Blade 2

Originaltitel
Blade 2
Land
Jahr
2002
Laufzeit
128 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Simon Staake / 17. Juni 2010

Wie treibt man ein vielversprechendes Franchise, das sich völlig überraschend zum Hit entwickelte, in den Ruin? In dem man ihm ein desaströses Sequel folgen lässt, das alles was am Original originell und frisch wirkte in ein schlampiges und größtenteils albernes Konglomerat aus wüsten Klischees, unzufriedenstellenden Effekten und schlichtweg fehlgeleiteter Richtung verwurstet.

"Blade 2" ist als Sequel so mies, dass man sich nicht nur wegen des auch hier des öfteren vorhandenen Gelbfilters unangenehm an den grotesk missratenen "The Crow - City of Angels" - einen der schlechtesten Filme der letzten Jahre - erinnert, ein Film der sich in Sachen schmuddeliger Gothiclook, perverse S/M Atmosphäre und unnötig brutaler Gewalt durchaus mit "Blade 2" vergleichen lässt. Was alles andere als ein Kompliment ist. Wenn ich damals im Spotlight über Comicverfilmungen angesichts der "Crow"-Serie bemerkte, das eine Krähe noch keinen Sommer macht, trifft das traurigerweise auch auf den schwarzen Schwertschwinger zu. Angesichts dieser monumentalen Fehltritte hat man fast das Gefühl, die sehr gelungenen Erstlinge, zwei der besten Comicverfilmungen überhaupt, wären ein Unfall gewesen. Angesichts dessen, was uns hier abgeliefert wird, sollte man höchsteilig einen Pfahl durchs Herz derer treiben, die eine weitere Fortsetzung planen.

Was also ging schief an der expandierenden Saga um den "Daywalker" Blade (Wesley Snipes) - halb Mensch, halb Vampir - , der sich mit mächtig bösem Schwert und noch mächtig böserem Gesichtsausdruck wieder durch Vampirmeuten metzelt?

Der Fall ist eröffnet:

Beweisstück eins: Das Drehbuch. Verfasst von David Goyer, der sowohl für den gelungenen Erstling verantwortlich ist (ein Versehen?), als auch am genialischen "Dark City" mitschrieb. Allerdings auch alleinverantwortlich ist für "The Crow - City of Angels". Was dann zwar die vielen Parallelen erklärt bis hin zu einer lachhaften und wahrlich traurigen Selbstkopie in der Schlussszene (ist der Mann von Peepshowboxen besessen, oder was?), aber auch beweist, dass man hier auf den völlig falschen Mann zurückgegriffen hat. Während Goyers Vorliebe für Gothic - für ihn offenbar synonym von S/M Look, Leder en masse und möglichst viel Perversität und grotesken Bildern - bei z.B. "Dark City" offensichtlich von den Co-Autoren in Schach gehalten wurde, hat er hier freie Bahn, und es zeigt sich. Seine Geschichte, um eine Allianz zwischen Blade und der Vampirgemeinde zwecks Bekämpfung eines wesentlich schlimmeren gemeinsamen Feindes, ist in der Konzeption schon ein alter Hut, in ihrer Ausführung noch weitaus dürftiger. Da wird Blade nach Rettung seines alten Mentors und Waffenschmieds Whistler (Kris Kristofferson) mit dem "Bloodpack" zusammengeworfen, als Spezialkampftruppe quasi die GSG-9 der Vampire, und bekommt dann mit dessen Mitglied Nyssa, gleichzeitig auch Tochter von Vampirobermotz Damaskinos, zwecks größerem dramatischen Effekt auch noch ein love interest auf den muskulösen Leib geschrieben. Natürlich hat Blade dann auch erstmal derbe Probleme mit seiner neuen Crew und ihrem erstmaligen Anführer Rheinhart (Ron Perlman), bevor er sich dann auf die Jagd nach den "reapers" machen kann. Angeführt von Nomak (Luke Goss),sind die "reapers" so eine Art Übervampire, die sowohl Menschen als auch Vampire gleichermaßen in ihren Speiseplan aufnehmen. Die üblichen absehbaren Konflikte innerhalb der Gruppe folgen, direkt danach dann ein paar lächerliche plot twists, die aber in ihrer Simplizität und Vorhersehbarkeit erstens nur Gähnen auslösen und zweitens zu einem Zeitpunkt kommen, an dem man diesen hoffnungslosen Film schon lange aufgegeben hat.

