The Da Vinci Code - Sakrileg

Originaltitel
The Da Vinci Code
Land
Jahr
2006
Laufzeit
148 min
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 19. Juni 2010

Dan Brown ist kein großartiger Schriftsteller, aber er ist clever. Er weiß seine Schwächen zu kaschieren und aus seinen Stärken maximales Kapital zu schlagen. Seine in halsbrecherischem Erzähltempo und mit dem Spannungstacho permanent im roten Bereich (jedes Kapitel ein Cliffhanger!) geschriebenen Bücher sind Popcorn-Literatur vom aller Feinsten - und halten wie ein konventioneller Hollywood-Blockbuster der tieferen Betrachtung von Stoff und Charakteren kaum stand. So schreiben können viele - um wirklich hervorzustechen, braucht man Themen, die das Publikum zum Lesen anregen. Brown surft erfolgreich auf dem populären Glauben an Verschwörungstheorien, aber erst mit seinem vierten Roman traf der Schriftsteller den thematischen Jackpot. Mit einer öffentlich bisher weniger bekannten Verschwörungstheorie über die wahre Geschichte des heiligen Grals als Inspiration, kreierte Brown einen brillant konstruierten Thriller, der sich in den letzten Jahren zu einem der meistgelesenen Bücher aller Zeiten wandelte.

Da konnte es natürlich nicht lange dauern, bis Hollywood sich über den nach denselben Grundregeln wie jeder Studio-Blockbuster geschriebenen Stoff her machte. Mit einer All-Star-Besetzung vor und hinter der Kamera wurden keine Kosten gescheut, um diesem bombensicheren Mega-Kassenerfolg den nötigen Glanz zu verleihen. Als Kenner des Buches konnte man bei Bekanntgabe der Besetzungsliste schon freudig mit der Zunge schnalzen, hatte man diese oder sehr ähnliche Gesichter doch schon beim Lesen im Kopf gehabt.
Tom Hanks spielt den Symbologie-Experten Robert Langdon, der von dem französischen Kommissar Bezu Fache (Jean Reno) um Hilfe bei einem rätselhaften Mordfall gebeten wird: Der Kurator des Louvre ist in dem weltberühmten Museum erschossen worden, doch hat sich vor seinem Ableben noch selbst ein Pentagramm in die Brust geritzt und mit seinem Körper den "Vitruvischen Mann", die berühmte anatomische Zeichnung Leonardo da Vincis, nachgestellt. Langdon muss feststellen, dass ihn die Polizei aufgrund unglücklicher Umstände für den Täter hält, doch die Code-Spezialistin Sophie Neveu ("Amélie" Audrey Tautou) verhilft ihm zur Flucht. Gemeinsam folgen sie der von dem Kurator (Sophies Großvater) in seinen letzten Zügen gelegten Spur - und sind bald hinter einem Geheimnis her, das die gesamte Katholische Kirche zum Einsturz bringen könnte. Mit der Unterstützung des kauzigen Historikers und Gral-Experten Leigh Teabing ("Gandalf" Ian McKellen) kommen Robert und Sophie der größten archäologischen Entdeckung der Geschichte immer näher, doch außer der Polizei ist ihnen auch noch der ebenso gottesfürchtige wie gefährliche Albino Silas (Paul Bettany, "A Beautiful Mind") auf den Fersen, ein Mönch im Auftrag von Bischof Aringarosa (Alfred Molina, "Spider-Man 2"), der als Mitglied eines Geheimbundes innerhalb der Kirche alles daran setzt, um den heiligen Gral für immer zu zerstören.

Wer es bis jetzt geschafft hat, Dan Browns Roman nicht zu lesen und auch durch die umfangreiche Berichterstattung anlässlich des Filmstarts noch nicht verraten bekommen hat, welche geschichtsumwerfende Verschwörungstheorie hinter der Handlung von "The Da Vinci Code" steckt, kann sich glücklich schätzen - denn dann gehört man zu den Leuten, die von diesem Film wirklich gut unterhalten und überrascht werden können. Wenn das große Geheimnis enthüllt wird, wartet eine beeindruckende Reihe von Aha-Erlebnissen, die, sofern man sich denn auf sie einlässt, tatsächlich daran glauben lassen, dass ein Gutteil der Menschheitsgeschichte auf einem wohl konstruierten Vertuschungsmanöver der Kirche beruht. Wie das eben so ist bei einer guten Verschwörungstheorie.

