Es ist schon eine Weile her und trug sich in den Jahren 1925-1934 in Japan zu, in einem Vorort von Tokio. Dort wurde der Akita-Hund Hachiko zu einer lokalen Berühmtheit, der sogar noch zu Lebzeiten eine Statue errichtet wurde. Grund dafür war die außergewöhnliche Treue, die den Vierbeiner dazu brachte auch nach dem Tod seines geliebten Herrchens, einem Universitätsprofessor, jeden Nachmittag am Bahnhof auf dessen Rückkehr mit dem 17 Uhr-Zug zu warten. Eine Statue steht dort noch heute und vor rund 20 Jahren gab es auch bereits eine japanische Verfilmung des Stoffes. Da diese Geschichte aber wohl wirklich eine universelle ist, nahm sich nun Lasse Hallström ("Gilbert Grape", "Gottes Werk und Teufels Beitrag", "Chocolat") des Themas an und präsentiert eine neue und anrührende Version.
In der gibt Richard Gere den gutmütigen Professor Parker Wilson, der einen anscheinend herrenlosen Hund, der ihm am Bahnhof zugelaufen ist, mit nach Hause nimmt. Seine Frau (Joan Allen) ist davon zunächst wenig begeistert, aber alle Bemühungen, den eigentlichen Besitzer aufzutreiben oder einen anderen Adoptionswilligen zu finden, scheitern und so bleibt "Hachiko" schließlich doch im Hause der Wilsons. Zumal sich zwischen Parker und seinem neuen Schützling mittlerweile eine enge Beziehung entwickelt hat, bei der der Hund sich immer mehr auf seinen neuen Herren fixiert. Irgendwann beginnt er sogar, ihm morgens auf dem Weg zur Arbeit zum Bahnhof zu folgen und auch am Nachmittag wieder rechtzeitig vor Ort zu sein, um ihn dort zu empfangen. Auch den Bediensteten am Bahnhof ist der Hund bald ein guter Bekannter und ein vertrautes Gesicht. So geht es einige Zeit weiter, bis Hachiko dann eines Tages vergeblich auf die Rückkehr seines menschlichen Gefährten wartet….
Ganz klar: Was Regisseur Hallström hier dann in der letzten halben Stunde an Emotionen aufs Publikum einströmen lässt, darf, kann und muss man eigentlich als gezielten Angriff auf die Tränendrüsen bezeichnen. Diesen Szenen, in denen die vergehenden Jahre aus der Sicht des einsamen und traurigen Tieres gezeigt werden, wird sich auch ein gestandener Filmfreund, der sich nur deshalb in einer Vorführung von "Hachiko" wiederfindet, weil ihm einfach kein brauchbares Argument gegen diesen von der Freundin gemachten Film-Vorschlag eingefallen ist, kaum entziehen können. Der eine oder andere Kloß im Hals dürfte also sicher sein und ist natürlich auch absolut beabsichtigt. Hart an der Grenze zum Kitsch hantiert der für seine gefühlvollen Werke ja durchaus bekannte Schwede hier und es ist eine recht undankbare Aufgabe, da nun mit der üblichen strengen Messlatte eines Kritikers ranzugehen.
Dieser Film ist schon ein sehr spezieller und auch absolut Hollywood- untypisch, was sich schon beim Einsatz eines große Namens wie Richard Gere zeigt, dem natürlich völlig bewusst ist, dass er hier auch als Kopf der menschlichen Darstellerriege nur die zweite Geige spielen kann und der sich dennoch nicht zu schade war, in einem Film mitzuwirken, in dem er irgendwann aus der Handlung verschwindet um einem Hund von da an das Feld fast alleine zu überlassen.
Genauso ungewöhnlich ist es natürlich auch, dass wir an dieser Stelle über die Entwicklung der Handlung so frei sprechen. Aber nicht nur ist die Legende vom Hund Hachiko wohl einigen bereits bekannt, auch die Eigenwerbung für den Film lässt an dem, was passieren wird, ja keinerlei Zweifel, und darauf nun nicht einzugehen ist bei einer Besprechung des Films schlicht nicht möglich. Man hat sich also darauf einzustellen und betrachtet die wachsende Freundschaft (oder gar Liebe?) zwischen Mensch und Hund daher mit dem Wissen, dass sie nicht von unendlicher Dauer sein wird. Trotz der erwähnten "zweiten Geige" verkauft sich Gere aber in seinen Leinwandminuten unglaublich liebenswert und sympathisch und liefert so zumindest eine Basis, um die außergewöhnliche Treue des Hundes auch weit über den Tod hinaus so glaubwürdig und nachvollziehbar wie möglich erscheinen zu lassen - auch wenn dies allemal schwierig bleibt, handelt es sich doch um ein alles andere als alltägliches Verhalten. Die etwas schiefen Schwarzweiß-Bilder, mit denen Kameramann Ron Fortunato versucht, uns die "Sichtweise" des Hundes nahe zu bringen, sind dabei dann allerdings doch nicht mehr als ein nicht restlos überzeugendes Hilfsmittel, um vielleicht ein wenig in die Psyche dieses Tieres schauen zu können.
Fazit: Ein in seinem gesamten Aufbau reichlich ungewöhnlicher Film, der schwer nach gängigen Maßstäben zu bewerten ist und bei dem auf jeden Fall etwas Toleranz angebracht ist, um nicht allzu arg mit Bezeichnungen wie "rührselige Schnulze" um sich zu werfen. Wer will, darf das natürlich trotzdem tun, er versäumt dann allerdings ein Werk, das man auch genauso berechtigt mit "einfach schön" betiteln kann.
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