Glück im Spiel

Originaltitel
Lucky You
Land
Jahr
2007
Laufzeit
123 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Simon Staake / 5. August 2010

Pokerprofi Huckleberry "Huck" Cheever (Eric Bana) hat ein mittelgroßes Problem. Die World Series of Poker, das größte und wichtigste Ereignis der Pokerwelt, steht bevor und er ist mal wieder pleite. Das Startgeld muss her. Dazu kommen auch noch Komplikationen von anderer Seite: Die Barsängerin Billie (Drew Barrymore), in die er sich verguckt. Und sein Vater L.C. (Robert Duvall), mit dem er sich vor Jahren zerstritt, taucht auch in Las Vegas auf, um bei der World Series mitzumachen. Noch nie zuvor hat Huck den zweifachen Champion schlagen können, doch jetzt werden Vater und Sohn zu Rivalen am Spieltisch. Hat Huck Glück im Spiel, aber dann Pech in der Liebe? Oder wird es vielleicht umgekehrt sein? Liebe Kinozuschauer, machen sie bitte jetzt ihre Einsätze…

Curtis Hanson ist sowas wie der Joel Schumacher in gut. Sprich: Wie Schumacher ist auch Hanson in allen Genres so ein bisschen, aber in keinem so richtig zuhause. Was die beiden Männer trennt, ist freilich das handwerkliche Geschick und die Konstanz. Denn wo Schumacher bisweilen komplett danebengreift und absolut unsägliche Filme macht, können Hansons Filme handwerklich und inhaltlich eigentlich fast immer überzeugen. Natürlich ist er da besonders von seinen Drehbüchern abhängig. Bei tollen Scripts ("L.A. Confidential") gelingen dann schon mal moderne Klassiker, ansonsten reicht es immer für leicht überdurchschnittliche Filme.
Dass zuviel Springen in verschiedenen Genres allerdings auch zum Problem werden kann, zeigt sein neuester Film "Glück im Spiel", und zwar weil Hanson hier in ein und demselben Film diverse Genres zu vereinen sucht, ohne eins direkt zu bevorzugen. So kann man "Glück im Spiel" wahlweise als Sportdrama, Vater-Sohn-Melodram oder Liebesgeschichte sehen, ohne dass man falsch liegt. Ein Alptraum für die Presseabteilung bei Warner Brothers, die offenbar so gar nicht wussten, wie sie den Film vermarkten und an wen sie ihn richten sollten.
Also versuchte man verzweifelt, mit einer Mischung aus den wenigen lustigen Szenen dem Publikum den Film als romantische Komödie zu verkaufen, was er definitiv nicht ist. Wenn überhaupt, ist dies ein ernst zu nehmender Liebesfilm mit dramatischen und lustigen Momenten, auch wenn's das auch nicht so hundertprozentig trifft. Dass aber nicht arg zu viele RomCom-Fans enttäuscht wurden, lag dann daran, dass man sich schließlich nach diversen Startverschiebungen (der Film ist immerhin seit zwei Jahren fertig) bei Warner entschied, "Glück im Spiel" gleich komplett zu begraben. Als so gut wie einziger Film sollte er dann am Eröffnungswochenende gegen "Spiderman 3" antreten - ein glattes Himmelfahrtskommando. Wie zu erwarten war "Glück im Spiel" nach miserablem Einspiel innerhalb von zwei Wochen aus den US-Kinos so gut wie verschwunden.

Verdient hat das spröde Spielerdrama dieses Schicksal aber keineswegs. Denn zu einem zwar unspektakulären, aber gelungenen weil recht realistischen Blick hinter die Kulissen der Pokerwelt hat es hier immer noch gereicht, dazu mit sehr soliden Leistungen der Darsteller. Wobei gerade der Realismus, mit dem Hanson und Co-Drehbuchautor Eric Roth hier das Leben eines Profipokerspielers in Szene setzen, manchem Zuschauer ein Dorn im Auge sein könnte. Denn es gibt hier viele Pokerszenen zu sehen, die aber nicht sonderlich spektakulär oder spannend inszeniert sind. Was dann zwar wesentlich realistischer ist als die Groschenpsychologie und das "Bluff"-Brimborium in den Pokerszenen im letzten James Bond-Film "Casino Royale", aber eben auch nicht sehr spektakulär.
Damit kommt Hanson der Realität des Pokerspielens schon sehr nahe. Das ist nun mal ein "Sport", bei dem man stundenlang sitzt und die Gegner anstarrt und ausspäht und im Ernstfall innerhalb von Minuten mehr oder weniger sang- und klanglos rausfliegt. Coole Tricks und überzogene Gesten bleiben meist außen vor, auch wenn sie vom filmischen Standpunkt her natürlich mehr hergemacht hätten. Da Hanson diesen Szenen viel Platz einräumt, also gleich als Warnung: Wer sich bei Pokerübertragungen im Fernsehen zu Tode langweilt, der sollte sich auch von "Glück im Spiel" fernhalten.
Dass Hanson selbst großer Pokerfan ist, sieht man daran, dass er fast sämtliche bekannten amerikanischen Pokerstars auftreten lässt, wenn auch ohne Text und meist nur für ein paar Sekunden. Und damit auch alles realistisch abläuft, hat man als technischen Berater den "Godfather of Poker", den mittlerweile schnurstracks auf die 80 zugehenden Doyle "Dolly" Brunson verpflichtet, der im wirklichen Leben - wie auch in diesem Film zu sehen - immer Standing Ovations kriegt, falls er irgendwo ausscheidet.

