
CIA-Agent Ethan Renner (Kevin Costner) ist ein einsamer Wolf - nicht nur, weil man das als CIA-Agent sowieso ist, sondern auch weil er seit Jahren quasi keinen Kontakt mehr zu seiner Ex-Frau (Connie Nielsen) und seiner Teenager-Tochter Zooey (Hailee Steinfeld aus "True Grit") hat. Nun erfährt Renner allerdings, dass er an einem tödlichen Tumor erkrankt ist, und beschließt, die ihm verbleibende Zeit mit seiner ihm entfremdeten Familie zu verbringen. Die CIA hat da indes andere Pläne, denn bei seinem letzten fehlgeschlagenen Einsatz gelang es Renner, einen Blick auf den ebenso berüchtigten wie mysteriösen Terroristen "Der Wolf" zu werfen - was ihn zum einzigen Agenten macht, der diesen Mann nun identifizieren und somit gezielt ausschalten kann. Agentin Vivi Delay (Amber Heard) überbringt Renner nun ein Angebot: Wenn er es schafft den "Wolf" binnen der nächsten drei Tage zu finden und zu liquidieren, bekommt er im Gegenzug ein noch unerprobtes Medikament, welches sein Leben retten könnte. Zur gleichen Zeit befindet sich nun aber die zickige Zooey in Renners Obhut. Also muss der Mann nun gleichzeitig einen Terroristen jagen, sich mit seiner Teenie-Tochter herumschlagen und auch noch mit den heftigen Nebenwirkungen des Medikaments kämpfen....
Die Grundkonstellation mag manchem Action-Freund bekannt vorkommen: Älterer US-Kinostar als wenig zimperlicher Agent, der sich in einer in Paris angesiedelten Geschichte als Schutzpatron für seine Teenager-Tochter bewähren muss - wen das an Liam Neesons erfolgreichen Einstand als grauhaariger Actionheld in "96 Hours" erinnert, liegt ziemlich richtig, denn auch "3 Days to Kill" entstammt der gut geölten Action-Schmiede von Frankreichs profiliertem Produzenten Luc Besson. Der arbeitet nun also auch hier mit bestens bewährten Versatzstücken aus seinem Action-Reißer-Baukasten, die wie Bessons erfolgreichste Produkte - siehe die "Taxi"- und "Transporter"-Franchises - am Besten funktionieren, wenn man das Hirn abschaltet, sich über die Sinnhaftigkeit der präsentierten Action möglichst wenig Gedanken macht und sich stattdessen vom Schwung der Inszenierung einfach mitreißen lässt.

Das Engagement von Regisseur McG, der seine Hollywood-Karriere auf ebensolchem Bloß-nicht-länger-drüber-nachdenken-Popcorn aufgebaut hat ("3 Engel für Charlie", "Terminator: Die Erlösung"), scheint da dann ein konsequenter und sinnvoller Schritt. Zumindest bis einem aufgeht, welche dominante Handlungsrichtung das titelgebende Wortspiel diesem Film tatsächlich vorgibt. Denn "3 Days to Kill" kann zum einen "Drei Tage Zeit zum Töten" bedeuten und einen Action-Helden dazu zwingen, handfestere Methoden an den Tag zu legen um Ergebnisse zu erzielen (gut!), es kann zum anderen aber auch "Drei Tage zum Zeit-Totschlagen" meinen und einen entfremdeten Vater mit dem Problem konfrontieren, dass seine Tochter wenig Lust darauf hat, mit ihm drei Tage rumbringen zu müssen (schlecht!). Man glaubt es kaum, doch dies ist tatsächlich eine Luc-Besson-Produktion, die sich viel mehr für letztere als für erstere Geschichte interessiert. Und da wird der gute McG dann zu keiner Hilfe, sondern zu einem echten Problem.
Denn in seiner Gewichtung soll "3 Days to Kill" weniger ein Actionfilm sein als so etwas wie ein Vater-Tochter-Drama mit Humoreinschlägen. Die äußern sich dann darin, dass Costners stoischer CIA-Agent seiner Tochter unbedingt ein violettes Fahrrad schenken will, welches diese aber so uncool findet, dass stattdessen Papa selbst den halben Film damit durch die Gegend gurkt. Oder dass Renner einen Unterwelt-Kontakt, der ihn auf die Spur zum "Wolf" bringen soll, viel mehr als Ratgeber in Erziehungsfragen nutzt, weil dieser selbst zwei Töchter im Teenageralter hat. Oder dass Renner sich mit einer afrikanischen Familie herumschlägt, die es sich als Hausbesetzer in seiner Pariser Wohnung gemütlich gemacht hat. Man merkt all diesen Elementen deutlich an, dass sie den Film in Richtung Komödie drücken sollen. Man merkt aber eben auch mehr als deutlich, dass McG überhaupt kein Händchen dafür hat, solche Komik mit dem richtigen Gefühl für Ton und Timing zu inszenieren.

Anstatt dass hier irgendetwas wirklich amüsant wirkt, ist man beim Zuschauen eigentlich nur permanent genervt und fragt sich, wieviel von diesem Stuss man noch ertragen muss, bis es endlich mal wieder zünftig abgeht. Was es leider viel zu selten und viel zu wenig tut. Statt saftiger Action gibt es hier mehr heuchlerischen Familienkitsch, und dieser ständige Leerlauf führt dann nur dazu, dass man genau das macht, was man in einem Besson-Film nicht tun sollte: Sich Fragen über die Sinnhaftigkeit des Ganzen stellen. Warum zum Beispiel erfährt Amber Heard als Vivi Delay eine komplette Stil- und Persönlichkeitswandlung zwischen ihrer ersten Szene als gewissenhafte Graue-Agenten-Maus und dem Rest des Films, wo sie als lustvoll-durchtriebene "Femme Fatale" erscheint? Wie clever ist es, den einzigen Mann, der den "Wolf" überhaupt identifizieren kann, zugleich auf eine Mission zu schicken, bei der er jederzeit draufgehen kann? Und wieso bekommt Renner seine lähmenden Tumor-Kopfschmerzen eigentlich ausnahmslos nur dann, wenn er einem der beiden Haupt-Bösewichte gegenübersteht, so dass hier jede Konfrontation nach dem immer gleichen Muster abläuft?
Man sollte fairerweise schon erwähnen, wie gut Kevin Costner diesem Film tut, wie seine reibeiserne Cowboy-Präsenz sowohl seiner Figur als auch dem gesamten Film eine Substanz und Glaubwürdigkeit verleiht, die beiden eigentlich völlig abgeht. Umso bedauerlicher, dass Costner sich von diesem Film keinen Liam-Neeson-mäßigen Karriere-Reboot erhoffen kann, denn wo "96 Hours" sein Publikum mit seiner konsequenten Kaltschnäuzigkeit einnahm, ist "3 Days to Kill" nur in einer weitaus negativeren Hinsicht bemerkenswert: Selten war eine Luc-Besson-Produktion dererart langweilig.
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