Mit "Eins, zwei, Freddy kommt vorbei" beginnt der Abzählreim, von dem zumindest die meisten Kino-Fans über 25 wohl wissen dürften, wie er weitergeht. Denn stolze achtmal kam er insgesamt vorbei, bis sich auch die Horrorfilmserie um den Herrscher der Träume endgültig totgelaufen hatte und der mit dieser Rolle zur Ikone gewordene Robert Englund nach einem eher peinlichen Crossover mit dem Killerkollegen "Jason" endgültig seinen Schlapphut und den gestreiften Pullover an der Garderobe für außer Dienst gestellte Ungeheuer abgab. Ein unvermeidliches Schicksal, dass mit dem guten Freddy sogar schon die Vorgänger aus den alten Universal-Monsterfilmen teilten, denn auch deren Filme nahmen damals genau den gleichen Verlauf, mit immer wilderen Collagen aus Dracula, Frankenstein und dem Wolfsmenschen zusammen in einem Film, die ebenfalls immer alberner und parodistischer wurden und zum Schluss niemandem mehr einen Schrecken einjagen konnten.
Aber genau wie die klassischen Kollegen kehren nun ja auch zuverlässig die modernen Serienkiller zurück, in "zeitgemäßen" Neuinterpretationen wie man es dem Publikum vorzugsweise verkauft. Am meisten hervorgetan hat sich in diesem Feld die Produktionsfirma "Platinum Dunes" von Michael Bay, die nach dem "Texas Chainsaw Massacre", "Amityville Horror" und "Freitag, der 13." nun auch für die neue Version des Kinderschrecks Freddy Krueger verantwortlich zeichnet. Und genau wie bei den genannten bisherigen Produktionen präsentiert man dem leidlich gespannt wartenden Publikum auch damit wieder nur alten Wein in nicht mal wirklich neuen Schläuchen.
Es lohnt dabei nicht, allzu viel über die gebotene Geschichte zu erzählen, denn die unterscheidet sich nur in Nuancen von der des Originals, welches als "Nightmare - Mörderische Träume" 1984 bei uns in die Kinos kam. Damals wie heute bezieht sie ihren größten Reiz aus der faszinierenden Vorstellung, dem bösen Killer schon deshalb auf Dauer nicht entkommen zu können, weil er einfach wartet bis seine Opfer schlafen, um dann in deren Träumen ein leider ziemlich reales Blutbad anzurichten. Und wie früher ist es in diesem ersten Film so, dass Freddy Krueger (noch) nicht zum mehr lustig als erschreckend wirkenden Sprücheklopfer mutiert ist, sondern eher ernsthaft und so richtig böse agiert. Was zu dem etwas paradoxen Effekt führt, dass einem dieser neue Freddy wesentlich weniger cool und kultig vorkommt, obwohl er damit ja eigentlich wieder mehr der Ursprungsfigur entspricht, an die man aber dummerweise irgendwie nicht mehr gewohnt ist. Dumm vor allem deshalb, weil der Abstand zu den letzten "lustigen" Nightmare-Filmen eben doch viel zu kurz ist um diese Rückkehr zu den Wurzeln so sehnsüchtig erwartet zu haben, dass sie auch entsprechend gut funktioniert.
Zumal diese Rückkehr eben - und das ist dann der entscheidende Unterschied zu z.B. den diversen Neuinterpretationen eines gewissen Vampirfürsten, die sich meist schon zurecht als solche bezeichnen durften - einfach überhaupt nichts wirklich Neues zu bieten hat. Stattdessen werden bestimmte Schlüsselszenen (Fabrik, Badezimmer) fast exakt so wiederholt wie man sie schon mal gesehen hat und auch in Sachen Spezialeffekte oder Metzeleien bleibt die Suche nach einem Quantensprung immerhin gute 25 Jahre später erfolglos. Alles wie gehabt und wenig spektakulär, ohne dabei aber nun richtig schlecht oder billig zu wirken.
Eine Clique von Schülern wird nach bekanntem Prinzip dezimiert, die etwas Schlaueren (und lange genug Lebenden) finden schließlich die Hintergründe des Rachefeldzugs des ehemaligen Hausmeisters bzw. "Kinderfreundes" F. Krueger heraus und die Eltern der Teenager (unter ihnen immerhin der alte "Highlander"-Gegenspieler Clancy Brown) geben bei der ganzen Sache eine eher fragwürdige Figur ab. Wobei die Backstory dieses Freddy hier aber noch weit weniger Raum für Sympathie oder gar Mitleid lässt, sondern uns im Gegenteil einfach nur einen verachtenswerten Mistkerl anbietet. Und somit entpuppt sich also ausgerechnet das prinzipiell doch stärkste Verkaufsargument der Franchise in dieser Fassung als ihr größter Schwachpunkt, trotz des vermeintlich cleveren Schachzugs der Besetzung der Rolle mit Jackie Earle Haley.
Wobei die etwas subtilere Raffinesse dieser Besetzung eh nur den Wenigsten aus der avisierten Zielgruppe bewusst sein dürfte, da sie vermutlich noch nie etwas von "Little Children" gehört haben, dem Drama, in dem Haley schon einmal die immerhin Oscar-nominierte "seriöse" Version eines Triebtäters dargestellt hat. Nein, er bot sich spätestens seit seinem Auftritt als "Rorschach" in den "Watchmen" und eben auch wegen seines einmalig schrägen und (Entschuldigung, aber so ist es nun mal) ziemlich hässlichen Gesichts einfach als erste Wahl für diese Rolle an. Doch obwohl Haley zweifellos ein echter Charakterdarsteller ist, gelingt es ihm hier nicht der Figur des Freddy Krueger seinen Stempel aufzudrücken. Dass die beiden bis zum Schluss übrig bleibenden und dabei gar nicht mal so dämlich wie sonst gewohnt um ihr Leben kämpfenden Teenager sich als einigermaßen brauchbare Sympathieträger erweisen und mit Rooney Mara (demnächst in David Finchers "The Social Network" zu sehen) sowie Kyle Gallner ("Smallville", "Red Eye") auch noch von ordentlichen Schauspielern dargestellt werden, verstärkt diesen doch etwas überraschenden Eindruck dann sogar noch.
Es bleibt dann am Ende nicht viel, was einen davon abhalten könnte diesen immerhin routiniert produzierten neuen Albtraum in der Elm Street als ziemlich unnötig und uninteressant zu betrachten. Im Grunde bleibt da sogar überhaupt nichts, und ergo kann man auch nur resümieren: Dieser Film ist wirklich vollkommen überflüssig.
Neuen Kommentar hinzufügen