Tagebuch eines Skandals

Originaltitel
Notes on a scandal
Land
Jahr
2006
Laufzeit
92 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Patrick Wellinski / 9. Juni 2010

 

Vorsicht, hier kommt die Neue. Der Direktor der Londoner St George's Schule stellt dem Lehrerkollegium eine neue Kollegin vor. Und sie ist schön. Wunderschön. Dieses unsagbar blendende blonde Haar, das makellose elfenhafte Gesicht verzaubert jeden auf der Stelle. Es ist nicht weiter wichtig, dass Sheba Hart (Cate Blanchett) als Kunstlehrerin ein gewisses Klischee erfüllt. Doch an dieser Schule wird sie es schwer haben. Es mangelt ihr, so scheint es, an Durchsetzungsvermögen gegenüber der pubertierenden Jugend.
Das wundert Barbara Covett gar nicht. Die fast drei Jahrzehnte ältere Lehrerin ist eine zynische Beobachterin ihrer Umwelt. Doch so abwertend sie zunächst über die neue Kollegin spricht, kann auch sie sich ihrer aufreibenden Aura nicht entziehen. Judi Dench spielt die vereinsamte alte Jungfer Barbara. Ein wahrer Drache, würde man hier zu Lande vielleicht sagen. Barbara wird zufällig beobachten, wie Sheba eine Affäre mit einem Schüler anfängt. Eine Entdeckung, die sie nicht gleich den Behörden meldet, dazu ist Barbara viel zu begeistert von Sheba. Ein Geheimnis soll es sein zwischen den beiden Freundinnen. Naiv und die Angst im Nacken spürend, willigt Sheba ein, ohne zu ahnen, dass sie damit alles andere als in Sicherheit ist.

Richard Eyre verfilmt mit "Tagebuch eines Skandals" ein Drehbuch von Patrick Marber ("Hautnah"), welches auf der Romanvorlage der britischen Schriftstellerin Zoë Heller basiert. Mit "Iris" - in dem Judi Dench ebenfalls mitspielte - bewies der Regisseur schon einmal, dass er es versteht, komplexe Frauenfiguren überzeugend in Szene zu setzen. Die starken Rollenprofile, welche Marbers Drehbücher an den Tag legen, machen ihrerseits den Weg frei für große Leistungen der Darsteller. Leistungen, die Dench und Blanchett mehr als nur erbringen. Sie verkörpern ihre Figuren brillant. Blanchett zunächst naiv, zurückgenommen und sympathisch. Dench ihrerseits immer kraftvoll, bissig und ab und zu mit dem Hang zum Zerstörerischen. Diesen beiden Furien bei ihrem rasanten Psychoduell zusehen zu dürfen macht den Reiz von Eyres Film aus. Für ihre Darstellungen wurden beide Schauspielerinnen mit einer Oscar-Nominierung bedacht. Dass sie wahrscheinlich keinen Preis bekommen werden, ist nicht weiter tragisch, sondern liegt an der übermächtigen Konkurrenz dieses Jahr (wie Helen Mirren in "Die Queen"). Beide haben ihn schon mal bekommen und ehrlich gesagt ist die wuchtige Energie und Präsenz, die vor allem Dench demonstriert, mit keinem Preis angemessen zu würdigen.
Wenn sie am Anfang fast in einem lästernden Tonfall sagt: "Früher haben wir den Schülern Zigaretten und Pornohefte weggenommen. Heute konfiszieren wir Messer und Kokain und alle nennen das Fortschritt", dann ist der Zuschauer sofort im Bann dieser Person. Warum ist Barbara so zynisch-verletzend und direkt? Es lässt sich schwerlich in Worte fassen, wie Dench es schafft uns diese Person nahe zu bringen. Langsam und bedächtig zeigt sich ein trauriges Bild einer lesbischen Frau, die ihr Leben lang nach der großen Liebe gesucht hat. Eine Suche, die nur Niederlagen mit sich brachte und aus einem Menschen einen kalten Eiszapfen machte, der seine Umgebung nur noch mit tiefster Abscheu behandelt und perfide Spiele mit den Mitmenschen treibt. Vielleicht will Barbara es nicht wahr haben, dass sie selber so deformiert ist wie die Schüler die sie beschreibt. Sie ist wie eine Spinne, die ihre Opfer hinterhältig ins Netz tappen lässt. Gefährlich und faszinierend zugleich.
Dench, die Grand Dame der englischen Schauspielerinnen, dominiert die Geschichte auch wenn sie nicht im Bild ist. Das liegt an der enormen Fülle an Voice-Over-Kommentaren, die allerdings ein bisschen einfallslos wirken. Wegen dieser Dominanz gelingt es Cate Blanchett nicht immer, aus dem Schatten der mächtigen Lady heraus zu treten, aber was die Intensität der Darstellung angeht, steht sie Dench in nichts nach. Mit ein paar simplen Strichen zeichnet sie ein eindringliches Porträt einer Frau, die, überfordert von dem stressigen Alltag der eigenen Ehe, immer ein Späthippie geblieben ist. Ihre Affäre ist Ausdruck eines unterdrückten Verlangens, einer Sehnsucht, die viele Jahre auf Sparflamme kochte und jetzt wie ein Strohfeuer heiß auflodern kann - an dem sie sich allerdings verbrennen wird.
Immer wieder geraten beide Frauen aneinander. In diesen Momenten explodiert die Leinwand. Die Spannung hält sich konsequent bis zum Finale, bei dem die Machtverhältnisse zwischen Sheba und Barbara erstaunlicherweise nicht mehr so klar erscheinen wie vielleicht zuvor angenommen. Alles unterlegt von der einprägsamen Filmmusik des Komponisten Philp Glass, welche die Handlung manchmal aber zu schnell und unnötig voranpeitscht. In einigen Szenen, wenn Sheba zum Beispiel voller Verzweiflung und heulend in ihrer Küche zusammensinkt, zerstört die Musik die Dramatik. Man hätte sich mehr Zurückhaltung gewünscht. Auch die letzten Szenen könnten vielleicht ein zu negatives Bild einer Lesbe aufzeigen. Ein Thriller-artiges Ende wie dieses verwirrt eher und springt aus dem Rahmen dieses ansonsten sehr gelungen Werkes.

