Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn

Originaltitel
The adventures of Tintin
Land
Jahr
2011
Laufzeit
110 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 17. Oktober 2011

Es war eine verdammt schwere Geburt. Schon seit Jahrzehnten hält der große Filmemacher Steven Spielberg die Filmrechte am Comic-Klassiker „Tim und Struppi“, der erklärten Lieblingsserie seiner Kinder, doch schob er das Projekt immer wieder vor sich her. Im Jahr 2003 fragten wir ihn bei einer Pressekonferenz nach dem aktuellen Stand und trotz der erneuten Versicherung, den Film immer noch unbedingt machen zu wollen, glaubten da bereits viele nicht mehr so richtig dran.

Vor gut zwei Jahren erzählte uns dann „Avatar“-Produzent Jon Landau im Interview, dass erst ein Besuch von Spielberg und seinem Partner Peter Jackson auf dem Set des bahnbrechenden SF-Films für den definitiven Startschuss der Produktion sorgte – die von James Cameron verwendete Technik und Kamera hatte die Beiden davon überzeugt, dass sie damit nun auch „Tim und Struppi“ adäquat würden umsetzen können. Nun funktionierte jedoch das „Performance Capture“-Verfahren, bei dem die Darstellung der echten Schauspieler komplett digitalisiert und ihr Äußeres dann im Computer verändert wird, längst nicht immer, besitzt zahlreiche Kritiker und sorgte bereits für diverse kommerzielle Misserfolge, was ein Robert „Beowulf“ Zemeckis genauso bestätigen kann wie der leidgeprüfte Disney-Konzern (wie, von der 150 Millionen Dollar Disney-Produktion „Milo und Mars“ überhaupt nichts mitbekommen? - Eben!).

Dass nun also die von vielen Lesern hochgeschätzten und zum Teil kultisch verehrten Comic-Geschichten aus der Feder des Belgiers Hergé dieser Prozedur ausgesetzt und womöglich Opfer einer völlig veränderten Hollywood-Adaption werden sollten, wurde daher vor allem im alten Europa mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet. Nun aber ist die Stunde der Wahrheit gekommen und es darf Entwarnung gegeben werden: Spielberg und Jackson haben einen liebenswerten und verspielten Familienfilm geschaffen, der wirklich toll anzusehen ist.

Die ersten Pluspunkte sammelt das Werk dabei bereits während der Vorspanns, der so angenehm nett und zurückhaltend geraten ist, dass man sich wünscht es würde doch so weitergehen. Ein Wunsch, der gleich mit der Folgeszene erfüllt wird, in der ein nur von hinten zu erkennender Herr eine „Tim“-Zeichnung im bekannten Hergé-Stil anfertigt und ob dieser gelungenen Hommage für noch stärkeres Wohlbefinden beim Zuschauer sorgt. Dann geht's aber los mit der eigentlichen Handlung, die zu fast gleich großen Teilen aus den beiden Comic-Alben „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“ und „Das Geheimnis der Einhorn“ zusammengesetzt ist und dabei diverse Szenen der Vorlage nahezu bild- und wortgetreu übernimmt.

Daher haben wir es hier mit der Jagd auf eine in mehreren Schiffsmodellen versteckte Schatzkarte zu tun, hinter der gleich mehrere Parteien her sind. Der bekannte und mutige Reporter wird zusammen mit seinem treuen Hund Struppi in die Geschichte verwickelt, als er eines dieser Schiffsmodelle auf einem Flohmarkt erwirbt und dadurch ins Fadenkreuz einiger zwielichtiger Gestalten gerät. Gekidnappt und auf einen Frachter verschleppt, macht Tim dort die Bekanntschaft des gutmütigen, aber meist leider nicht besonders nüchternen Kapitän Haddock. Auch dieser hat einiges mit dem Geheimnis der Einhorn zu tun, ohne dies jedoch zunächst zu wissen. Es entwickelt sich eine aufregende Hatz durch verschiedene Länder, bei der Tim und seine Freunde nicht nur einmal in Lebensgefahr geraten.

