Die Furcht vor den Erzeugern der eigenen besseren Hälfte scheint
so etwas wie eine menschliche Ur-Angst zu sein - zumindest macht
sie sich immer wieder gut als Filmstoff, zuletzt in der brillanten
Komödie "Meine Braut, ihr Vater
und ich" und der nicht minder gelungenen Fortsetzung.
"Das Schwiegermonster" ist ein weiterer Dreh dieses altbekannten
Themas, wobei diesmal indes nicht der Vater der Braut, sondern die
Mutter des Bräutigams die zu überwindende Hürde auf
dem Weg zum trauten Eheglück ist.
Trauen
wollen sich der erfolgreiche Chirurg Kevin (Michael Vartan) und
seine angebetete Charlie (Jennifer Lopez), die sich zwar "nur"
mit zahlreichen Nebenjobs durchs Leben schlägt, aber trotzdem
die Frau von Kevins Träumen ist. Das sieht seine Mutter Viola
(Jane Fonda) allerdings ganz anders: Die ehemals erfolgsverwöhnte
TV-Journalistin ist aus Altersgründen vor kurzem von ihrem
Sender abgesägt worden, hat sich gerade erst von diesem Schock
erholt und rastet bei der Vorstellung, ihren geliebten Sohnemann
an diese dahergelaufene Schnepfe zu verlieren, gleich wieder aus.
Unterstützt von ihrer vorlauten Assistentin Ruby (Wanda Sykes)
lässt Viola fortan keinen miesen Trick unversucht, um ihrer
Schwiegertochter in spe das Leben zur Hölle zu machen.
Das klingt alles nicht so wahnsinnig einfallsreich, ist es auch
zu keinem Moment, und im direkten Vergleich zum urkomischen Schwiegervater-Terror
von "Meine Braut ..." verliert "Das Schwiegermonster"
auf ganzer Linie: Der lahmste Gag aus dem de Niro-Stiller-Film würde
hier locker als einer der besten Brüller des ganzen Streifens
durchgehen. Sicher hat man hin und wieder mal was zu lachen, die
wenigen halbwegs gelungenen Schenkelklopfer im Zwist der Diven sind
allerdings zu weit gestreut, um der von Beginn an drögen Handlung
auch nur eine Minute lang richtigen Schwung zu geben. Ohnehin pendelt
der allgemeine Tonfall reichlich unentschlossen zwischen knuddelig-kuscheliger
Liebesschnulze
und bissigem Kratzbürsten-Krieg, ohne jemals den Mut für
eine paar richtige Gemeinheiten aufzubringen, die der Sache den
nötigen schwarzhumorigen Pep hätten geben können.
Das Resultat ist entsprechend eine typische Hollywood-Reißbrett-Produktion
voller Stereotypen, billiger Plot-Wendungen und der obligatorischen
Schlussmoral. Nichts Neues, nichts Besonderes, und erst recht nichts
Interessantes.
Das einzige, was "Das Schwiegermonster" halbwegs relevant
macht, ist nicht etwa Jennifer Lopez in der Hauptrolle (deren Schauspielkarriere
seit fünf Jahren konsequent abwärts schlingert), sondern
die Leinwand-Rückkehr von Jane Fonda. Die nunmehr 67-jährige
hat in ihrer beispiellosen, jahrezehntelangen Karriere als Popkultur-Ikone
mehr Imagewechsel durchlaufen als Madonna: Aufmüpfige Tochter
von Hollywood-Legende Henry Fonda; Sex-Bombe der Hippie-Ära
in der kultigen SciFi-Trash-Komödie "Barbarella";
politisch hochkontroverse, Fahnen verbrennende Anti-Vietnamkrieg-Demonstrantin;
gefeierte und doppelt Oscar-gekrönte Super-Schauspielerin der
70er; in den
80ern Amerikas Aerobic-Königin und nach ihrer Hochzeit mit
CNN-Medienmogul Ted Turner Vorzeige-Ehefrau Nummer Eins. Nach dem
romantischen Drama "Stanley & Iris" (1990) hatte sich
Fonda eigentlich von der Schauspielerei zurückgezogen - doch
nach der Publicity-trächtigen Scheidung von Turner hat sie
sich ein weiteres Mal neu entdeckt: Die lebenslange Atheistin wandelt
sich auf ihre alten Tage zur überzeugten Christin, und auch
vor der Kamera wollte sie sich nochmal ausprobieren.
Warum sich Fonda dafür ausgerechnet dieses unbedeutende 08/15-Drehbuch
ausgesucht hat, bleibt ihr Geheimnis. Fakt ist jedoch, dass ihre
Präsenz allein ausgereicht hat, um den Film in den USA zu einem
veritablen Medienereignis zu machen - Co-Star Jennifer Lopez darf
sich artig bedanken für einen Nummer Eins-Box-Office-Hit, den
sie dringend nötig hat. Erwartungsgemäß leichtes
Spiel hat Jane Fonda auch, den Film ab ihrer ersten Szene komplett
an sich zu reißen. Lopez mag vielleicht die nominelle Hauptrolle
haben - gegen Fondas Charisma hat sie keine Chance. Blass
und ohne Überzeugungskraft wird sie von der gut gealterten
Legende spielend zur besseren Stichwortgeberin degradiert, so dass
von Lopez höchstens die stellenweise sehr merkwürdig anmutende
Auswahl schlechter Frisuren und grässlicher Lippenstifte in
Erinnerung bleibt. Schlimmer noch: Ähnlich wie Fonda gelingt
es auch ihrem Sidekick Wanda Sykes als Assistentin Ruby, durch beeindruckende
Ausstrahlung in einer an sich öden Standardrolle bleibenden
Eindruck zu hinterlassen - und so den berühmtesten Hintern
der Welt in der Film-internen Hackordnung auf Platz Drei zu verfrachten.
Wer auch immer Fonda zu dieser Produktion überredet hat, hat
sich jedenfalls einen fetten Bonus verdient. Quasi im Alleingang
hievt die Grande Dame der Popkultur den Film von dröger Langeweile
ins halbwegs erträgliche Mittelmaß, garantiert ein Medien-
und Publikumsecho, von dem die Publicity-mäßig vollkommen
abgefrühstückte Jennifer Lopez nur noch Träumen kann,
und zeigt der Latino-Diva ganz locker, wo der Hammer hängt
- ohne sich dabei auch nur einmal wirklich anstrengen zu müssen.
Trotzdem: "Das Schwiegermonster" bleibt jenseits des
Sonder-Status der Hauptdarstellerin eine belanglose Standard-Komödie,
die man getrost vergessen kann. Sollte dem Streifen einmal die filmhistorische
Relevanz als Jane Fondas Aufwärmtraining für ihr schauspielerisches
Spätwerk zugute kommen, ist das bereits mehr langfristige Aufmerksamkeit,
als er verdient hat.
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