Beweisstück zwei: Die Regie. Hier wird's haarig, denn Guillermo del Toro ist eigentlich kein schlechter. Mit seinem Debüt "Cronos" (1993) schrieb er gelungen den Vampirmythos um und seine letztjährige Geistergeschichte "The Devil's Backbone" wurde ebenso von der Kritik gefeiert. Leider liegt zwischen diesen beiden in seiner Heimat Mexiko gedrehten Streifen auch "Mimic", sein US-Debüt und eine ziemliche Gurke. Del Toros Dilemma kann man wohl am besten als "John Woo-Syndrom" beschreiben, denn der Meister des Hongkongkinos fing in den USA auch mit einem Flop an (dem Van Damme-Vehikel "Hard Target"), ließ dann eine einfallslose Auftragsarbeit folgen ("Broken Arrow") und schwang sich erst dann mit "Face/Off" zu alter Stärke auf. Auch Del Toro braucht wohl noch einen weiteren Versuch, um auf US-Boden zu überzeugen, was immerhin auf die Zukunft hoffen lässt. Man kommt bei "Blade 2" nicht um den Eindruck herum, dass er schlichtweg der falsche Mann für den Job ist. Was insofern ironisch ist, als dass er wahrscheinlich ein besserer Regisseur ist als Stephen Norrington, der Regisseur des gelungenen ersten Teils. Wo aber Norrington als ehemaliger F/X-Experte gar nicht unnötig versuchte, der Geschichte große dramatische Tiefe oder Subtilität zu geben, sondern auf einen pulsierenden Soundtrack, State of the art Effekte und visuellen Overkill setzte, ist Del Toros Versuch, eine düstere Atmosphäre zu zaubern, fehlgeleitet. Der erste "Blade" verstand sich als und war auch Popcornkino, das aber vom feinsten, und konnte damals - in der Pre-"Matrix" Ära - noch Maßstäbe in Sachen Coolness und Überstilisierung setzen. Überstilisiert wird hier auch, aber an den falschen Stellen (siehe Beweisstück eins). Einzig an den bizarren Sets lässt sich Del Toros Handschrift teilweise ablesen, nicht unbedingt zum Vorteil. Dass er sich nach "Mimic" wieder hauptsächlich in Abwasserkanälen herumtreibt ist nicht nur erstaunlich, sondern verleiht dem Film auch ein langweiliges, in seiner konsequent "morbide! morbide!" schreienden Form ermüdendes Äußeres.

Beweisstück drei: Die Effekte. Man mag mich ja der Nostalgie bezichtigen, aber prothetisches Make-up und mechanische Effekte waren und sind - wenn richtig gemacht - noch immer das Beste und Glaubwürdigste. Nichts gegen die zugegebenermaßen erstaunlichen digitalen Fortschritte, aber Trickvehikel wie die "Die Mumie"-Filme haben alle Mühe, nicht in ihrem eigenen CGI-Hintern zu verschwinden, während Actionmüll a la "Romeo must die" von den lächerlich eingeflochtenen Digitaleffekten nicht profitiert, sondern nur noch mehr zum Ziel von Hohn und Spott wird. Das gleiche Problem zeigt sich in "Blade 2". Die digitalen Effekte sind jederzeit als solche zu erkennen und zum Beispiel in diversen Kampfszenen wenig überzeugend. Die Effekte, die für die ‚reapers' benutzt wurden, sehen in ihrer offensichtlichen digitalen Herkunft und Falschheit mit Verlaub eher lächerlich denn furchteinflößend aus. Während Offensichtliches aus dem Computer aber in reinem Popcornkino wie der "Mumie" oder dem Original-"Blade" funktioniert, weil selbstironisch angehaucht, ist es in diesem viel zu ernsten, übermäßig grimmigen Film fehl am Platze.

