
Zwei Brüder stehen im Mittelpunkt des Familiendramas, welches nur dem deutschen Verleihtitel nach eine Ähnlichkeit mit David Cronenbergs "Tödliche Versprechen" aufweist (im Original heißt der Film entsprechend dem erwähnten Trinkspruch "Before the Devil knows you're dead"). Andy (Phillip Seymour Hoffman) und Hank (Ethan Hawk) brauchen Geld. Andy, weil er sich und seine Firma an der Börse hoffnungslos verschuldet hat und irgendwie seine wöchentliche Dosis Heroin bezahlen muss; Hank, weil er als geschiedener Vater nicht mit den Alimenten hinterher kommt und seiner Tochter nicht als Versager unter die Augen treten möchte. Der Plan, einen kleinen Juwelierladen zu Wo die Geschichte in Sidney Lumets Film wirklich beginnt und wo sie aufhört ist nie wirklich klar. Der Regisseur spielt mit zahlreichen Erzählperspektiven und multiplen Zeitebenen. Was sich zunächst verwirrend anhört, wird mit dem Verlauf des Films aber nie wirklich anstrengend. So sehen wir zunächst den Überfall aus einer neutralen Perspektive, um dann drei Tage zurück in der Zeit zu springen und so vorgeführt zu bekommen, was Hank bis zum Überfall genau getan hat. Später springt der Film wieder zurück, um sich nun Andys Handeln zu widmen. Eine weitere Beschleunigung erhält die Handlung durch die Einführung von Andys und Hanks Vater Charles (Albert Finney). Er kann den Tod seiner Frau (die alte Frau im Juweliergeschäft) nicht verkraften und will nicht damit aufhören, der kaum ermittelnden Polizei auf die Finger zu schauen. Der Film entwickelt daher ein angenehmes Tempo und kann seinen Thriller-Plot auch immer auf einem gewissen Spannungslevel halten. Selbst wenn wir das gleiche Telefongespräch innerhalb einer halben Stunde dreimal sehen, erkennt man durch die Es ist aber auch ein Film großartiger darstellerischer Leistungen geworden. Allen voran muss wohl wieder ein Loblied auf Phillip Seymour Hoffman gesungen werden, der gerade im Zenit seines Könnens steht. Dieses Jahr glänzte er schon in "Der Krieg des Charlie Wilson" als cholerischer CIA-Agent. In wenigen Wochen wird er in der herzerwärmenden Tragikomödie "Die Geschwister Savage" eine völlig andere Facette seiner Fähigkeiten präsentieren. In "Tödliche Entscheidung" ist er der eigentliche Dreh- und Angelpunkt. Sein Charakter ist der antreibende Motor, der die tödliche Spirale erst loslöst. Ihm gegenüber steht der wieder einmal vollkommen überzeugende Albert Finney, der sich im weiteren Verlauf des Films zu Andys eigentlichem Gegner entwickelt. "Tödliche Entscheidung" bleibt über weite Strecken, inklusive des letzten brutalen Bildes, ein ziemlich kompromissloser Thriller. Als Zuschauer begibt man sich in ein rasantes Spiel voller Falltüren und falschen Fährten. Kaum ahnt man wie der Hase läuft, schon ändert Lumet die Richtung und führt uns an der Nase herum. Die große Kunst des Films ist es aber, trotz seiner verspielten Erzählung auch immer wieder Platz und Zeit für sanfte und präzise Charakterstudien zu finden. So entpuppt sich "Tödliche Entscheidung" auch als ein fatal-tragisches Familiendrama und ein bitter böses Traktat auf die menschliche Dummheit. |
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