Vor einem Jahr hätte man diesen Film vielleicht noch interessant gefunden. Aber im Dezember 1999, sechs Monate nach "Matrix" und wenige Wochen nach "eXistenZ", ist dies nur ein weiterer Film über Scheinwelten und Seinwelten, und so langsam wird es langweilig.
Im dreizehnten Stockwerk eines Computersoftware-Konzerns steht der Prototyp einer Virtual Reality-Maschine. Dieser Standort ist übrigens auch der einzige Grund für den Titel, der mit großem Vorsprung den diesjährigen Preis für den ödesten Namen eines Films einheimst. Das Schockpotential der Zahl 13 ist einfach zu gering, um jedesmal, wenn jemand einen Aufzug betritt, in Großaufnahme den Knopf für den 13. Stock einblenden zu müssen. Wo sollen die auch sonst hinwollen? Jedenfalls, in diesem Gerät existiert ein virtuelles Universum mit virtuellen "Lebewesen". Sobald sich jemand in das Programm "downloadet", findet er sich im Körper einer dieser virtuellen Menschen wieder. Wenn man dann wieder raus ist, verbleibt im Geist des PC-Wesens eine Kurzzeit-Amnesie, denn schließlich haben wir es hier mit "richtigen" Personen zu tun. Daß sie letztendlich nur aus Einsen und Nullen bestehen, wird gerne übersehen, aber die komplizierte Ethik bezüglich virtueller Wesen ist jedem Trekkie ja mehr als geläufig.
Der Schöpfer dieses Programms und sein bislang einziger User, Hannon Fuller (Armin Müller-Stahl), wird plötzlich umgebracht. Wenige Minuten vor seinem Tod hat er seinem Vize Douglas Hall noch auf den AB gesprochen, er hätte im System eine Nachricht für ihn hinterlassen. Da die Polizei Hall für dringend tatverdächtig hält, sieht dieser keinen anderen Ausweg, als selbst in das Programm einzusteigen, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Schon nach zwanzig Minuten kann der wenig begeisterte Zuschauer die ersten Zeichen von Selbstzweifel wahrnehmen, als Hall seinen eigenen klaren Geist in Frage stellt und offiziell zugibt: "Ich weiß nicht, ob ich es getan habe oder nicht." Problem: Zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht einmal in der Nähe der Maschine. Von seiner psychischen Labilität derart überzeugt, wartet man von nun an gespannt darauf, daß der Gute endlich so richtig ausklinkt, was er dummerweise aber nicht tut.
Statt dessen gibt es eine wenig atemberaubende Kunstwelt im Stile der 30er Jahre zu sehen und ein paar möchtegern-verwirrende Plot-Turns aufgrund einer hübschen jungen Dame, die behauptet, Fuller’s Tochter zu sein. Natürlich weiß jeder sofort, daß sie es nicht ist. Trotzdem kann unser hormongesteuerter Held natürlich nicht anders, als unverhältnismäßig viel Zeit mit ihrer Observierung zu verbringen, obwohl wahrlich dringendere Probleme anstehen. Denn einer der virtuellen Charaktere hat inzwischen rausbekommen, daß er ein virtueller Charakter ist, und setzt jetzt alles daran, um rauszukommen.
Damit noch ein klitzekleines bißchen Spannung erhalten bleibt (es ist ohnehin so gut wie keine da), werde ich jetzt nicht verraten, ob das denn überhaupt geht. Nur soviel: Der Film ist zwar konsequent unlogisch, in seiner Unlogik aber durchaus konsequent. Soll heißen: Einmal eingeschlagener Mumpitz wird in all seinen Auswirkungen durchgehalten, was dem Film zumindest ein recht interessantes Ende verpaßt. Zu diesem Zeitpunkt hat man allerdings schon 90 Minuten auf etwas Interessantes gewartet, so daß der Schluß nichts mehr als eine Linderung der Enttäuschung darstellt.
Wie gesagt, wäre dieser Film früher gekommen, hätte er vielleicht noch Eindruck hinterlassen. Vor einem Jahr wären Gedanken wie "Was wäre, wenn wir alle nur Figuren in einem Computerprogramm sind?" durchaus faszinierend gewesen, und sie hätten ausgereicht, um einen eigentlich lahmen Film interessant zu machen. Inzwischen haben wir uns diese Fragen aber zu genüge gestellt, provoziert durch Filme, die abgesehen davon auch noch einiges mehr zu bieten hatten, und daher ist das Konzept einfach ausgelutscht. Daß ich so ziemlich dasselbe schon besser umgesetzt in diversen Star-Trek-Folgen gesehen habe, spricht auch nicht gerade für "The 13th Floor". Er ist ganz einfach nicht mehr zeitgemäß, was sich schon in den entrüsteten Gesichtern zeigt, die Hall und sein Kompagnon machen, als sie herausbekommen, daß sich ihr ehemaliger Chef im virtuellen Universum vornehmlich mit jungen Mädchen vergnügte.
Selbst in der prüden Welt von Star Trek wird inzwischen zugegeben, daß die Holodecks von vielen Leuten zum VR-Pimpern genutzt werden. Und wenn wir alle ehrlich mit uns selber sind, wäre das heutzutage nicht anders, wenn die Möglichkeiten gegeben wären. Regisseur Josef Rusnak ist ein Landsmann und Protegé vom "Schwaben-Spielbergle" Roland Emmerich, der für diesen Film als Produzent verantwortlich zeichnet. Ich muß Rusnak zu gute halten, daß sein Film wesentlich besser ist als das meiste, was ich bisher in Verbindung mit dem Namen Emmerich gesehen habe. Das ist kein sehr großes Kompliment.
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