Wenn es nach dem kleinen Nick (Maxime Godart) geht, müsste sich an seinem Leben im beschaulichen Frankreich der späten 50er Jahre eigentlich überhaupt nichts ändern. Für seine Eltern (Kad Merad, Valerie Lemercier) ist er ihr Ein und Alles, er hat ein paar tolle Freunde und selbst beim Lernen in der Schule ergeben sich genug Möglichkeiten für Späße, auch wenn diese die gutmütige Lehrerin (Sandrine Kiberlain) schon ab und zu leicht verzweifeln lassen. Dieses schöne Leben droht jedoch aus den Fugen zu geraten, als Nick plötzlich eindeutige Hinweise dafür zu erkennen glaubt, dass bei seinen Eltern ein weiteres Baby im Anmarsch ist. Aus den Berichten anderer Kinder, denen das Gleiche widerfuhr, weiß er bereits, dass die auf einmal dann nicht mehr im Mittelpunkt standen. Man munkelt sogar, dass der eine oder andere einfach ausgesetzt und zurückgelassen wurde. Um diesem grausamen Schicksal zu entgehen, müssen nun also fleißig Pläne geschmiedet werden. Rene Goscinny war ein Genie. Der bereits 1977 im Alter von nur 51 Jahren verstorbene Autor besaß die seltene Gabe über ein Humorverständnis zu verfügen, welches wie bei kaum einem anderen so ambivalent Kinder und Erwachsene gleichzeitig begeistern konnte, da es auf mehreren Ebenen funktionierte. Je nach eigenem Alter und Entwicklungsstand des Lesers standen Goscinnys Schöpfungen wie "Asterix" oder "Lucky Luke" daher entweder für unbeschwerte, einfach nur witzige Unterhaltung oder eben auch für ein geistreiches, mit zahllosen Anspielungen gespicktes Spiel mit der Kulturgeschichte. In den rund 20 Jahren, in denen Goscinny sich auf dem Zenit seines Könnens befand, hat er diese Kultur daher selbst um unzählige unvergessliche Kleinodien bereichert. Es ist natürlich ein sehr künstlicher, in sich geschlossener autarker Kosmos, in dem diese Geschichten angesiedelt sind. Derart friedlich, harmlos und seltsam unberührt von Fernsehen, Radio oder gar Verbrechen, war diese Welt eigentlich schon zu ihrer Entstehungszeit hoffnungslos veraltet. Und doch verbreitet sie ein Flair und einen Zauber, bei dem sich wohl so ziemlich jeder einbildet, genau so eine Kindheit erlebt zu haben - oder sich das zumindest wünscht. Aus Kindersicht in eher einfachen Sätzen erzählt, registriert man nur als Erwachsener, was da meistens wirklich vor sich geht, während es an den ständig mit neuen Aufregungen beschäftigten Kindern mehr oder weniger vorbeiläuft. Ohne eine auch in den Nebenrollen nahezu perfekt ausgewählte Besetzung hätte das alles aber nicht funktioniert, und so müssen auf jeden Fall auch über die Darsteller noch ein paar Worte verloren werden. Bei den - zugegebenermaßen meist auf nur eine herausragende Eigenschaft reduzierten - kindlichen Nebendarstellern war die Besetzung wohl noch am Einfachsten, bei der Hauptfigur Nick vermutlich schon weniger. Mit dem netten (aber nicht zu netten) und hübschen (aber nicht zu hübschen) zehnjährigen Debütanten Maxim Godart hat man aber eine gute Wahl getroffen, denn der legt seinen Nick zwar liebenswert, aber auch nicht zu süß und naseweis an. Bei den Erwachsenen ragen zwei Darsteller heraus: Der seit "Willkommen bei den Sch'tis" auch hierzulande recht bekannte Charakterkopf von Kad Merad als Nicks von den Mühen mit Familie und Beruf oft etwas überforderte Vater, und vor allem Sandrine Kiberlain als stets etwas verkrampfte und um Strenge bemühte Klassenlehrerin, die aber natürlich in Wahrheit alle ihre Schüler ins große Herz geschlossen hat. "Der kleine Nick" ist in der Tat derart bezaubernd, dass man dieses Adjektiv hier auch noch ein zweites Mal verwenden darf, und es ist einfach rundherum erfreulich, wenn eine Adaption tatsächlich mal so überzeugend gelingt. Für jeden, der sich nicht gerade am gleichen Tag seine Lippen hat operieren lassen, dürfte es daher praktisch unmöglich sein, den Saal nach der Vorstellung nicht mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu verlassen. |
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