Die Schlagzahl hat deutlich nachgelassen bei den Coen-Brüdern. Während sie früher gern jährlich ein neues Werk ablieferten, lagen zwischen „True Grit“ und „Inside Lleweyn Davis“ drei Jahre und genauso lange dauerte es jetzt auch bis zu ihrem neuesten Film. Das erhöht immerhin die Vorfreude und auch den Charakter des Besonderen - was dann eventuell auch mit dazu beigetragen hat, dass „Hail, Caesar!“ als Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale ausgewählt wurde. Und es ist sicher der passende Film für so ein Event, kommt er doch so leicht und humorig daher wie man die Coens zuletzt vor acht Jahren bei „Burn after Reading“ erleben durfte. Gleichzeitig bürgt der Name der Macher dafür, dass ein gewisses Maß an intellektuellem Anspruch nicht unterboten wird und wenn das Thema dann sogar noch ein liebevoll-ironischer Blick auf das Filmgeschäft selbst ist, gerät die gern etwas selbstverliebte Branche endgültig in Verzückung. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass „Hail, Caesar!“ leider nur ein leidlich amüsantes und qualitativ eher mittelmäßiges Filmchen im Œuvre der zweifellos sehr begabten Brüder geworden ist.
Er ist ein „Fixer“ und nahezu durchgehend damit beschäftigt, dass der Laden des Hollywood-Studios „Capitol Pictures“ irgendwie läuft. Was bedeutet, dass Eddie Mannix (Josh Brolin) sich nicht nur um eitle und unzuverlässige Schauspieler oder die empfindlichen Künstlerseelen der Regisseure kümmern muss, sondern nebenbei auch noch seinen Boss bei Laune halten und die üblichen Klatschreporterinnen davon abhalten, in ihren Kolumnen Themen anzusprechen, die dem Image seiner Stars allzu sehr schaden. Eddie beherrscht diesen Job wie kein Anderer, doch wirkt er zunehmend ausgebrannt und nimmt sogar schon seelsorgerische Hilfe in Anspruch. Dass dann auch noch Baird Whitlock (George Clooney), der unumstrittene Star der Prestige-Produktion „Hail, Caesar!“ plötzlich verschwindet, ist nur die letzte und größte der aktuellen Herausforderungen. Was Eddie nicht ahnen kann: Whitlock befindet sich in den Fängen einer Gruppe von kommunistischen Drehbuchautoren, die nicht nur ein üppiges Lösegeld fordern, sondern ihren Gefangenen auch noch gerne davon überzeugen möchten sich doch ihrer Sache anzuschließen. Was angesichts der Einfalt ihres Opfers auch durchaus gelingen könnte.
Selbstverständlich bereitet es Vergnügen in diese hübsch nachgestellte Welt des Studiosystems der 50er Jahre einzutauchen und (mit dem Abstand mehrerer Jahrzehnte) sich darüber zu amüsieren, wie lächerlich überzogen und albern sie doch eigentlich waren, diese prätentiösen Monumentalschinken, die trivialen Cowboy-Filme und vor allem die Musical-Revuen mit singenden Matrosen oder dauerlächelnden Badenixen. Letzere gibt hier Scarlett Johansson, die dabei zwar Gelegenheit bekommt einmal richtig schön zickig zu sein, deren Rolle sich aber ansonsten auf nur zweieinhalb Auftritte beschränkt, womit sie keine Möglichkeit bekommt einen echten Charakter zu formen, der über die Form einer netten Anekdote hinausgeht. Was auch für sämtliche weiteren Parts mit berühmten Namen in diversen Gastrollen gilt, namentlich etwa Jonah Hill (eine Szene), Tilda Swinton (zwei Auftritte in einer Doppelrolle) oder Channing Tatum (mit etwas mehr Leinwandzeit, aber letztlich auch einer Figur, die einem gespielten Witz ähnelt). Lediglich Ralph Fiennes gelingt es aus seiner Szene einen Instant Classic zu machen, denn wie der als sensibler Meisterregisseur Lauence Laurentz (!) angesichts eines ihm vorgesetzten, komplett talentlosen Möchtegern-Schauspielers versucht die Contenance zu bewahren, das ist dann wirklich mal köstlich.
Sicher, auch George Clooney merkt man seine Freude daran, von den Coens (nach „O Brother where art thou“ und „Burn after Reading“) nun bereits zum dritten Mal als leicht tumbe Figur mit diesmal auch noch extrem fragwürdiger Frisur besetzt zu werden, durchaus an. Viel mehr als mit verdutztem Gesichtsausdruck dem Geschehen um ihn herum zu folgen bekommt er aber nicht zu tun, und so bildet eben Josh Brolin das Herz der Geschichte, dessen Eddie dann immerhin am Ende einigermaßen überzeugend vermittelt, warum er trotz all der gestörten Existenzen um sich herum seinen Job doch mehr liebt als einen vielleicht besser bezahlten und weniger stressigen am Schreibtisch eines etwas ruhigeren Unternehmens.
Eddie Mannix bildet die Klammer, die diese Nummernrevue halbwegs zusammen hält, bei der man ansonsten nicht selten den Eindruck bekommt, dass jede kleine Idee für eine amüsante Figur unbedingt irgendwo untergebracht werden musste, ohne sich große Gedanken darüber zu machen was man dann weiter mit ihr anfängt. So bleibt nach Betrachten von „Hail, Caesar!“ aber immerhin der Erkenntnisgewinn, dass der vielgeschmähte Senator McCarthy damals also doch recht hatte: Diese Kommunisten hatten tatsächlich Hollywood unterwandert, und die Drehbuchautoren waren ganz vorne mit dabei!
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