Beweisstück vier: Die Besetzung. Pluspunkt ist hier ganz klar die Rückkehr von Kris Kristofferson als Whistler, der schon dem ersten Film emotionales Rückgrat gab. Wesley Snipes ist als Blade hier wesentlich selbstsicherer und stilisierter, muss aber aufpassen, dass er seinen ikonischen Charakter nicht mit zuviel Posing in die Selbstparodie treibt. Seine Liebste Nyssa ist ein ganz klarer Schwachpunkt, denn Leonor Varela hat außer recht nettem Äußeren nicht viel zu bieten. Für den Bloodpackleader mit dem schön teutonischen Namen Rheinhart sind die - nun ja, sagen wir mal gewöhnungsbedürftigen - Gesichtszüge von Ron Perlman perfekt, um ihn als hässlichen Deutschen zu verkaufen. Apropos: Der so richtig hässliche Deutsche ist Thomas Kretschmann als Vampirobermotz Damaskinos, in Nosferatu-Look mit Glatze und spitzen Zähnen. Leider ist eben jener Look klischeehaft und lächerlich, wie auch Perlmans badass-Posen, aber was sollen sie auch machen. Gegen dieses Drehbuch anzuspielen ist fürwahr eine Mission Impossible. Als lustiges Detail sei noch angemerkt, dass der andere Glatzkopf, Reaper-Anführer Nomak, von Luke Goss gespielt wird, der in den 80ern mit Zwillingsbruder Matt als Platikboyband "Bros" auftrat. Erinnert ihr Euch? When will I, will I be famous? So auf jeden Fall nicht, Luke!

Schlussplädoyer: "Blade 2" ist ein Film der nicht nur völlig überzogen brutal ist, sondern auch stümperhaft und dümmlich in nahezu allen Bereichen. Die Geschichte schliddert vom nur Unappetitlichen ins bodenlos Alberne, und spätestens wenn sich Blade und Gegner am Ende mit Suplexen, Elbow Drops und anderen Wrestlingmoves bekämpfen sind wir nicht mehr bei C wie Cool sondern C wie Cheesy, und zwar nicht zu knapp. Eine bodenlose Enttäuschung.

Urteil: Drehbuchautor David Goyer wird dazu verurteilt, seine kindlich-peinlichen Gothic-Ideen nicht mehr in Drehbücher einzubringen und damit Filme zu ruinieren. Regisseur Guillermo Del Toro wird dazu verurteilt, bei seinem nächsten US-Film endlich sein Potential zu nutzen und einen guten Film zu drehen. Die Spezialeffektcrew wird dazu verurteilt, entweder ihren Job besser zu machen oder die alten Hasen aus der Mechanikabteilung ran zu lassen. Die Schauspieler werden weitestgehend freigesprochen, ihre Mitschuld ist geringfügig.

Das hohe Gericht hat gesprochen. Fall "Blade 2" ist abgeschlossen.


10
10/10

ich fand den ersten teil GEIL , den zweiten GEILER und biiiiiiitte schreibt einen neuen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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8
8/10

umso mehr habe ich mich gefeut über Blade II, und noch mehr da der Film ungeschnitten in den Kinos lief. Aber jetzt zu meinem Kommentar. Klar, Blade II ist nicht gerade ein Perfekter Film, er schafft es auch nicht an den ersten Teil heranzukommen, aber hey, dass ist ne Fortzezung, dass soll nicht heißen dass er schlecht ist, die Action wurde verbessert, die Spezial Effekte auch, aber irgendwie gefällt mir der erste

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5
5/10

Ich finde beide Teile gut. Nur da sind meiner Meinung nach zu wenige Schocker... fänd's geil mit n bisschen Adrenalinkick :-)
Ansonsten war ich auch überrascht, dass Blades Kumpel (der sich im ersten teil erschossen hat) plötzlich wieder lebte....:-(

LG

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8
8/10

weil es an manchen teilen lang weilig war

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