Trotz des Marketing-problematischen Springens zwischen Genre-Elementen funktionieren die einzelnen Storystränge im Film aber ganz gut, auch wenn man sich bei eigentlich allen Figuren und Personen noch etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte. Gerade der Liebesbeziehung zwischen Huck und Billie hätten ein, zwei zusätzliche Szenen zu Beginn des Films gut getan, und die Romanze wäre glaubwürdiger und überzeugender herübergekommen.
Andererseits kann sich "Glück im Spiel" zumindest auf seine Darsteller verlassen. Eric Bana gibt einen recht guten Zocker ab, der sich als ebenso charmanter Schlemil wie zeitweiliges Charakterschwein und emotional instabiles Opfer seiner Spielsucht herausstellt. Drew Barrymore verleiht der naiven Billie ihre übliche Niedlichkeit, auch wenn es der Figur selbst ein wenig an den Kanten fehlt, die Barrymore so gut darstellt.
Und Robert Duvall ist natürlich beeindruckend, obwohl er eigentlich nicht viel macht. Aber ein Duvallsches Zwinkern hat ja schon mehr Ausdruck als andere Schauspieler in ihrer ganzen Karriere zusammenbringen. Duvall könnte auch einen beidseitig Arm- und Beinamputierten mit Gesichtslähmung spielen - und würde immer noch die meisten Kollegen an die Wand spielen. Da die Geschichte ausschließlich aus Hucks Perspektive erzählt wird, erfährt man leider nicht sehr viel über L.C., aber wie schon traditionell seine ganze Karriere über beweist Duvall, dass man mit entsprechender Präsenz auch eine kleine Rolle äußerst erinnerungswürdig gestalten kann.

Handwerklich bleibt Hanson im Gegensatz zum anfänglich erwähnten Kollegen Schumacher bei wenig Effektheischendem klassischem Handwerk. Wenn denn mal ein deutlich inszenatorischer Moment kommt, passt der inhaltlich und stilistisch genau, etwa wenn es Huck gegen Ende des Films bei der ersten wirklichen Konfrontation (und Kommunikation) mit L.C. in einer Herrentoilette immer noch nicht schafft, seinen Vater anzuschauen. Die Konfrontation bleibt indirekt, man sieht jeweils nur einen der Schauspieler mit dem Spiegelbild des anderen. Dies ist bei allem Kartenspiel auch ein Film über jemanden, der abseits des Spieltisches Probleme damit hat, mit anderen zu kommunizieren, sei es mit der Freundin oder dem eigenen Vater.
Insofern passen dann die verschiedenen Storylines doch recht gut zusammen, ohne dass Hucks Figur jetzt dramatisch überpsychologisiert wird. Und dann gibt es ja noch diverse Kleinigkeiten, die gefallen. Den extra für den Film geschriebenen Song von Bob Dylan, oder das Cameo von Robert Downey Jr., der nur kurz zur Demonstration seines Talents vorbei kommt.

Ein richtig toller Film ist "Glück im Spiel" trotz vieler positiver Aspekte nicht geworden - dafür fehlt es ihm etwas an Tempo und erinnerungswürdigen Momenten, gerade weil er mit zwei Stunden doch auch deutlich zu lang geworden ist. Aber er ist auch nicht der Totalausfall, den man nach seinem Verheizen in den US-Kinos befürchten musste. Freunde des gediegenen Charakterkinos, die auch schon mal ein paar Spielkarten und Chips in die Hand genommen haben, dürfen sich auf ein Glücksspiel mit "Glück im Spiel" einlassen. Denn der ist zwar vom cineastischen Royal Flush noch ein gutes Stück entfernt, aber ein guter Drilling tut es bei vielen Händen ja auch schon.

Bilder: Copyright

4
4/10

hatte heute als praktikanten in einem kino GOTT SEI DANK die möglichkeit den film kostenlos zu sehen. Glück im Spiel versinkt ganz schön in der mittelmäßigkeit, schöne story aber unglaublich kompliziert weils nur ums pokern geht und somit auch einen großteil des films irgendwelche pokerspiele zu sehen sind. für mich als laie war es da schwer durchzublicken. die 4 augen vergebe ich an diese süße lovestory zwischen Huck und Billie und einem doch recht ansehnlichen eric bana.

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9
9/10

Ein guter Film, mit einer sehr süß verpackten Liebesgeschichte. Mir hat der Film als Pokerfan besonders gut gefallen. jemand, der noch nie gepokert hat, wird, denke ich mal nicht soooo viel mit dem Film anfangen können, was aber nicht heißen soll das man sämtliche Pokerregeln kennen sollte, bevor man sich den Film anschaut.
Drew Barrymore, Robert Duvall und der vielleicht etwas unscheinbare Eric Bana sind im Film einfach nur Wahnsinn und spielen ihre Rollen sehr gut.
Beeindruckend fand ich auch, das der Film auf der einen Seite eine Liebesgeschichte vermittelt, dies aber so geschickt rübergebracht wird, das der Film auch nicht ZU "schnulzig" wirkt.

Ein Film, der definitiv in jede Sammlung gehören sollte ! :thumbs up:

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für Freundes des Pokersports ein toller und realistischer Film! Die Schauspieler überzeugen restlos, besonders Robert Duvall in seinen leider nur wenigen Szenen!

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