Kennt man die Buchvorlage allerdings schon, gibt es eigentlich keinen echten Grund mehr, warum man sich diesen Film noch ansehen sollte. Das klingt wie ein hartes Urteil und wäre als solches auch nicht fair gegenüber den Filmemachern, die eine handwerklich einwandfreie Leistung abliefern und sich nichts vorwerfen lassen müssen - außer vielleicht, sich zu sklavisch an die Vorlage gehalten zu haben. Allerdings muss man angesichts der Handlungsdichte von Browns Roman auch sofort eingestehen, dass ein anderer Ansatz wohl kaum funktioniert hätte.
Diese Werktreue bedeutet allerdings auch ein entsprechend abgehetztes Erzähltempo, wenn man nicht bei einer Laufzeit von drei Stunden oder mehr ankommen will. Entsprechend rast die Handlung nur so dahin, hetzt atemlos von einem Spielort zum nächsten, verteilt die wichtigsten Informationen und muss dann auch schon wieder schnell weiter, tut mir leid, keine Zeit. Als Romanleser erinnert man sich dann an die Fülle der ausschmückenden Details, die ein Film in dieser Breite kaum darstellen kann, will er dramaturgisch nicht vollkommen an Fahrt verlieren. Der Film beschränkt sich auf das allernötigste und braucht trotzdem zweieinhalb Stunden. Wie gesagt: Dichte Handlung.

Was dabei auf der Strecke bleibt, ist nicht nur die Tiefe der Geschichte (beziehungsweise der zu Grunde liegenden Theorie), sondern auch die der Figuren. Waren Browns Romanhelden schon kaum mehr als aus üblichen Konventionen zusammengeschustert, bleibt selbst davon im Film nicht viel übrig. Die persönlichen Hintergrundgeschichten der Figuren werden notdürftig in sekundenknappen Flashbacks etabliert und vermitteln genauso wenig eine echte Persönlichkeit wie die eigentliche Handlung, in der die Beteiligten viel zu eilig durch die Gegend hetzen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen (besonders schade ist das beim Albino-Mönch Silas, eigentlich die tragischste und interessanteste Figur des Romans, hier kaum mehr als ein merkwürdiger Killer).
In dieser Hinsicht rettet das starke Casting den halben Film: Wenn man schon keine richtigen Figuren hat, dann wenigstens Gesichter, an denen sich die Zuschauer festhalten können. Das ist Type-casting vom Allerfeinsten, denn wenn die Rollen nicht mehr verlangen als "hübsche, junge Französin" oder "sympathischer, humoriger alter Kauz", dann geht der erste Griff natürlich zu Amélie und Gandalf. Die Schauspieler nutzen die wenigen Möglichkeiten, ihren Figuren ein wenig Schärfe zu geben, so gut sie können - die Chancen sind nur leider kurz und rar gesät.
Für den Leser des Romans gibt es in der Verfilmung schlichtweg nichts zu entdecken, was neu oder besonders interessant wäre. Auch deshalb, weil "The Da Vinci Code" trotz immenser Produktionskosten ziemlich unspektakulär daher kommt. Der Aufwand steckt hier im Hintergrund, in Original-Sets wie dem Louvre und perfekt nachgebauten Studio-Doubles derselben. Große Action-Szenen gibt es keine, die Spannung entsteht fast gänzlich aus der Geschichte und wird durch Ron Howards effektive Inszenierung nicht künstlich manipuliert. Der Effekt: Der Film bleibt konstant bei Tempo und Spannung, eben ganz genau wie die Buchvorlage. Es fehlt ergo aber auch an einer richtigen Spannungskurve, so dass der Puls beim Zuschauen nie wirklich hoch geht.

