
Angela (Chloé Winkler) hat gerade die Schule abgeschlossen und ist riesiger Fan der typisch japanischen Comicabenteuer, der sogenannten Mangas. "Jeder Comic-Held hat eine Aufgabe" befindet Angela, und in ihrem Wunsch etwas Neues zu entdecken, fliegt sie kurzerhand nach Tokio, um dort illegal als Hostess zu arbeiten und, nun ja, ein Abenteuer zu erleben. Denn auch sie braucht nach eigenem Dafürhalten eine Aufgabe, um ihre Heldenhaftigkeit zu beweisen. Die Möglichkeit Trotz diverser storybedingter Schwächen, die letztlich nicht befriedigend aufgelöst werden, hat "Stratosphere Girl" zwei Dinge auf seiner Seite, an denen es dem deutschen Film immer noch mangelt: Atmosphäre und wahre Kinobilder. Von vornherein auf eine internationale Auswertung abgestimmt, ist "Stratosphere Girl" rein handwerklich absolut sauber gemacht und kann überzeugen. Die Photographie ist vorzüglich und Tokio wird (wieder mal) in wunderschöne Bilder gepackt, auch wenn bzw. gerade weil die Schattenseiten beobachtet werden und diese trotzdem eine gewisse Schönheit ausstrahlen. Man kann ob der Flut an Farben und "exotischen" Schauplätzen von einer traumhaften Qualität des Gezeigten sprechen, was angesichts der träumerisch veranlagten Angela sicherlich auch beabsichtigt ist und gut gelingt. Zudem ist der Spannungsbogen, nach dem sich "Stratosphere Girl" erst vorsichtig und dann Die große Krux ist das Ende des Films. Auch hier scheint Oberg wieder an de Palma zu denken, an "Der Tod kommt zweimal" und "Femme Fatale". Wie man das mutwillig ambivalente Ende jedoch dreht und wendet (und man kann und soll es drehen und wenden), es funktioniert nicht. Es gibt zwei Lesarten und bei beiden geht der Versuch ins Leere. Die erste im Rahmen der Story ist zu überhastet, zu larifari, zu Friede-Freude-Eierkuchen. [Achtung, Spoileralarm!] Die zweite ist im Rahmen des Comichelden-Aufhängers nicht nur stimmiger, sondern auch logischer und im Einklang mit den Stilmitteln des Films (die "traumähnliche" Atmosphäre, die den Film durchziehenden Comicpanels). Dennoch sorgt sie für große Probleme: Der Film lässt einem die Möglichkeit, ihn als Reflektion von Medieneinfluss auf die Wahrnehmung zu sehen, als Fantasieerfüllung von jemandem, der sich in Comichefte hineinträumt und am Abend zuvor vermutlich einen spannenden Thriller gesehen hat. Aber dieses Ende stellt dadurch all das vorher Gesehene nachträglich in Frage und das ist eigentlich ärgerlich, da es die Wirkung des Films irgendwie verpuffen lässt, negativ an andere Copout-Enden à la "Im Auftrag des Und so ist auch der Rezensent zwischen Verständnis und Verärgerung hin- und hergerissen, wertet "Stratosphere Girl" als gutgemeinten, aber letztlich nicht ganz gelungenen Versuch und hofft auf ein insgesamt stimmigeres Konzept beim nächsten Mal. Wem bei "Lost in Translation" zwar die zwischen Hektik der Stadt und Melancholie des Fremden dahin schwankende Stimmung, nicht aber der ereignisarme Plot gefallen hat, der darf trotzdem ein Auge riskieren. Denn auch wenn dieses "Stratosphere Girl" keine höheren Sphären erreicht, ist dies immer noch überdurchschnittliche Unterhaltung und daher durchaus zur Ansicht empfohlen. |
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