Sinister

Originaltitel
Sinister
Land
Jahr
2012
Laufzeit
110 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Frank-Michael Helmke / 4. Oktober 2012

Der Schriftsteller Ellison Oswalt (Ethan Hawke) zieht mit seiner Familie mal wieder um, denn er hat ein neues Projekt. Ellison ist "True Crime"-Autor, das heißt er schreibt Sachbücher über reale Verbrechen, die nicht aufgeklärt werden konnten, und im Optimalfall findet Ellison bei seinen Recherchen nicht nur eine spektakuläre neue Theorie, wer dahinter stecken könnte, sondern hat damit auch noch recht. SinisterDer örtliche Polizeichef ist von Ellisons Einzug nicht angetan, kommen die behördlichen Ermittler in Ellisons Büchern doch nie sonderlich gut weg, und Ellisons Frau Tracy (Juliet Rylance) wäre wohl auch etwas ungehalten, wenn ihr Gatte ihr erzählt hätte, dass das Haus, in dem sie sich mit den beiden Kindern Trevor (Michael Hall d'Addario) und der kleinen Ashley (Clare Foley) einrichtet, tatsächlich der Tatort des Verbrechens ist, über das Ellison schreiben möchte. Eine ganze Familie ist auf so spektakuläre wie merkwürdige Art und Weise in ihrem eigenen Garten erhängt worden, nur von der jüngsten Tochter fehlt jede Spur. Wurde sie entführt? Oder irgendwo anders umgebracht? Und wer hat die völlig unschuldige Familie auf dem Gewissen und warum? 

Ellison hat gerade erst mit seiner Arbeit begonnen, als er auf dem eigentlich leeren Speicher des Hauses unerwarteterweise eine Kiste mit Super8-Filmen findet. Er ist ziemlich verdutzt, als sich der erste Film als Live-Aufnahme der Garten-Hinrichtung entpuppt. Er ist ernsthaft überrascht, als sich auf den anderen Filmen die Mitschnitte von weiteren Familien-Massakern finden, die zum Teil Jahrzehnte zurückliegen. Das alles ist ziemlich beunruhigendes und verstörendes Zeug. Für Ellison ist es aber zugleich eine potentielle Goldgrube: Ist er hier etwa einem bis dato unbekannten Serienmörder auf der Spur? Weil Ellison einen neuen Buch-Hit bitter nötig hat, weiht er niemanden in seinen Fund ein und recherchiert weiter, doch nun beginnen ihn des nachts merkwürdige Geräusche aus dem Schlaf zu reißen. Und das ist erst der Anfang einer Reihe unerklärlicher Ereignisse, die Ellison zunehmend an seinem Verstand zweifeln lassen....


SinisterWir wären hier nicht in einem reinrassigen Genre-Streifen, wenn Ellisons Verstand wirklich aus den Fugen geraten wäre und hinter den Geräuschen, den Filmen und allem anderen Beunruhigendem hier nicht etwas ziemlich Schauriges stecken würde. Und das hier ist ein reinrassiger Horror-Thriller, und zwar ein ziemlich guter. Regisseur und Autor Scott Derrickson, der vor ein paar Jahren mit "Der Exorzismus von Emily Rose" bereits einen Genre-Kassenhit gelandet hat, erweist sich hier als echter Könner auf dem Gattungsklavier, und es ist auf gewisse Art wirklich erfrischend, wieviel Furcht und Schrecken Derrickson hier zusammenzaubert, ohne auch nur einmal auf wild spritzendes Blut oder ähnlichen Ekel setzen zu müssen.

Plötzlich ausgehendes Licht, merkwürdige Geräusche, beunruhigende Zeichnungen - die Mittel, derer sich Derrickson bedient, sind simpel, aber höchst effektiv eingesetzt. Dazu gehören auch und vor allem die zentralen Super8-Filme, mit denen Derrickson beweist, wie unheimlich dieses erste Heimvideo-Format sein kann, gerade weil es tonlos ist. Die Stummfilme, die Ellison sich anguckt, würden den Kinozuschauer wohl kaum so nachhaltig erschauern lassen und ihm auch den einen oder anderen echten Schrecken einjagen, wenn sie eine Tonspur hätten.

Derricksons eigene Tonspur ist hingegen leider etwas hyperaktiv und das einzige an "Sinister", was nicht durch Zurückhaltung an Wirkung gewinnt. Hier wird so emsig und fast schon penetrant mit Disharmonien, Verzerrungen, Aussetzern und jeder Menge anderer "verstörender" Toneffekte gearbeitet, als meinte man den Zuschauer damit entschädigen zu müssen für die Stille, die hier eigentlich über weite Strecken herrscht. Tatsächlich hätte "Sinister" mit einer reduzierten, fast stummen Tonspur wahrscheinlich sogar noch eine Ecke unheimlicher ausfallen können. Diese tonale Effekthascherei hat der Film jedenfalls nicht nötig, denn sein Spannungsaufbau und seine Bildsprache sind so meisterhaft konstruiert, dass das Publikum allein dadurch mühelos fast zwei Stunden lang in hoher Anspannung gehalten wird. 

