Society

Originaltitel
Society
Land
Jahr
1989
Laufzeit
99 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Moritz Hoppe / 24. März 2020

Neben dem berühmten amerikanischen Horror- und Slasher-Kino der 80er-Jahre, welches mit Filmreihen wie „Nightmare on Elm Street“, „Freitag der 13.“, oder auch „Halloween“ für weltweites Aufsehen sorgen konnte, rückte damals auch die kontroverse Filmströmung des sogenannten Exploitation-Kinos immer stärker in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung. Filme, mit billigen Produktionsmethoden und reißerischen Grundprämissen sorgten für allerlei Skandalpotenzial (siehe Kritik zu „Baby Blood“).

Auch der Genrefilm „Society“ von Brian Yuzna aus dem Jahr 1989 fällt unter diese Kategorie, wenngleich der große Erfolg seinerzeit weitestgehend ausblieb. „Society“ darf hinsichtlich seiner prominenten Körperentstellungen als Vertreter des Subgenres des Body-Horror verstanden werden. Und die Gesellschaftssatire hat auch heute noch – mehr als 30 Jahre nach der Veröffentlichung – einen ungemein eigenwilligen Unterhaltungscharakter, da ihre inhaltliche Auseinandersetzung mit den Verhaltensstrukturen der reichen Oberschicht ein zeitloses Phänomen darstellt.

Erzählt wird die Geschichte des jungen Bill Whitley (Billy Warlock), der mit seiner wohlhabenden Familie in einer reichen Wohngegend in Beverly Hills lebt. Doch der Schein trügt: Bill wird das Gefühl nicht los, dass etwas mit seiner Familie und seinem Umfeld nicht stimmt. Einige seiner Freunde verschwinden spurlos und kehren anschließend auf unerklärliche Weise und mit anderer Persönlichkeit zurück. Außerdem bereitet sich seine Familie auf ein großes Festessen mit anderen Mitgliedern der reichen Gesellschaft vor. Bill weiß noch nicht, dass er selbst dabei ganz oben auf dem Speiseplan steht…

So absurd die Grundprämisse klingen mag, so kreativ geht Brian Yuzna mit der Geschichte um. Er nutzt dafür jegliche erdenklichen Möglichkeiten, die das Subgenre des Body Horrors zu bieten hat: Der Körper wird zum Spielzeug und wird voll und ganz der Schaulust des Publikums geopfert, was vor allem im Finale ungeahnte Ausmaße annimmt. Auch wenn der Film einige Zeit braucht, um in Schwung zu kommen: Aufgrund des großartigen Kostüm- und Maskendesigns ist dennoch stets für gute Unterhaltung gesorgt. Die Grenzen des „guten Geschmacks“ werden dabei maßlos aus- und überreizt, weswegen „Society“ keinesfalls ein Film für seichte Gemüter ist, wenngleich unübersehbar jederzeit ein humoristischer Unterton mitschwingt.

„Society“ ist in erster Linie Unterhaltungskino für Genrefans. So dürfte die „Arschgesicht“-Szene in Fankreisen Kultstatus besitzen. Aber auch auf inhaltlicher Ebene ist „Society“ mehr als nur ein stupider Körperzirkus: Die Darstellung der High Society ist zwar hochgradig überspitzt und plakativ, die Filmemacher thematisieren dabei aber einige Tabu-Themen, die im konventionellen Kino oftmals übergangen oder verschwiegen werden. Gerade innerhalb des Exploitation-Kinos lässt sich dieses Phänomen sehr häufig vorfinden: Die Behandlung kontroverser Thematiken bietet nicht nur die Möglichkeit, visuelle Schauwerte zu generieren, auch können damit Diskurse aufgegriffen und verhandelt werden, die im öffentlichen, gesellschaftlichen Raum nur selten Platz finden. Dadurch lassen sich im zeitgenössischen Kontext häufig progressive Meinungen und Ansichten im Exploitation-Kino wiederfinden.

„Society“ thematisiert im Gewand der brutalen und grotesken Schockbilder strukturellen Klassismus. Die gezeigte High Society grenzt die – aus ihrer Sicht – unteren Klassen radikal aus und nutzt lediglich deren Körper für die eigene Unterhaltung. Dieses auf die Spitze getriebene Klassendenken, sowie die Darstellung patriarchaler Ordnungen und Prinzipien hat auch heutzutage nichts an Relevanz verloren und fügt sich dabei angenehm beiläufig in das Filmgeschehen ein. So hat „Society“ neben „Arschgesicht“-Szenen, Körperentstellungen und ausgiebig zelebriertem Kannibalismus durchaus einen inhaltlichen Mehrwert zu bieten, wenngleich die reine Unterhaltung dennoch stets an erster Stelle steht.

Also: Sollte man noch auf der Suche nach einem eher unbekannteren, aber umso unterhaltsameren Genre-Film sein, so darf „Society“ auf keiner Liste fehlen. Brian Yuzna versprüht wohltuendes 80er-Jahre-Feeling und verpackt relevante Gesellschaftskritik in bunte und kreativ-absurde Bilder, an denen man sich als Fan des Body-Horrors nicht „sattsehen“ kann.

 


8
8/10

Kann mich der Kritik nur anschließen. Hab den Film auf Amazon aufgrund der Empfehlung auf dieser Seite angeschaut und wurde nicht enttäuscht! Sehr unterhaltsam und bizarr und mit viel schönem 80er-Flair!

Gerne mehr von solchen Geheimtipps! :-)

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8
8/10

Wow! Ich dachte ich kenne so gut wie alle Horrorfilme. Vor allem die guten. Vor allem die alten. Von dem hatte ich allerdings noch nie gehört. Und ja, er ist tatsächlich spitze! Da stimmt so gut wie alles. Und er reiht sich locker in die Edel-Riege der frühen Gruselperlen wie Nightmare on Elm Street, The Fog, The Lost Boys, Near Dark, Der Blob, The Faculty etc. ein. Danke für diesen hervorragenden Tipp!

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