
Was wurde eigentlich aus den Muppets? Als Walter (ein bisher unbekannter Muppet) zusammen mit seinem menschlichen Bruder Gary (Jason Segel) und dessen Freundin Mary (Amy Adams) während eines gemeinsamen Urlaubs das alte Theater der ehemals berühmten Truppe besucht, bietet sich ihm nur ein trauriger, heruntergekommener Anblick. Zu allem Übel will der fiese Unternehmer Tex Richman (Chris Cooper) das Anwesen dem Erdboden gleichmachen, da er darunter wertvolle Ölvorkommen vermutet. Die drei Muppets-Fans beschließen zu handeln und spüren von ihren Idolen zunächst Kermit auf, der sich überzeugen lässt auch die anderen Mitglieder zusammenzutrommeln um das Theater zu retten. Das dafür nötige Geld soll durch eine neue Show zusammenkommen, für welche die Muppets unbedingt nochmal zu alter Höchstform auflaufen müssen.
Was wurde eigentlich aus den Muppets? Auch in unserer Realität ist diese Frage berechtigt und spiegelt so sehr schön das Thema des Films wieder. Schon seit 1969 für die Kindersendung „Sesamstraße“ im Einsatz, erlebten die charismatischen Puppenfiguren von Jim Henson ihre Blütezeit in den späten 70er und frühen 80er Jahren, als sie zunächst mit ihrer „Muppet-Show“ für eine bis dahin noch nicht gesehene Form wilder Fernseh-Unterhaltung sorgten und im Anschluss auch mit einigen Leinwandausflügen Erfolge feiern konnten, von denen heutzutage vor allem die Muppet-Interpretation von Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte Kultstatus genießt.
Doch nach dem frühen Tod ihres Vaters Jim Henson ging auch die Aufmerksamkeit für seine Kreationen Stück für Stück zurück und konnte zuletzt nur noch auf nostalgischem Wege durch das Anschauen der alten Folgen und Filme bedient werden. Denn obwohl die Puppen immerhin den unschätzbaren Vorteil besitzen äußerlich nicht zu altern, fehlte ihnen zuletzt etwas die Frische. Der letzte Kinofilm „Muppets aus dem All“ kam Ende der 90er Jahre nicht besonders gut an, der Widerbelebungsversuch in Form einer „Zauberer von Oz“- Version vor ein paar Jahren ging sogar komplett schief.
Da musste offenbar erst ein echter Fan in Form des Schauspielers Jason Segel kommen, um den ratlosen Disney-Studios den rechten Weg zu weisen. Der aus der TV-Serie „How I met your Mother“ und Filmen wie „Bad Teacher“ oder „Nie wieder Sex mit der Ex“ bekannte Segel entwarf für das Comeback der von ihm innig geliebten Puppen eine im Grunde sehr simple, aber höchst effektive Rahmenhandlung, welche die Vorzüge und Fähigkeiten der einzelnen Charaktere hervorragend zur Geltung bringt und dadurch auch das alte „Muppet“-Feeling endlich wieder auferstehen lässt, welches in den diversen Literaturklassiker-Adaptionen immer mehr verloren ging, als die Puppen zunehmend zu austauschbaren Funktionsträgern mutierten.
Natürlich ist dieses „Wir bringen die Band wieder zusammen“–Konzept recht dreist von ein paar Brüdern in dunklen Anzügen abgekupfert, es erweist sich aber als genau das Richtige, denn so kann man Stück für Stück die einzelnen Figuren abklappern und schauen, was aus ihnen geworden ist. Und an sich passt es ja auch, dass der unermüdliche Fozzie Bär sich mit einer schlechten Muppet-Coverband abgibt, Miss Piggy zur Moderedakteurin in Paris aufgestiegen ist und „Das Tier“ sich einer Anti-Aggressionstherapie unterzieht. Der weitere Verlauf ist ebenfalls ziemlich klar: Sobald alle wichtigen Charaktere an Bord sind, gilt es innerhalb kürzester Zeit eine gute Show auf die Beine zu stellen und spätestens mit der befinden wir uns dann wirklich wieder in der „guten, alten Zeit“, obwohl es hier nun selbstverständlich eine ganze Stufe aufwändiger zur Sache geht.
Warum aber darf man den Film nun als so außerordentlich gelungen betrachten, wo er doch im Grunde nur eine bessere Nummernrevue bietet und die Handlungsstränge mit den menschlichen Gaststars (wozu neben dem Liebespärchen Gary und Mary auch noch ein sehr widerspenstiger Jack Black gehört) sogar ein wenig überflüssig wirken?
Die Antwort: Weil dieser Film nicht nur unglaublich liebevoll gemacht und, wie schon beschrieben, genau auf die Stärken des Themas zugeschnitten wurde , sondern weil er eben auch außerordentlich witzig geraten ist, mit einer unglaublich hohen Gagdichte und Trefferquote. Wobei der Humor zwischen etwas einfacheren (aber niemals blöden) kindgerechten Scherzen und einigen fast surrealen Einlagen im Stil der Zucker-Brüder („Airplane!“, „Die nackte Kanone“) wechselt und damit dann auch noch ein völlig neues Stilmittel für diese Franchise einführt. Wenn unsere Helden etwa im völlig überladenen Auto eine weite Wegstrecke wortwörtlich „per Karte“ zurücklegen, wird es nicht zum einzigen Mal absurd, und die diversen Gesangseinlagen setzen clevererweise immer dann ein, wenn es mal etwas zu ernst- oder klischeehaft zu werden droht – eine Gefahr die bei den herrlich übertriebenen und selbstironischen Songs kaum besteht.
Was nicht heißen soll, dass es nicht gelegentlich etwas leiser und wehmütig zugeht, sei es beim melancholischen Kermit oder der Frage „Man or Muppet“ des recht einsam unter Menschen aufgewachsenen Gary. Auch an diesen Stellen punktet der Film dann emotional, was aber eben auch für die mit erkennbarer (insbesondere bei Jason Segel) Freude und Begeisterung vorgetragenen wilden Anarcho-Nummern gilt. Da es zudem gelingt diesen schwierigen Spagat bis zum letzten Bild durchzuhalten, darf man, wenn der Vorhang dann endgültig gefallen ist, konstatieren: Dies ist in der Tat ein toller neuer Muppets-Film, besser hätte man es nicht machen können. Oder um mit Frosch Kermit zu sprechen: Applaus! Applaus! Apppplaaaauuus!!!
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