Mit "Paul - Ein Alien auf der Flucht" prallen zwei transatlantische Versionen der Männer-Komödie (oder "Bromedy" wie dieses Genre in den USA auch gerne genannt wird) aufeinander. Auf der einen Seite haben wir Regisseur Greg Mottola, der schon bei der Judd Apatow-Produktion "Superbad" Regie führte und sich auch in seinem letzten Film "Adventureland" als würdiger Vertreter der Apatow'schen "Bromedy"-Schmiede erwies. Dem gegenüber stehen die beiden Engländer Simon Pegg und Nick Frost, die mit der Zombie-Satire "Shaun of the Dead" und der Polizeikomödie "Hot Fuzz" ihre ganz eigene - sehr britische - Variante der Buddy-Komödie entwickelten.
Pegg und Frost haben für "Paul" das Drehbuch geschrieben und spielen hier auch die Hauptrollen. Sie spielen Graham (Simon Pegg) und Clive (Nick Frost) zwei Freunde und Comicfans, die aus England in die USA reisen, um eine Comic-Convention zu besuchen. Auf dem Rückweg beobachten sie einen Unfall, als dessen Verursacher sich zu ihrem beachtlichen Erstaunen das Alien Paul erweist (im Original gesprochen von Seth Rogen, deutsche Synchronstimme: Bela B. von den "Ärzten"). Paul ist gerade aus einer streng geheimen staatlichen Einrichtung geflohen und will nun wieder zurück zu seinen "Leuten" fliehen. Graham und Clive wollen ihm dabei helfen.
Greg Mottola inszeniert die erste Viertelstunde relativ schwungvoll. Man folgt den beiden Hardcore-Comic-Fans gerne durch die Hallen der Comic-Convention. Manchmal bekommt man fast den Eindruck, als würden Pegg und Frost (die auf solchen Veranstaltungen ihrerseits viele Fans haben) sich selbst spielen. Und auch die Begegnung mit Paul, der sich als kiffender, trinkender und fluchender Kumpel in Form eines Außerirdischen herausstellt, hat etwas sehr Erfrischendes.
Doch schon bald darauf geht dem Film leider etwas die Luft aus. Synonym dafür ist die Figur Ruth Buggs (Kirsten Wiig). Sie ist eine ultrareligiöse Christin, die fast den ganzen Film über ein ulkiges T-Shirt mit einem Cartoon von Jesus trägt, der gerade Darwin erschießt mit dem Kommentar "Evolve This!". Doch Ruths Figur bringt keinen neuen Wind in den Film. Die sich langsam anbahnende Romanze mit Graham wirkt steif und überflüssig. Das liegt auch daran, dass fast alle Charaktere hier selten flach ausfallen, also genau jene Vielsichtigkeit vermissen lassen, die Filme dieses Genres wie "Beim ersten Mal" oder "Superbad" ausgezeichnet hat. Selbst ein Comedy-Veteran wie Jason Bateman, der hier einen Agenten auf der Jage nach den beiden Nerds und ihrem Alien-Kumpel spielt, bekommt eigentlich viel zu wenig zu tun und agiert weit unter seinen Möglichkeiten.
Das führt in letzter Konsequenz dazu, dass "Paul" in den letzten zwei Dritteln eher zu einer Filmzitate-Sketch-Show mutiert und kein konsistentes Werk mehr ist. Wer an den vielen - manchmal mehr, manchmal weniger gelungenen - "Alien"-, "E.T."-, "Independence Day"- und "Unheimliche Begegnung der dritten Art"-Anspielungen Gefallen findet, wird vielleicht die großen dramaturgischen Schwächen des Films ignorieren können. Am Ende ist "Paul" aber ein Film, der sich nur an eine ganz bestimmte Zielgruppe richten möchte und auch nie versucht, diese signifikant zu erweitern. Ein amerikanischer Kritiker bezeichnete ihn darum folgerichtig als "Film von Nerds, über Nerds, für Nerds." Daran ist nichts schlecht. Man sollte das nur wissen, bevor man die Kinokarte kauft.
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