Denn die Bedrohungen sind durchaus ernst, es wird geschossen und auch mal gestorben in dieser Geschichte, womit also auch diese „Weichspülgefahr“ gebannt wäre. Trotzdem kommt das alles eher harmlos und ein wenig altmodisch daher, hat Georges Remi alias Hergé diese Abenteuergeschichten im Stil der von ihm definierten „Ligne Claire“ doch bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert kreiert. Wenn man das Ganze also nicht einer Modernisierung mit dem Holzhammer unterziehen will (und das hat man erfreulicherweise nicht getan), dann wirken Ambiente und Humor daher fast zwangsläufig etwas betulich und altbacken.

Demzufolge sind viele Momente zwar amüsant, aber nicht gerade brüllend komisch geraten, reizen oft mehr zum Schmunzeln als zum lauten Lachen, wobei die witzigsten Gags bemerkenswerterweise meist im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum von Haddock stehen. Den Slapstick-Gehalt der Vorlage hat man dabei klugerweise zurückgefahren und lässt ihn lediglich noch bei den Auftritten der vertrottelten Detektive Schulze und Schultze von der Leine. Dem Charme des Films tut das aber nur gut, genauso wie das fast schon pittoreske Ambiente ohne Handys oder moderne Automobile und die zwar zahlreichen, aber bezüglich der Wortwahl doch ebenfalls eher harmlosen Flüche des leicht reizbaren Kapitäns. Wie „zeitlos“ diese Welt nun tatsächlich ist und ob ihr auch das Kinopublikum rund um die Welt erliegen wird, bleibt abzuwarten, ganz ohne Risiko ist die Vermarktung eines solch leicht antiquierten Stoffes sicher nicht.

Und wie wirkt nun das berüchtigte „Performance Capture“-Verfahren? Nun, das überzeugt ja vorwiegend dann wenn es eben nicht versucht hyperrealistisch zu sein und echte Menschen darzustellen und ist daher in dieser von vornherein eher künstlichen und leicht verfremdeten Welt genau richtig eingesetzt. Das Cartoonhafte wird dabei sogar durch Elemente wie die, im Vergleich zur Vorlage, durchgehend etwas zu groß geratenen Nasen noch verstärkt - was ein recht cleverer Schachzug ist um den Betrachter gar nicht erst auf die Idee kommen zu lassen, einen Vergleich zu „echten“ menschlichen Darstellern zu ziehen. Denn wie schwierig bis unmöglich es ist, einen im Funny-Stil gezeichneten Comic als realen Film umzusetzen, haben schließlich schon „Asterix“ und „Lucky Luke“ erfahren müssen (von den beiden obskuren und zu Recht fast vergessenen „Tim & Struppi“-Realfilmen der 1960er Jahre ganz zu schweigen).

So gesehen ist die nun angewandte Technik also tatsächlich eher ein Segen für diesen Film. Und das diese dann bei einer Produktion mit den Namen Spielberg & Jackson als Hauptverantwortlichen technisch und visuell auch voll und ganz überzeugt, dürfte wohl niemanden ernsthaft überraschen. Da setzt man dann sogar den 3D-Effekt sinnvoll und gewinnbringend ein, schleudert dem Publikum nicht nur alle möglichen Dinge ins Gesicht, sondern nutzt die zusätzliche Dimension vor allem um Stürme oder auch einen Windstoß wirkungsvoll zu inszenieren. Als herausragend erweist sich dabei eine Verfolgungsjagd, bei der das Objekt der Begierde mehrfach die Hände wechselt und dabei von einer sich stets bewegenden und die Perspektive wechselnden Kamera begleitet und eingefangen wird.

