Denzel Washington ist momentan wirklich groß im Geschäft: In früheren Jahren oft nur für seine erstklassigen schauspielerischen Leistungen respektiert, erweisen sich seine Filme seit einiger Zeit auch noch regelmäßig als Kassenknüller: Das galt letztes Jahr für "Gegen jede Regel" und "Training Day", und das ist ihm auch mit seinem neuesten Werk - zumindest in den USA - wieder geglückt. Viel mehr Positives gibt es aber über "John Q" auch nicht zu sagen, denn außer einem starken Denzel Washington wird uns hier leider nicht viel geboten.
Washington gibt uns hier John Quincy Archibald, einen einfachen Fabrikarbeiter der seine Frau und seinen neunjährigen Sohn Michael über alles liebt. Finanziell sieht es für die junge Familie nicht besonders rosig aus, sogar das neue Auto wird gepfändet als John die Raten nicht mehr zahlen kann. Doch das ist alles nichts gegen den Schock, der ihm kurz darauf widerfährt: Bei einem Baseballspiel bricht Sohnemann Michael plötzlich bewusstlos zusammen. Die niederschmetternde Diagnose: Michaels Herz ist viel zu groß und ohne eine baldige Transplantation wird er sterben. Doch die Operation ist teuer uns selbst die geforderte Anzahlung von 70.000 Dollar stellt John vor unüberwindbare Probleme, denn seine Versicherung deckt "Schäden" dieser Größenordnung nicht ab. Alle Bemühungen Johns durch mehr Arbeit und Spendensammlungen die nötige Summe aufzubringen reichen nicht aus, und als auch sein letzter Versuch scheitert, den verantwortlichen Arzt zur Operation zu bewegen, greift John zum letzten Mittel: Er nimmt kurzerhand den gesamten Saal der Notaufnahme - mit sämtlichen Ärzten und Patienten - als Geisel und fordert die sofortige lebensrettende Operation für seinen Sohn.
"Manchmal muss ein Mann tun, was ein Mann eben tun muss" und eine begeisterte Menge feiert dementsprechend John bald als Helden, während der erfahrene Polizist Grimes (Robert Duvall) verzweifelt versucht die Lage zu beruhigen. Ein derart aufrichtiger und herzensguter Mann ist dieser John Q., so dass kein Zuschauer daran zweifeln mag, dass der hier das einzig Richtige unternimmt (wo doch sogar die Geiseln durchgehend Anerkennung murmeln). Denzel Washington verkörpert überzeugend diesen vom Schicksal geprüften Mann mit einfachen, aber hochmoralischen Werten. Dass er das kann hat er allerdings schon öfter bewiesen und nicht ohne Grund erhielt er seine Oscarauszeichnung gerade für eine ganz andere Facette seiner Schauspielkunst: Beweist er in "Training Day" doch, welch faszinierende Ausstrahlung er auch einem richtigen "Bad Ass" verleihen kann. "John Q" dagegen ist eher ein Schritt zurück in eine klischeehafte Rolle inmitten einer eben solchen Story. In der auch die dort zu erwartenden Versatzstücke nicht fehlen: Ein guter Cop und ein böser, der alles gefährdet. Eine sensationslüsterne Presse (gleichfalls "gefährdend") und als Krönung ein "Akt Gottes" als Rettung in wirklich allerletzter Sekunde. Und wenn dann der bis dahin so harten und unnachgiebigen Krankenhauschefin plötzlich noch vor Rührung die Tränen kommen, wird es wirklich ein bisschen arg albern.
Aber gut, wir wollen nicht unfair sein und attestieren, dass "John Q." sicherlich mit all diesen stilsicher eingesetzten Mitteln bei einem Großteil des Publikums auch funktioniert und den ein oder anderen (beabsichtigten) Kloß im Hals bewirkt. Zudem ist letztlich wirklich niemand richtig böse in diesem Film, denn Schuld ist eigentlich doch nur das ungerechte und marode amerikanische Gesundheitssystem. Nun, DAS wäre doch wirklich mal ein Thema für eine durchaus angebrachte ernsthafte Diskussion. Diese allerdings kann das Filmmärchen "John Q" ganz bestimmt nicht leisten.
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