Während des ersten Weltkriegs kommt es bei der Schlacht im zum Osmanischen Reich gehörenden Gallipoli zu großen Verlusten auf allen beteiligten Seiten. Der australische Farmer Joshua Connor (Russell Crowe) beklagt den Tod seiner drei Söhne und vor allem seine Frau kommt darüber auch Jahre später nicht hinweg. Als sie sogar den Freitod wählt und Joshua praktisch nichts mehr geblieben ist, macht er sich schließlich doch noch auf den Weg ins ehemalige Kriegsgebiet, um die Leichen seiner Söhne zu finden und nach Hause zu bringen. In der Türkei wird er aufgrund seiner Nationalität zurückhaltend empfangen und die offiziellen Stellen versuchen auch alles um ihn von den immer noch fragilen Gebieten rund um die alten Schlachtfelder fernzuhalten. Doch Connor erweist sich als hartnäckig, gewinnt schließlich Unterstützer und Verbündete und dringt tatsächlich bis nach Gallipoli vor. Als er schließlich erfährt, dass vielleicht doch nicht alle seine Söhne im Kampf umgekommen sind, bekommt seine Suche jedoch eine völlig neue Dynamik.
Der Name „Gallipoli“ ist sowohl für Türken als auch für Australier von enormer historischer Bedeutung, denn hier fand eine der verlustreichsten Schlachten des ersten Weltkriegs statt, bei der die mit England verbündeten Truppen des aus australischen und neuseeländischen Soldaten bestehenden ANZAC-Bündnisses schließlich den Rückzug gegen die an der Seite des deutschen Reiches kämpfenden Türken antreten mussten. Peter Weir verfilmte die Geschichte bereits einmal in den 70er Jahren mit einem sehr jungen Mel Gibson. Nun widmet sich Russell Crowe in seinem Regiedebüt diesem uraustralischen Thema, konzentriert sich dabei jedoch weniger auf die Kriegszeit selbst denn auf die Zustände der Nachkriegszeit, in der seine Landsleute in dieser Gegend Europas nicht gerade gern gesehene Gäste waren. So ist es denn auch die Geschichte eines Mannes, der stur und unbeirrt seinen Weg geht, der am Ende auch auf eine gewisse Art sein Ziel erreicht und den sich ein Russell Crowe natürlich nicht nehmen lässt dann auch selbst zu verkörpern.
Crowe und sein Drehbuchautor Andrew Anastasios bemühen sich dabei um eine faire und ausgewogene Darstellung beider Seiten und vermeiden ein klassisches Gut-/Böse-Schema. So finden sich die gelungensten Momente denn auch in den Szenen, in denen sich der verzweifelte Connor bemühen muss, nicht voller Wut auf die vermeintlich Verantwortlichen für den Tod seiner Söhne los zu gehen – und diese wiederum seinem Zorn nur zu gut verstehen können, aber ihn im Gegenzug auch darauf hinweisen, dass sie ebenfalls schmerzhafte Verluste zu beklagen hatten. So findet eine langsame Annäherung der ehemaligen Feinde statt, die durchaus subtil und glaubwürdig vonstattengeht.
Was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass der Regieerstling von Russell Crowe ansonsten etwas arg konventionell geraten ist und sich etwas zu sehr im Setzbaukasten des zu Tränen rührenden Dramas bedient. Vor allem die angesichts des eigentlichen Hauptthemas völlig überflüssigerweise eingebaute Liebesgeschichte sticht in dieser Hinsicht negativ heraus. So zurückhaltend man bei der Kriegsthematik weitgehend agiert, so holzhammermäßig kommt dieser andere Handlungsstrang daher, bei dem sich die tief in der Kultur und den Zwängen ihrer Heimat verwurzelte, verwitwete Hotelbesitzerin Ayshe (Olga Kurylenko) nicht nur binnen kürzester Zeit in den grummeligen „Feind“ verliebt, sondern auch tatsächlich bereit ist eine Romanze mit diesem zu beginnen. Auch wenn er vereinzelt schöne und zärtliche Szenen generiert, so gebricht es diesem Teil der Geschichte doch stark an Glaubwürdigkeit.
Ebenfalls nicht so richtig harmonisch in die bis dahin sehr ruhige und getragene Atmosphäre (die manch einer sicher auch als „langweilig“ empfinden wird) fügen sich die im letzten Drittel des Films verstärkt eingebauten Actionszenen ein, in denen die Faktoren „Zufall“ und „Wahrscheinlichkeit“ zudem arg strapaziert werden um ans gewünschte Ziel zu gelangen. Und mindestens eine zentrale Figur bleibt dann am Schluss auch jegliche Erklärung und Motivation für ihr Verhalten schuldig. So bleiben letztlich ein etwas unbefriedigender Gesamteindruck und die Erkenntnis, dass für den Filmemacher Russell Crowe vor allem in dramaturgischer Hinsicht sicher noch Luft nach oben besteht. Darüber kann auch die grundsätzlich solide handwerkliche Qualität seiner Inszenierung letztlich nicht hinwegtäuschen.
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