Was übrigens den vermeintlichen Zündstoff des "Da Vinci Code" betrifft: Wohlweislich hält man sich gekonnt zurück, zu sehr auf die Involvierung der Katholischen Kirche und ihrer Sekten-artigen Organisation "Opus Dei" (dessen Chef Bischof Aringarosa im Film ist) einzugehen. Auch wenn die zugrunde liegende Verschwörungstheorie aus Effektgründen wieder als Tatsache dargestellt wird - der "Da Vinci Code" versucht zu keinem Zeitpunkt ernsthaft, die Zuschauer für den Glauben an diese Theorie zu "missionieren", sondern nutzt lediglich das enorme Unterhaltungspotential der Geschichte, in die sie gestrickt wurde.
Und das tut er, so gut er kann. Als Romanverfilmung betrachtet, ist "The Da Vinci Code" eine wirklich gut gelungene Adaption, da er den Roman in Stil, Tempo und Inhalt exzellent wiedergibt. Das ist aber eben nur für Nicht-Kenner des Romans wirklich interessant, und selbst denen ist eigentlich besser damit geraten, die Lektüre nachzuholen anstatt den Film zu gucken. Das bietet viele Stunden mehr spannende und überaus packende Unterhaltung, und kostet ungefähr genauso viel.

P.S.: Für die, die es trotzdem glauben wollen: Die Dokumente, welche die Existenz des Geheimbundes "Prieuré de Sion" (auf dem die gesamte Verschwörungstheorie hinter "Da Vinci Code" basiert) beweisen sollen, sind längst als Fälschungen entlarvt. Absurde Anekdote von Dan Browns fulminantem Erfolg: Drei britische Autoren, die mit einem pseudo-wissenschaftlichen Werk diese Verschwörungstheorie in den 1980ern bekannt machten, verklagten den Autor als Plagiatoren. Das geht natürlich nur bei fiktionalen Werken, nicht bei historischen Tatsachen. Abgewiesen wurde die Klage nur, weil die Kläger nicht nachweisen konnten, dass Brown aus ihren Veröffentlichungen abgeschrieben hatte.

Bilder: Copyright

1
1/10

Für mich der mit abstand schlechteste Film 2006 und das obwohl Ron Howard Regie führt und in der Hauptrolle Tom Hanks zu sehen ist. Ich habe das Buch nicht gelesen und kann mir beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass das Buch spannend sein soll. Ich weiß gar nicht wo ich kritimässig anfangen soll. Der Film war einfach scheiße. Mehr gibt da nicht zu sagen.

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2
2/10

Ich ging mit unglaublich hohen Erwartungen in diesen Film. Kein Wunder, wenn man bedenkt wie hochkarätig der Film besetzt ist. Im Kino musste ich mich dann allerdings anstrengen, die Augen offen zu halten. Wie kann man eine so gute Romanvorlage derart schlecht und langweilig verfilmen? Ich bin enttäuscht!

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8
8/10

Also ich hab das Buch geliebt und innerhalb von 2 nächten gelesen... aber im Kino schauen, dazu hatte ich kein Interesse

Naja, gestern lief der ja im TV, so war der ganz nett zum schauen, und da ich ja schließlich die story kannte, war der Film auch nachvollziehbar, daher gebe ich dem Film 8 Punkte, weil er gute Unterhaltung geboten hat

Aber was mir halt gegenüber dem Buch gestört hat, war das nicht vorhanden sein von Details... und vielleicht, dass der Film für nicht Kenner schlicht zu schnell ist, da kommt man gar nicht so richtig mit

(und Spoiler: Die haben Sophies Bruder mit keinem Wort erwähnt, dabei war doch der Mann in der Rosen-Kirche ihr Bruder...)

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8
8/10

ich bin ein echter tom hanks fan und er hat mich auch in diesem film wieder mal voll überzeugt. audrey tatou mag ich auch sehr gern, auch sie hat wie gewohnt gut gespielt.
der film ist sehr spannend und die geschichte unheimlich und gut umgesetzt. wirklich ein guter film!
SEHENSWERT

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10
10/10

DER GEILSTE FILM DER WELT. ICH LIEBE ES2. den film müsst ihr sehen, wie dass buch!

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