Dr. Alex Cross
(Morgan
Freeman) ist ein Universalgenie bei der Polizei. Er brachte
u.a. einen
Frauenmörder zur Strecke, dessen Casanova-Imitation auf
einem gründlichen
Mißverständnis beruhte (in seinem ersten Filmauftritt "Denn
zum Küssen
sind sie da"), und verdient seine Brötchen nicht nur als
Detective
und Polizeipsychologe, sondern auch als Bestseller-Autor.
Als jedoch
ein Einsatz unter seiner Leitung aus dem Ruder läuft und
eine junge
Kollegin den Tod findet, läßt Cross sich frühzeitig
pensionieren.
Während er Zuhause Modellschiffe bastelt, geht es in der
Ganovenwelt
aber alles andere als friedlich zu.
Die Cathedral School gleicht einem stilvollen
Hochsicherheitsgefängnis.
In jeder Ecke sind Überwachungskameras installiert und neben
dem Lehrkörper
observiert eine Security-Einheit jede verdächtige Regung.
Was anmutet
wie eine Besserungsanstalt für schwererziehbare Jugendliche
ist eine
Schule für die Zöglinge der Crème de la Crème der
Washingtoner Gesellschaft,
die aufgrund des Reichtums oder der politischen Tätigkeit
ihrer Eltern
vor Verbrechen geschützt werden müssen.
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen wird Megan (Mika
Boorem), Tochter
eines Kongreßabgeordneten, von einem ihrer Lehrer entführt.
Es stellt
sich jedoch schnell heraus, daß Gary Soneji (Michael
Wincott) weniger
die ganz große Kohle im Kopf hat, sondern vielmehr in die
Annalen
der Schwerverbrecher eingehen will.
Wie schon im Vorgängerfilm läßt James Patterson, Autor und
Schöpfer
der Cross-Reihe, den Bösewicht sich an einer historischen
Figur orientieren:
Soneji spielt auf die Entführung des Sohnes des legendären
Fliegers
Charles Lindbergh an. Da er als Chronologen seines
Kidnappings Frühpensionär
Cross im Sinn hat, wird dieser aus seinem häuslichen Frieden
an den
Tatort beordert.
Dort
trifft Cross auf Jezzie Flannigan (Monica Potter), die für
Megans
Sicherheit zuständig war und bei ihren Arbeitgebern nun in
Ungnade
gefallen ist. Aufgrund ihrer detaillierten Kenntnisse des
Schulbetriebs
heftet sie sich an Cross' Seite auf Sonejis Fersen, der ein
raffiniertes
Netz aus Hinweisen spinnt. Cross und Jezzie müssen jedoch
bald feststellen,
daß diese Spinne ihr Netz aus Fäden spinnt, die ein ganz
anderer in
der Hand hält...
Vier Jahre nach Gary Fleders "Denn zum Küssen sind sie da"
geht Morgan
Freeman als Alex Cross diesmal unter der Regie von Lee
Tamahori ("Once
were Warriors") erneut auf Verbrecherjagd. War "Denn zum
Küssen sind
sie da" ein konventioneller, aber solider Thriller, bemüht
sich Tamahori
so sehr um überraschende Wendungen, daß er diesen die Logik
opfert.
Daß Cross in seiner Genialität Lösungen für Probleme findet,
die der
Zuschauer noch nicht einmal als solche erkannt hat, ist noch
verzeihlich.
Auch daß Amerikas Ganoven scheinbar kein Verbrechen zur
eigenen Bereicherung
im Sinn haben, sondern allein komplizierte Puzzles für Cross
arrangieren
wollen, sei hingenommen. Die großen Lücken in der Logik tun
sich erst
im weiteren Handlungsverlauf auf, der hier natürlich nicht
verraten
wird. Erwähnt sei nur eine Falle,
die Cross einer verdächtigen Person stellt. Er spricht eine
Lösegeldsumme
von 12 Millionen Dollar an und rühmt sich später der
Überführung,
da es sich eigentlich um 10 Millionen handelte. Schleierhaft
bleibt,
wie dieser Verdächtige überhaupt irgend etwas von
Lösegeldforderungen
gewußt haben soll.
In Sachen Cleverness amerikanischer Filmkinder setzen Megan
und ihr
kleiner Freund einen neuen Markstein. Sie müssen abends
unter der
Bettdecke heimlich einen von Dr. Cross' Bestsellern gelesen
haben
- Megan tritt ihrem Kidnapper mit einem Selbstbewußtsein und
Einfallsreichtum
gegenüber, das nicht einmal die altklugen "drei ???" an den
Tag legen.
"Im Netz der Spinne" ist ein Film, der nach dem Kinobesuch
bei einem
Bier jede Menge Gesprächsstoff bietet. Der wird nur leider
weniger
um die Fähigkeiten der Hauptdarsteller kreisen, deren
Charaktere mit
Ausnahme des gewohnt großartigen Morgan Freeman ziemlich
eindimensional
bleiben - Hauptdarstellerin Monica Potter verleiht ihrer
Figur leider
keine Konturen und bildet so keinen starken Gegenpart zu
Freeman,
wie es Ashley Judd in der ersten Cross-Verfilmung gelang.
Die Diskussion
wird sich vielmehr darauf konzentrieren, das Netz der
reichlich undurchsichtigen
Motivationen der Protagonisten zu entwirren.
Originaltitel
Along came a spider
Land
Jahr
2001
Laufzeit
104 min
Genre
Regie
Release Date
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