"Tagebuch eines Skandals" ist ein wirklich beeindruckender Schauspielfilm geworden, der durch die scharfsinnigen Dialoge eines schnörkellosen Drehbuchs immer dann an Qualität gewinnt, wenn die Inszenierung theaterhafte Züge annimmt. Welch ein wunderbares Vergnügen ist es, zwei so herausragenden Schauspielerinnen bei ihrer Arbeit zu zusehen. Allein dafür hat sich der Gang ins Kino schon gelohnt.


3
3/10

Ziemlich langweilige Story ohne Lernfaktor!

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7
7/10

"Tagebuch eines Skandals" ist ein durchaus sehenswerter und intensiver Film geworden , der vorallem durch die Hervorragende Performence ihrer Akteure lebt , sowie einer Knackigen Story . Was mich allerdings ziemlich abgetörnt hat is dieser Kühle Britische Flair der immer in vielen Filmen von der Insel herscht . Auch die MMN doch sehr Farbenarme machart des Film fand ich nich wirklich toll . Was allerdings nur einen Abzug von 1Punkt bedeutet da die Story und die Schauspieler einfach zu Stark waren .

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8
8/10

Gutes Schauspielerkino. Es muss ja nicht immer was explodieren.

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kann nur gut sein...(bis jetzt nur ausschnitte gesehn...un die waren hammermäßig!!!:D-trotzdem lass ich die bewertung erstma weg...)
spannende geschichte,tolle schauspieler...
ganzt besonders gefällt mir Andrew Simpsons^^
un natürlich Kate Blanchett

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10
10/10

Ich fand den Film sehr gut. Die Darstellung der Liebe zwischen Schüler und Lehrerin. Zuhause der ältere Mann und der Sohn mit Down-Syndrom und dann diese andere Lehrerin, die einfach mit dem Alter und Einsamsein nicht klar kam. Irgendwie mitten im Leben. Ich fand ihn sehr unterhaltsam und sehr schön.

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10
10/10

Ich bin von diesem Film begeistert. Spannender als jeder Krimi. Es macht wirklich Spaß diesen beiden Frauen zuzuschauen. Großartiger Film.

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