Es hätte so schön sein können. Da hört man was von einer tragischen Romanze mit Grauhaar Richard Gere und Rehauge Winona Ryder und wagt zu hoffen. Könnte da etwa eine kleine Perle des Liebesfilms entstanden sein? So etwas in Richtung "Pretty Woman" etwa? Nein. Leider bleibt der Trailer besser, als der gesamte Film mit seinen 106 Minuten zu werden vermag. Denn der verfällt hemmungslos dem Kitsch. Die Story ist schnell erzählt: Will Keane (Richard Gere) ist smart, reich und begehrt. Ihm gehört ein In-Restaurant, und die High-Society von New York liegt ihm zu Füßen. Frauen natürlich auch. Die speist er nach einigen vergnüglichen Abenden mit seinem Standardsatz ab: "Wir haben keine Zukunft". Und genau diesen Satz schmettert er auch der 27 Jahre jüngeren, beschützenswert wirkenden Charlotte Fielding (Winona Ryder) an den Kopf. Doch deren Herz kann man nicht mehr brechen: Es ist so schwer krank, dass sie bald sterben muss. Die Liebe auf Zeit beginnt. Der alte Gigolo lehrt die zarte Märchenfee zu leben. Und sie lehrt ihn zu lieben. So verspricht es zumindest der Trailer. Alles in allem erinnert der Plot sehr an den Tränenklassiker "Lovestory". Dazugemischt wurden viele, viele Klischees. Da ist natürlich der bedauernswerte alte Herr, der nicht lieben kann und eiskalt ist. Seine Tochter hat er schon immer sträflich vernachlässigt, aber keine Angst: Versöhnung naht. Als er endlich seine wahre Liebe findet, ist die todkrank. Also beginnt der Wettlauf mit der Zeit, die Suche nach einem Herzchirurgen. Gere spielt mal wieder den Supermann mit Lachfältchen und betörendem Blick. Sein Problem nur: Man nimmt ihm nichts ab. Weder seine neuentdeckte Liebe noch seine Angst um die kranke Charlotte. Sein Schauspiel bleibt an der obersten Oberfläche, er wirkt wie ein kalter Fisch mit grauen Schläfen. Ganz anders Winona Ryder. Sie spielt eine naive Hüte-Bastlerin, die in ihrer Freizeit bunte Perlen aneinanderreiht und bei ihrer Oma wohnt. Sie ist schüchtern und schlagfertig zugleich. So stellen wir uns die Bewohner der Millionenmetropole New York vor. Oder? Wie auch immer: Ryder mag man sofort in ihrer fraulichen Rolle, sie spielt überzeugend. Sehr nachvollziehbar und glaubhaft ist also, dass der kalte Alte durch seine junge Geliebte plötzlich Gedichte liest, sich mit seiner Tochter versöhnt und sogar Tränchen verdrückt. Die Jagd nach Klischees geht weiter: Die Kamera macht den Big Apple in "Es begann im September" zu einer sauberen, stillen Parklandschaft mit Enten, Schwänen und glücklichen Kindern und taucht die gesamte Szenerie kräftig in Weichzeichner. Hier kennt jeder Pförtner jeden Hausbewohner mit Namen, hat natürlich ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zu allen. Auch die schönen Kamera-Spielereien mit den vielen Spiegeln, Glasscheiben oder Glasperlen im Film retten bei der seichten Story nichts. In den USA und Kanada sollte der Film vor dem offiziellen Start den Kritikern gar nicht erst vorgeführt werden - man wollte keine wertvollen Details der ach so spannenden Story verraten. Richard Gere intervenierte, und so wurde der Film ordentlich verrissen. Doch auch die Hauptdarsteller schienen - wenn man den Gazetten glauben mag - nicht so wahnsinnig bei der Sache zu sein: Ryder und Gere sollen sich gefetzt haben wie Hund und Katze. Beste Voraussetzungen also, um der Kameralinse die wahre Liebe vorzugaukeln. Das viel zu lange amerikanische Regiedebüt der Chinesin Joan Chen ist alles in allem enttäuschend. Sehenswert bleibt der Film einzig und allein durch die wunderbare Winona Ryder, der man am liebsten sein eigenes Herz spenden würde, um sie zu retten. Zu dumm nur, dass Altplayboy Gere alias Will Keane nicht auf die Idee gekommen ist. Denn dann hätte der Film statt des vorhersehbaren Schlusses garantiert einen verdienten Aha-Effekt gehabt.
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