Sommerhundesöhne

Originaltitel
Sommerhundesöhne
Jahr
2005
Laufzeit
96 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Beatrice Wallis / 18. März 2011

 

Zufälle können das Leben komplett auf den Kopf stellen. Ausgerechnet auf einem Ikea-Parkplatz muss Muttersöhnchen Frank (Fabian Busch) diese Erfahrung machen, dabei hatte er nur ganz harmlos im stattlichen Wohnmobil auf Mutter und Onkel warten sollen. Doch als ihm das hingebungsvolle Knabbern am Schokoriegel zu langweilig wird, setzt er sich ans Steuer des Riesengefährts. Einfach mal so tun, als würde man fahren? Was kann schon passieren, wenn man nur einmal kurz den Schlüssel umdreht? Ganz schön viel, vor allem, wenn man wie Frank weder Auto fahren kann noch das Motorrad sieht, das vor dem Mobil parkt. Der in Schwierigkeiten steckende Tunichtgut Marc (Stipe Erceg) sieht die Chance seines Lebens und zwingt den verstörten Frank das Motorrad einzuladen und mit ihm in Richtung Marokko abzuhauen. Onkel und Mutter haben voll bepackt nur noch das Nachsehen.
Nach anfänglichem Widerstand gewinnt Frank im Laufe der Fahrt immer mehr Spaß an dem Abenteuer und hat natürlich keine Ahnung davon, dass Marc überhaupt nicht nach Marokko, sondern nur möglichst weit weg will. Auch wenn die zwei zunächst wie Feuer und Wasser sind, kommen der weltfremde Langweiler und der frustrierte Aufschneider auf der Flucht zunehmend besser miteinander aus und scheinen irgendwie Gefallen aneinander zu finden.

Das klingt nicht nur nett, sondern ist es tatsächlich. Auch wenn die Idee, den Vorzeige-Nerd Fabian Busch und den stark an Vincent Gallo erinnernden Stipe Erceg zusammenzubringen, ganz sicher nicht der große Wurf ist. Dennoch unterhalten die Schauspieler in ihren Rollen ausnehmend gut, weil sie einfach klasse spielen. Davon konnte Fabian Busch ja bislang nicht nur in "23" an der Seite von August Diehl überzeugen, sondern auch im herrlich unterhaltsamen und kurzweiligen "Liegen lernen". Und Stipe Erceg wird ja zurzeit sowieso ziemlich hoch gehandelt ("Die fetten Jahre sind vorbei", "Stadt als Beute") und hat bestimmt noch nicht alles gezeigt, was er tatsächlich kann.
Soweit so gut - oder eben auch nicht. Leider hat sich Regisseur und Drehbuchautor Cyril Tuschi nicht getraut, seinen beiden Hauptfiguren den gesamten Film zu überlassen. Vielleicht wussten er und Drehbuchpartner Ole Ortmann auch nicht, welch ein patentes Double Erceg und Busch abgeben würden. Tatsächlich macht es viel Spaß, den tranigen Frank zu beobachten, und berührt auf ganz andere Weise, wenn der frustrierte Marc einen hilflosen Wutausbruch bekommt, dass es gar nicht mehr Handlung oder Figuren gebraucht hätte.
Aber dann kommt es leider doch anders. Mittendrin wird die Geschichte auf einmal vom sehr charmanten Road-Movie zu einer gezwungen abgedrehten und überkandidelten Geschichte. Frank und Marc treffen in völligem Niemandsland plötzlich auf das hübsche, wundersame Mädchen Ilvy (Lilja Löffler), begegnen einem Finder (Martin Clausen), der die vergessenen Dinge der Menschheit neu ordnet, und treffen immer wieder auf einen seltsamen Mann, der sie überall hin zu verfolgen scheint. Und das ist dann irgendwann einfach zu viel. Vor allem die überspannt inszenierte Ilvy, die ständig und überall wieder auftaucht, nervt ganz furchtbar. Ohne Rücksicht auf Verluste wurde diese Figur in die Geschichte geschmissen und stört eigentlich nur das Verhältnis zwischen Frank und Marc sowie - leider - die Beziehung von Zuschauer und Film.
Dafür hätte man sich etwas Bodenständigeres wie Daniela Ziegler gewünscht, die leider nur eine ganz kleine Rolle hat. Hier wollten die Drehbuchautoren offensichtlich zuviel. Eine kleine, einfache Geschichte um zwei Ausreißer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, hätte völlig gereicht. Dass die Geschichte nicht völlig ausfranst, hat sie, wie gesagt, vor allem den Hauptdarstellern Busch und Erceg zu verdanken, die dafür sorgen, dass der Film trotz der Irrungen und Wirrungen angenehm und nett unterhält. Doch leider können die beiden nicht alles retten, und daher bleibt "Sommerhundesöhne" wegen dem unnötigen Handlungsfirlefanz dann leider doch nur ein durchschnittlicher Film.

Bilder: Copyright

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