Alibi

Originaltitel
The Alibi
Land
Jahr
2004
Laufzeit
90 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 5. Januar 2011

Ray Elliot (Steve Coogan) und seine Firma sind ein Segen für ihre Kundschaft. Denn was kann es Praktischeres geben als einen Alibi-Service für Seitensprünge, der dafür sorgt, die Verdächtigungen etwaiger misstrauische Partner zu zerstreuen. Für diese Dienstleistung lässt die Klientel auch gern mal etwas mehr springen, und Rays Geschäft floriert. Das eigene Liebesleben kommt dabei zwar etwas zu kurz, doch auch das könnte sich dank der neuen verführerischen Assistentin Lola (Rebecca Romijn) bald ändern, denn die entwickelt sich nicht nur rasant zum besten Pferd im Stall, sondern scheint auch privat durchaus an Ray interessiert. Die große Bewährungsprobe für das im Bereich Lug und Trug erfahrene Team stellt sich jedoch in Form von Wendell Hatch (James Marsden), dem Sohn von Rays bestem Kunden. Der weiß nämlich im Gegensatz zum Daddy nicht, wie weit man gehen darf, und tötet daher beim Liebesspiel versehentlich seine Gespielin. Beim Versuch, die Spuren zu beseitigen, wird Ray bald selbst zum Verdächtigen und sieht sich schließlich einer Meute Kleinstadt-Polizisten, eifersüchtigen Ex-Freunden und sogar dem örtlichen Paten gegenüber. Es bedarf nahezu eines Geniestreiches, um aus dieser Situation wieder heraus zu kommen, denn Ray braucht nun selbst das perfekte Alibi.

Mit "Alibi" liegt eine durchaus charmante und kurzweilige Komödie vor, die allerdings an diversen kleineren und größeren Schwächen krankt und daher von besagtem Geniestreich selbst weit entfernt ist. Wenn ein Film gleich zwei Regisseure hat, ist das ja immer noch etwas eher Ungewöhnliches, und daher ist es sicher angebracht ein paar Worte zu den Herren Mattila und Chekowski zu verlieren. Die präsentieren hier ihren ersten "richtig" eigenen Film und verdanken diese Gelegenheit der Begeisterung eines Herrn Steven Spielberg für ihre Arbeit an dessen "Minority Report". Dort zeichnete das Paar verantwortlich für die Inszenierung der "Pre-Cog"-Visionen. Vorher arbeiteten sie als Regisseure für Musikvideos und Werbefilme, von wo aus sich ja auch eine logische Linie zu ihrer in erster Linie visuell interessanten Arbeit an Spielbergs Film ziehen lässt. 
Die Herausforderungen einer Geschichte wie "Alibi" liegen jedoch eher woanders, nämlich beim richtigen Gespür für Timing und Tempo sowie einer wohl dosierten Mischung aus Spannung und Humor. Dabei sollte die verzwickte Handlung trotz aller Wendungen natürlich für den Zuschauer immer nachvollziehbar bleiben und zusätzlich noch möglichst locker und unangestrengt wirken. Das ist gar keine so leichte Aufgabe, die der bereits erwähnte Meister Spielberg zum Beispiel bei seinem "Catch me if you can" ganz ausgezeichnet bewältigte, während sie der ja ebenfalls nicht untalentierte Steven Soderbergh mit "Ocean's Eleven" zwar noch recht gut hinbekam, sich bei dessenFortsetzung jedoch gnadenlos verzettelte. 
Bei der Low Budget-Produktion "Alibi" kommt das nun (trotz einer recht namhaften Besetzung) nicht alles bloß einige Nummern kleiner daher, sondern auch in einer ziemlich unausgewogenen Mischung. So ist die erste halbe Stunde mit der von Ray Elliot zynisch kommentierten Darstellung der Arbeitsweise seiner Firma gut gelungen und macht erstmal Appetit auf mehr. Je komplexer die Geschichte jedoch wird, desto angestrengter und schwerfälliger wirkt auch die ganze Inszenierung. Der Humor tritt in den Hintergrund, die Stimme des Erzählers ebenfalls und Beides wird erst gegen Ende wieder verstärkt auftauchen. 
Kleine technische Mätzchen wie Splitscreens und Kameraspielereien werden beim großen Finale in einem Hotel eingesetzt, aber eben auch ziemlich plötzlich und nur dort. Ein Finale übrigens, das, wie es sich gehört, minutiös durchgeplant unseren Helden den Ausweg bescheren und die Gegenspieler blamieren soll. Aber auch hier wird der schmale Grat, eher den Zuschauer zu veräppeln, der das alles für bare Münze nehmen soll, leider das eine oder andere Mal überschritten.

Dass wir es bei diesem "Alibi" nicht mit einem rundum gelungenen Film zu tun haben, lässt auch bereits die Tatsache vermuten, dass das Werk fast zwei Jahre fertig im Archiv schlummerte, während sich die Produzenten fragten, wie sie es denn wohl am Besten vermarkten könnten. Die cleverste, aber zweifellos auch unverschämteste Maßnahme wäre dabei wohl der Werbeslogan "Mit Mystique und Cyclops aus X-Men" gewesen. 
Dass es nun auch ohne solche Taschenspielertricks doch noch für einen Kinostart reicht, ist sicher kein Unglück für alle Besucher, die sich in dieses grundsätzlich ja doch recht nette und sympathische Filmchen verirren. Allzu viele werden es aber wohl nicht sein, und so wird der britische Komiker-Superstar Steve Coogan auch weiterhin auf den großen Durchbruch im Rest der Welt warten müssen. Und für das Regie-Tandem Mattila/Chekowski heißt es auch vermutlich erstmal: Zurück in die zweite Reihe.

Bilder: Copyright

8
8/10

Hatte mich wider Erwarten auch sehr gut amüsiert. Einige herrliche sarkastische Dialoge. Robrahn´s Kritik ist zu streng.

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