Emily Rose ist tot. Gestorben an den zahlreichen Verletzungen, die sie sich selbst zugefügt hat und an der Schwäche ihres ausgemergelten Körpers. Dass es dazu kommen konnte ist nach Meinung der Staatsanwaltschaft die Schuld von Pater Moore (Tom Wilkinson), der mit Wissen und Genehmigung der katholischen Kirche einen Exorzismus an Emily durchgeführt hat. Um größeres Aufsehen und eine Diskussion über die Rolle der Kirche in dieser Angelegenheit zu vermeiden, überträgt man der aufstrebenden, aber nicht gläubigen Strafverteidigerin Erin Brunner (Laura Linney) den Fall. Doch Pater Moore ist nicht bereit, sich vor Gericht auf irgendeinen Deal einzulassen. Er glaubt fest daran, dass Emilys Tod nur dann nicht vergeblich war, wenn er der Öffentlichkeit einige unangenehme Wahrheiten mitteilen kann. Stück für Stück gelingt es dem Pater, die skeptische Erin von seinem Vorhaben zu überzeugen.
Um der überzeugten Agnostikerin diesbezüglich etwas auf die Sprünge zu helfen, bedarf es allerdings einiger kleiner übersinnlicher und einschüchternder Spukeffekte, und alleine dieser Kunstgriff lässt einen die reißerische Werbezeile "nach einer wahren Begebenheit" schon schnell nicht mehr allzu ernst nehmen. Denn davon, dass einer armen Strafverteidigerin beim (dem diesen Film zugrunde liegenden) Vorfall im Deutschland (!) der 70er Jahre Ähnliches passierte und sie selbst von Dämonen bedroht wurde, ist bisher nämlich Nichts bekannt.
Mysteriöse, für den erfahrenen Zuschauer aber nichts desto weniger vorhersehbare Todesfälle von Zeugen sorgen für einen weiteren Hauch von "Akte X" in einer Produktion, die nicht wirklich so ausgewogene und sachlich verschiedene Sichtweisen anbietet, wie sie es vorgibt zu tun. Viel zu unsympathisch und fies gibt Campbell Scott seinen Staatsanwalt, um nicht das Publikum damit von vornherein direkt in die Arme der Verteidigerin zu treiben, und viel zu warmherzig und gütig präsentiert Tom Wilkinson seinen aufrechten Gottesmann, um nicht alle für sich einzunehmen.
Wenn wir also diesen nicht eingelösten Realismusanspruch einmal beiseite lassen, bleibt ein Film mit einer recht ungewöhnlichen Erzählstruktur, bei dem der Ausgang der einen Geschichte (unvermeidbarer Tod von Emily) von vornherein klar ist und sich die ganze Spannung auf das gegen Pater Moore zu sprechende Urteil beschränkt.
Die Tatsache, dass der Verlauf der in zahlreichen Rückblenden erzählten Leidensgeschichte von Emily weitgehend klar ist, sowie die oft etwas behäbige Inszenierung und die stolze Laufzeit von zwei Stunden sorgen dann auch dafür, dass sich "Der Exorzismus von Emily Rose" doch reichlich zäh dahin zieht. Trotz der durchaus vorhandenen Actionsequenzen ist das Ganze aber eindeutig mehr ein Gerichts- als ein Horrorthriller, und bei der Darstellung des besessenen Teenagers gibt es auch Nichts überraschend Neues zu sehen. Emily pöbelt ihre Obszönitäten in den verschiedensten Sprachen fast genauso in die Menge wie es schon die selige Linda Blair vor mehr als dreißig Jahren im damals alle schockierenden "Exorzist" tat.
Einen Coup hat man aber natürlich mit der Besetzung der beiden Hauptrollen durch zwei absolut erstklassige Charakterdarsteller gelandet. Wobei die immer gute Laura Linney ("You can count on me", "Kinsey") hier noch ein bisschen mehr aus sich herausholen kann als sonst und damit dem ebenfalls immer guten Tom Wilkinson ("In the Bedroom") sogar etwas die Schau stiehlt. Für Nachwuchstalent Jennifer Carpenter bleibt da als gequälte Emily in einer eher physisch fordernden Rolle nicht mehr allzu viel übrig, abgesehen von einigen beeindruckende Zuckungen und Verrenkungen. Dass man den Charakter der Emily hier rein funktional einsetzt und dem Zuschauer die Annäherung an die Persönlichkeit dieser Figur kaum ermöglicht, scheint ebenfalls dazu zu dienen, ihre "Opferung" für eine größere Sache sehr leicht zu akzeptieren.
So bleibt letztendlich ein sehr manipulativer und daher etwas fragwürdiger Film, der in erster Linie mit seiner Besetzung punktet.
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