Die "Fast & Furious"-Reihe ging bisher den üblichen Weg einer aus dem Überraschungserfolg des Originals geborenen Franchise. Von Fortsetzung zu Fortsetzung kommerziell erfolgloser und qualitativ schwächer werdend, konnte man in diesem Fall zudem noch verfolgen wie auch Stück für Stück die Hauptdarsteller verloren gingen. Vin Diesel wollte schon bei Teil Zwei nicht mehr und Paul Walker passte der Ausflug nach Japan im dritten Teil "Tokyo Drift" dann anscheinend auch nicht in den Terminplan. Wenn es also trotzdem unbedingt irgendwie weitergehen und wieder eine nennenswerte Zuschauerzahl angelockt werden soll, hilft also nur noch die Radikalkur in Form eines Comebacks der Originalbesetzung.
Bei Paul Walker dürfte das nicht allzu viel Überredungskraft gekostet haben und über Vin Diesels fragwürdige Karriereplanung wurde auf diesen Seiten ja schon des Öfteren gerätselt. Wenn der charismatische Muskelberg nun also tatsächlich wieder das macht was er doch eigentlich nicht wollte (nämlich sich für Action-Sequels verheizen - auch bei "xXx" hatte Diesel zur Fortsetzung Nein gesagt), spricht das ja im Grunde für sich. Somit handelt es sich hier aber immerhin um die eigentliche Fortsetzung von Teil Eins, sowohl besetzungstechnisch als auch inhaltlich. Vielleicht hat man ja auch deshalb auf die Nummer Vier im Titel verzichtet und stattdessen einen recht holperigen Untertitel drangehängt.
Ist der Cash-Gedanke hinter dem neuen Beitrag also offensichtlich, so legt dieser doch zunächst mal recht ordentlich los und lässt es in einer Anfangssequenz nach James Bond-Kaliber gewaltig krachen. Auf einem Highway inmitten der Dominikanischen Republik, in die sich Dominic Toretto (Vin Diesel) aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit zurückgezogen hat, werden wir Zeuge eines spektakulären Überfalls auf einen Tanklastzug. Dieser wird von Dominic und seinem Team geentert und dann Anhänger für Anhänger abgekoppelt, halsbrecherische Stunts und Fahrmanöver selbstredend inklusive. Ein Aufwand, der visuell so enorm viel hergibt, dass man bereits zu diesem Zeitpunkt wieder bereit ist, alle Fragen nach Sinn und Logik des Ganzen über Bord zu werfen, selbst wenn am Ende der Jagd dann sowieso doch wieder alles in Flammen aufgeht.
Nachdem wir nun also wissen, wo Dominic ist und was er macht, müssen wir ihn noch irgendwie zurück nach L.A. bekommen. Als taugliches Mittel erweist sich dabei dann die Ermordung von Freundin Letty, die damit außer ihrem Einsatz in der Eröffnungssequenz logischerweise nichts mehr zu tun haben wird - womit dann auch der Einsatz von Original-Castmitglied Michelle Rodriguez als besserer Cameo-Auftritt abgehakt werden kann. Dominic will natürlich Rache, macht sich auf den Weg und wie es der Zufall so will steckt hinter dem Attentat anscheinend genau derselbe Fiesling, dem auch Cop Brian O'Conner (Paul Walker) gerade auf der Spur ist. Na also, war doch mal wieder gar nicht so schwer, unsere beiden Protagonisten irgendwie zusammenzuführen. Man begegnet sich, man ermittelt undercover. Und man redet und das nicht zu knapp. Über die Vergangenheit und darüber wer hier der moralisch verkommenere von Beiden ist. Die Beziehung von Brian zu Dominics Schwester Mia (Jordana Brewster) muss ebenfalls nochmal neu ausdiskutiert werden und schon hätten wir ein weiteres vertrautes Familienmitglied aktiviert.
Aber ernsthaft, nach dem erwähnten starken Auftakt nimmt Regisseur Justin Lin, der hier nach "Tokyo Drift" erneut inszenieren darf, unverständlicherweise erst mal ganz gewaltig das Tempo raus und findet das Gaspedal dann auch bis zum Finale nur sporadisch wieder. Und das ist schlecht, sehr schlecht sogar im Rahmen einer Filmreihe, die wie kaum eine andere eigentlich auf Testosteron gestählte Action baut und von der nun wirklich niemand eine komplexe Handlung oder bedeutungsschwangere Dialoge erwartet. Nicht, dass man die hier etwa geboten bekäme, aber das Gerede und Gegrübel im entsetzlich langen Mittelteil ist wirklich sehr ermüdend und die Gangster/Rache-Story ja nun auch wahrlich nicht so interessant, dass man darauf derart viel Leinwandzeit verwenden sollte.
Da bleibt einem wirklich kaum etwas anderes übrig, als sich an den nach wie vor beeindruckenden Muskeln des nach wie vor ziemlich cool und lässig agierenden Vin Diesel zu erfreuen. Zwar sind die Straßenrennen, an denen unsere Helden zwecks Annäherung an die gesuchten Hintermänner teilnehmen, nicht weniger rasant und kompetent inszeniert als gewohnt, aber es handelt sich dabei dann halt um nicht viel mehr als kurze Weckrufe, bevor es schließlich zum Finale doch nochmal zur Sache geht und eine Verfolgungsjagd in Mexiko und durch die Stollen eines Bergwerks für etwas Unterhaltung sorgt, die man so nicht schon zigmal gesehen hat.
Was zu dem Fazit führt, dass hier also nur die Szenen jenseits der US-amerikanischen Grenze richtig überzeugen können. Was aber eine eher merkwürdige Erkenntnis darstellt, aus der man nun auch nicht wirklich etwas Brauchbares schlussfolgern kann. Deshalb lassen wir das an dieser Stelle auch, kommen zum Schluss und sprechen nebenbei noch die Empfehlung aus, dass dies auch die "Fast & Furious"-Reihe langsam mal tun sollte.
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