John Bennett ist acht Jahre alt und hat keine Freunde, als ihm seine Eltern zu Weihnachten einen süßen Teddybär schenken. Des Nachts im Bett wünscht John sich von ganzem Herzen, dass sein Teddy zum Leben erwecken möge, damit er endlich einen besten Freund hat, dem er sein ganzes Leben lang die Treue halten will. Praktischerweise fliegt gerade eine Sternschnuppe vorbei und siehe da - Johns Wunsch wird Wirklichkeit und sein Teddybär ist auf einmal quicklebendig und redselig. Ein lebender, sprechender Teddy? Das haut nicht nur Johns Eltern um, sondern auch die allgemeine Öffentlichkeit, und Ted wird für gewisse Zeit zu einer echten Berühmtheit. Aber, wie zum Ende der Eröffnungssequenz von "Ted" so treffend festgestellt wird: 'Egal, was für einen großen Eindruck du in dieser Welt machst, seist du Corey Feldman, Frankie Muniz, Justin Bieber oder ein sprechender Teddybär - irgendwann interessiert sich keine Sau mehr für dich.'
Mit dieser Einführung entledigt sich Seth MacFarlane, der kreative Kopf der anarchischen, kultisch verehrten Animationsserie "Family Guy", in seinem ersten Kinofilm der lästigen Frage, warum sich in der Welt von "Ted" niemand über einen sprechenden Teddybär wundert. Denn was MacFarlane erzählen will, ist schließlich nicht die Geschichte vom Wunder des sprechenden Teddys, sondern die Geschichte der Freundschaft von John und Ted, als John eigentlich längst einem Alter entwachsen ist, wo man einen Teddybär als besten Kumpel haben sollte.
Wobei auch Ted selbst nicht gerade jung und brav geblieben ist: Dauersaufend und kiffend hat er sich zusammen mit John zu einem mächtig antriebslosen "Erwachsenen" gewandelt und gemeinsam leben die beiden ohne weitreichenderes Ziel als den nächsten Joint in den Tag hinein. Da John mittlerweile 35 Jahre alt ist, stößt dieser Dauerzustand seiner süßen Freundin Lori (Mila Kunis) bei aller Toleranz und Verständnis für die lebenslange Loyalität zwischen John und Ted etwas sauer auf, und so macht sie John schließlich klar, dass er sich entscheiden muss: Entweder Ted zieht endlich aus und sie beide fangen an, ensthaft ein eigenes Leben zu planen, oder der Teddy bleibt und Lori verschwindet selbst. Ach, so wird es für John also Zeit, endlich erwachsen zu werden - doch ganz so einfach fällt ihm die Trennung von seinem besten Kumpel auch nach Teds Auszug nicht, und John wird allzu leicht immer wieder Opfer der süßen Verführungen zur Prokrastination, mit denen Ted lockt....
Man muss den Teddybär in dieser Geschichte nur gegen einen "normalen" Menschen austauschen und hat sogleich den Kern der Story vor sich: Es geht um eine wahre Männerfreundschaft (im Neu-Englisch des Judd-Apatow-Zeitalters gemeinhin "Bromance" genannt) und deren Gefährdung/unvermeidliche Erosion durch den Ernst des Lebens und die Last der Liebe. So gesehen erzählt MacFarlane in seinem Kinodebüt keine allzu neue und auch nicht gerade einfallsreiche Geschichte, die auch nicht wirklich mit irgendwelchen sonderlich cleveren, überraschenden oder unkonventionellen Wendungen daher kommt. Tatsächlich ist das einzig Außergewöhnliche an "Ted" eben die Sache mit dem sprechenden Teddy, der säuft und kifft und flucht, dass es nur so eine Freude ist - zumindest dann, wenn man mit dem aggressiv politisch unkorrekten, anarchisch-wilden Humor von Seth MacFarlane etwas anfangen kann. Als schlichter Gradmesser bietet sich da der Konsum einer beliebigen Folge "Family Guy" an. Wer dabei lachen kann, wird auch bei "Ted" seinen Spaß haben.
Zumindest für eine gewisse Zeit. Mit zunehmender Lauflänge des Films verflüchtigt sich nämlich leider der Erfrischungsfaktor des "Sprechender Teddy kifft und flucht"-Gags zusehends und macht damit die Sicht frei auf die Erkenntnis, dass "Ted" nicht viel mehr als diesen einen Kniff drauf hat, um sein Publikum zu begeistern. Zugegeben, MacFarlane (der Ted in der Originalversion des Films auch selbst gesprochen hat) stellt sich ziemlich clever dabei an, die Eskapaden von Ted weit über die erste Filmstunde hinaus konsequent zu steigern, so dass man doch immer wieder in ungläubiges Gelächter ausbrechen kann, und die wohl witzigste Szene des ganzen Films - eine Schlägerei zwischen John und Ted in einem Motelzimmer - kommt relativ spät. Das alles kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film jenseits seines Grundkonzepts nichts Bemerkenswertes mehr zu bieten hat, in seinem Handlungsverlauf stellenweise sogar arg plump und derart ideenlos daherkommt, dass man MacFarlane fast vorhalten möchte, ein bißchen sehr faul bei der Konstruktion seines Filmplots gewesen zu sein. Dass Mila Kunis als Lori - obschon faktisch die dritte Hauptfigur des Films - hier im Prinzip keine weitere Charaktereigenschaft zugestanden wird, die über ihre bloße Plotfunktion als eine ernsthafte Lebensperspektive einfordernde Freundin hinaus geht, ist nur eines von diversen Armutszeugnissen in dieser Hinsicht.
Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass MacFarlane mit der Spielfilmform eben keine Erfahrung hat, und diese augenscheinlich auch nicht seine Stärke ist. In 25 knackigen "Family Guy"-Minuten kann man mit einem ähnlichen Bombardement an bösen Witzen und absurdem Klamauk mühelos eine relativ dürre Story kaschieren und dabei immer noch bestens unterhalten. In über 100 Kinominuten ist das aber bedeutend schwieriger, und letztlich schafft es MacFarlane nicht, sich jenseits seiner üblichen Humor-Routine noch irgendwas anderes einfallen zu lassen, das ihm hier wirklich weiterhilft. In seinem letzten Drittel kann man "Ted" richtiggehend dabei zusehen, wie er sich ächzend und keuchend immer weiter streckt, um so etwas wie das mäßige Imitat einer gängigen Filmdramaturgie hinzubekommen. Ohne überzeugendes Ergebnis.
Ein enormes Kompliment muss man hier Mark Wahlberg aussprechen, der eine famose schauspielerische Leistung vollbringt angesichts der Energie, mit der er sich in seine Rolle und das (bei den Dreharbeiten sicher noch viel mehr) absurde Spiel mit einem Teddy als Partner wirft. Ein leidliches Kompliment verdient sich Seth MacFarlane für eine sauwitzige Grundidee und eine Handvoll wirklich brüllend komischer Szenen. Aber insgesamt bleibt "Ted" leider ein Spielzeug, an dem man zu schnell das Interesse verliert, weil es nicht ordentlich genug fabriziert wurde.
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