Im Grunde ist der nach so langer Vorbereitungszeit realisierte und von einem gewaltigen Mediengewitter begleitete große „Tim & Struppi“-Kinofilm im Endeffekt gar nicht viel mehr als ein netter, harmloser Kinder- und Abenteuerfilm. Ein außerordentlich hübsch anzuschauender und sehr sympathischer allerdings. Ob das nun mehr oder doch eher etwas weniger ist als man erwarten durfte? Es ist auf jeden Fall eine ganze Menge und vielleicht sogar das Optimum das hier zu erreichen war.

Bilder: Copyright

8
8/10

Großes Unterhaltungskino! Ich bin überrascht, meine Erwartungen wurden übertroffen. Von der ersten bis zur letzten Minute hat mich der Film begeistert und das immer wieder neu. Tolle Technik! Tolle Umsetzung! Gerade auch der altertümliche Charakter des Films hat mir sehr sehr gut gefallen. Hier lohnt sich 3D mal wieder richtig. Ich habe mich mehrmals gefühlt als wäre ich mittendrin, toll. Man wird in eine Welt gerissen in der man 110min unglaublich tief versinken kann und Tim am Ende am liebsten weiterhin begleiten würde...

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8
8/10

acht Augen kann man geben...der Vorspann ist wie beschrieben eine Liebeserklärung an die Comic Serie. Zieht sich durch wie ein roter Faden....Struppi spricht zum Glück nicht ...einfach toll umgesetzt , meine Erwartumgem wurden voll erfüllt.

viel Spass

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Furios und atemberaubend, was S. Spielberg da auf die Leinwand zaubert!

Atemberaubend allerdings in zweierlei Hinsicht: Phantastisch, wie er Tim und Struppi und die anderen zum Leben erweckt, wie er großartige Szenarien und intelligente Szenenübergänge erzeugt, mit Witz und Ironie die Figuren durch das ganze Abenteuer lanciert - aber auch atemberaubend in der Hinsicht, daß man vor lauter action kaum noch Zeit hat, mal ruhig durchzuatmen - weder als Acteur auf der Leinwand noch als Zuschauer im Kinosessel. Es sprudelt alles förmlich vor unbändigem Ideenreichtum, daß man sich manchmal eine kleine Atempause wünschte.

Jedoch - alles in allem: Ein Meilenstein in der Kinogeschichte - nicht nur als Comic-Verfilmung.

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10
10/10

Als Besitzerin eines Foxterriers liebe ich geradezu die Perspektiven auf 'Hundhöhe'. Das ist einfach grandios umgesetzt von S. Spielberg, zumal ja Struppi einer der Hauptrollen spielt.
Ansonsten bin ich S. Spielberg-Filmen gegenüber eher skeptisch, sowohl was Inhalt als auch die Form angeht. Aber mit diesem Film hat er sich wohl selbst eine große Freude bereitet und macht seinem Namen alle Ehre.
Das Kind im Mann, ich finde den Film einfach hinreißend, mehrmals angucken und bitte nur im großen Kino und in 3D!!

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8
8/10

Hatte nach dem Trailer entschieden, den Film nicht im Kino zu sehen. Die Figuren waren mir rein optisch nicht geheuer und ich befürchtete, dass meine Erinnerungen an die tollen Comics von früher ruiniert würden.

Nun habe ich die DVD gesehen und muss sagen, dass der Film schon gelungen ist. Technisch und visuell eine Augenweide und die Geschichte runderneuert und mit viel Liebe zum Detail wiedergegeben. Mit der Umsetzung von Tim kann ich mich weiterhin nicht so ganz anfreunden, aber die Interpretationen aller Figuren sind an sich ja gelungen (sehr schade, dass Gottfried Kramer nicht mehr lebt. Dieser Synchronsprecher aus den damaligen Hörspielen hätte Haddock perfektioniert und mir die Freudentränen in die Augen getrieben). Einige Actionszenen sind fürs Kino entsprechend etwas arg rasant geraten - im Vergleich zu den Comics beinahe schon absurd - aber das lässt sich verschmerzen.

Fazit: Ich wäre bereit für ein neues Abenteuer.

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