rudd als „Ant-Man“ der klare Protagonist der Reihe ist, stattdessen ist hier ein echtes Team zusammengewachsen in dem jedes der fünf Mitglieder seine Szenen und ausreichend Leinwandzeit bekommt. Dass sich darunter echte Schauspieler-Schwergewichte wie Michelle Pfeiffer und Michael Douglas befinden schadet der Qualität natürlich auch nicht. Was eine noch höhere Wertung verhindert sind dann auch lediglich die im Verlauf etwas zu penetrant vorgetragenen Werte zum Familienzusammenhalt und die Feststellung, dass der unvermeidliche Showdown ein weiteres Mal arg langgezogen und recht generisch inszeniert ist, was das letzte Drittel dann doch ein Stück weniger interessant macht. Der Rest dieser „Quantumania“ macht aber eine Menge Spaß.
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