SinisterEinen großen Anteil daran hat auch Hauptdarsteller Ethan Hawke, der hier wirklich fabelhafte Arbeit leistet und sehr glaubwürdig Ellisons langsamen Zerfall in ein paranoides, verängstigtes Wrack fühlbar macht. Hawkes Arbeit hier beweist, wieviel effektiver ein Horrorfilm sein kann, wenn er von starken Darstellern getragen wird, und nicht von irgendwelchen austauschbaren Puppen, die nicht viel mehr tun als schreien.

Natürlich kommt auch "Sinister" Genre-typisch nicht umhin, sich seine eigene Sache mit ein paar Ungereimtheiten einfacher zu machen. Warum Ellison bei seinen nächtlichen Streifzügen durchs Eigenheim z.B. permanent darauf verzichtet, einfach mal das Licht an und die Sache für sich selbst gleich deutlich weniger unheimlich zu machen, sollte man nicht weiter hinterfragen. Trotz Kleinigkeiten wie dieser muss man "Sinister" ein Kompliment dafür machen, wie sauber er sein eigenes Story-Universums aufgebaut hat und wie konsequent er dieses ausspielt. Wer halbwegs aufpasst, weiß bereits gut 15 Minuten vor Schluss haargenau, wie die Auflösung des Films ablaufen wird, weil "Sinister" es einem quasi Punkt für Punkt vorbuchstabiert. Das Bemerkenswerte ist, dass dies den Schluss kein bißchen weniger effektiv oder unheimlich macht, sogar fast noch besser.

Ein Meilenstein des Horror-Genres ist "Sinister" deswegen zwar noch lange nicht. Ein durchweg fesselnder, fieser kleiner Erschrecker aber auf jeden Fall, und wohl mit der meiste Spaß, den mal als Freund gepflegten Horrors dieses Jahr im Kino haben kann. 

Bilder: Copyright

9
9/10

Scary...

Man sollte sich das ganze wirklich anschauen um sich eine Meinung zu bilden, ich muss gestehen das ich Super8 Filme immer gruselig fand, wer alt genug ist wird das kennen, das eine eigentlich schöne Familienaufnahme auf Super8 dann Zuhause beim abspielen plötzlich irgendwie beklemmend wirkte.
So ging es mir zumindest als ich klein war.

Brrr...

Tja damit spielt der Film perfekt, Darsteller liefern super ab, Mr.Boogie (no spoiler) ist creepy as hell.
Tonal wird hier auch gut auf die Klaviatur gehauen, hat mich von der Tontechnik ein wenig an Insidious erinnert,
Also neben der Spur und übersteuert, allerdings dezenter als bei Insidious.
Ethan Hawkes hat mal gesagt er würde nie einen Horrorfilm machen, allerdings hat ihm das Skript so zugesagt das er für Sinister eine Ausnahme gemacht hat, ein Glücksfall für den Zuschauer.

Einer der besseren Horrorfilme der letzten Jahre.

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5
5/10

Naja, die Überraschung am Ende war ja wohl ein Rohrkrepierer. Nach 30 Minuten konnte man erahnen worauf das Ganze hinausläuft und was es mit den verschwundenen Kindern auf sich hat. Und dass sich Hawkey ständig weigert das Licht anzuschalten nervt auf Dauer doch ziemlich gewaltig. Einzig und allein die Super8-Filme können überzeugen. Und hier muss ich dem Rezensenten heftig widersprechen: deren Grusel liegt vor allem an der unterlegten Tonspur! Zwar kann man in der Tat keine Stimmen oder Geräusche hören, aber die zeitgleich einsetzende Musik ist so phänomenal unheimlich, so abgefahren ätzend, daß sie schon allein das Ansehen des Films rechtfertigt. Den Rest empfand ich leider eher als konventionelle, recht unorginielle Standardkost.

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Die Tonspur der Familienvideos ist mir auch noch "angenehm" in Erinnerung. Ebenso das großartige "Gyroscope" von Boards of Canada.

http://www.youtube.com/watch?v=fbFgxucxVcM

Freunden der filminternen Videos möchte ich auch das Album "Teachings In Silence" der norwegischen Band Ulver ans Herz legen.

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7
7/10

Super Film - manchmal schleppte sich das Ganze ein wenig hin.
Super Story - Mal was anderes!!!
Für Freunde von Paranormal Activity!!!
Die Mordszenen sind nichts für schwache Nerven!

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7
7/10

Als eine wirkliche positive Überraschung kann man 'Sinister' unter all den Horror - und Gruselgürkchen der letzten Zeit sehen. Der Regisseur präsentiert hier ein kleines aber feines Gruselfilmchen mit einer permanent bedrohlichen Atmosphäre erzeugt durch den gekonnten Einsatz wirklich schräger Soundeffekte, einer guten Kameraarbeit und einer - für dieses Genre eher untypisch - wirklich interessanten Handlung. Zusammen mit dem passenden Schauspieler-Ensemble (allen voran Ethan Hawke) ergibt sich ein unterhaltsamer und spannender Gruselthriller. Däumchen hoch :)

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5
5/10

SPOILER Kann Gingi zustimmen. Für mich ein latent an "The Ring" angelehnter Film mit wirklich verstörenden Videos. Rundherum eher Übliche. Das Ende mau, da mir das Schauspiel der Kinder dem Ganzen den Ernst genommen haben.

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