Burlesque

Originaltitel
Burlesque
Land
Jahr
2010
Laufzeit
120 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 26. Februar 2011

 

Also originell ist das sicher nicht: Die junge Kellnerin und Hobby-Sängerin Ali (Christina Aguilera) kehrt der deprimierenden Provinz den Rücken und macht sich einfach mal auf den Weg nach L.A. um dort ihr Glück zu versuchen. Total zufällig gelangt sie dabei in die "Burlesque Lounge", den Club der Betreiberin Tess (Cher), der schon deutlich bessere Tage gesehen hat und kurz vor dem Verkauf steht. Auf Ali übt das kleine Etablissement jedoch eine nicht näher erläuterte Faszination aus und sie setzt sich in den Kopf, unbedingt dort auftreten zu wollen. Der anfängliche Widerstand von Tess löst sich schnell in Wohlgefallen auf, als Ali erst mal anfängt los zu röhren. Ungelöste Probleme für die weiteren 90 Minuten: Die "Es ist kompliziert"-Romanze mit dem attraktiven Barkeeper Jack (Cam Gigandet), die Intrigen der sich um ihre Vormachtstellung gebracht sehenden Bühnen-Rivalin (Kristen Bell) und eben die finanziellen Nöte des Clubs.

Massentauglich ist der leicht verruchte "Burlesque"-Tanz zwar auch heute noch nicht, wie die deutsche Nation vor knapp zwei Jahren trotz der prominenten Hilfe einer Dita von Teese beim Eurovision Song Contest schmerzvoll erfahren musste. Eine gewisse Renaissance dieser in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts aufgekommenen Kunstform in der aktuellen Popkultur lässt sich allerdings nicht leugnen und so ist das Timing dieses neuen Hollywood-Musikfilms an sich nicht schlecht.
"Musik-Film" und ganz bewusst nicht "Musical" ist dabei die korrekte Beschreibung für das Werk des Regiedebütanten Steven Antin, der damit sein auch selbst verfasstes Herzensprojekt vorlegt. Denn es ist hier eben nicht so, dass die Darsteller mitten auf der Straße unvermittelt anfangen zu singen, eine Schar von aus dem Busch springenden fremden Leuten spontan mit einstimmt und die dazugehörige beschwingte Musik scheinbar vom Himmel fällt. Was das Ganze zwar ein Stück realistischer macht, aber wirklich genutzt hat das dem Film auch nicht. Das Publikum in den USA reagierte eher reserviert und obwohl die Academy ja durchaus ein Faible für das Genre hat, ist auch an Oscar-Buzz nichts zu vernehmen - ganz im Gegensatz also zu der Wirkung, die ein lupenreiner Musical-Vertreter wie "Chicago" vor ein paar Jahren erzielte.

Woran liegt's also? Vielleicht an der geschilderten arg konventionellen Geschichte, die völlig überraschungslos verläuft und bei der man sich halt vorher schon ziemlich genau ausmalen kann wie die wichtigsten Darsteller ihre Figuren verkörpern werden. Wie z.B. Christina Aguilera, die in ihrem ersten Spielfilm natürlich versucht nicht allzu offensichtlich als eigentliche Nicht-Schauspielerin aufzufallen. Was ihr dank eines wenig fordernden Drehbuchs auch ordentlich gelingt, wie viel Talent da wirklich vorhanden ist wird sich aber erst einschätzen lassen, wenn sie sich vielleicht einmal in einer noch kommenden Filmrolle aus ihrer vertrauten Musik-Umgebung heraus traut. Denn natürlich hat sie hier mehrfach die Gelegenheit zu singen und läuft wenig überraschend dann auch in genau diesen Szenen zur größten Form auf.
Madame Cher ließ sich nach langer Leinwand-Abstinenz ebenfalls zur Teilnahme überzeugen und gibt sogar auch einen längeren Song zum Besten (der allerdings nicht zu den Höhepunkten gehört). Der billige Spott über das seit vielen Jahren nahezu unveränderte Aussehen der etwas künstlichen Künstlerin ist allerdings nicht ganz unberechtigt, denn es ist tatsächlich so, dass Cher hier praktisch keine Miene verzieht und ständig mit sehr spitzem Mund spricht - da sie es wohl auch gar nicht mehr anders kann.
Charme versprüht sie dennoch, kann in dieser Kategorie aber nicht mit Stanley Tucci mithalten, der als schwuler Assistent und "Mädchen für Alles" das Geschehen gerne mit lockeren Sprüchen kommentiert und dank solch ausgezeichneter Leistungen wie hier dann auch selbst schuld ist, dass er mittlerweile so etwas wie die Standardbesetzung für schrullig-liebenswerte Nebenfiguren geworden ist. Desweiteren erwähnenswert ist ansonsten noch Kristen Bell, mit erkennbarer Spielfreude als ungewohnt biestig-zickige Rivalin und daher natürlich als "die Böse" dann diesmal auch mit ebenso ungewohnten dunklen Haaren ausgestattet.

Über ein wenig zu lange zwei Stunden plätschert "Burlesque" aber leider meist etwas zu unaufgeregt dahin, um wirklich überzeugen zu können, was vor allem für die wirklich komplett unergiebigen Szenen aus Alis und Jacks Beziehungsleben gilt. Die diversen Musiknummern reißen es dann meist wieder raus, aber eben auch nicht immer, da nicht jedes Stück gelungen ist und zudem auch kaum eines länger im Gedächtnis oder Ohr haften bleibt.
Die leicht altmodische 80er Jahre-Optik und Erzählweise ist an sich nicht unangenehm und "Burlesque" auch deshalb insgesamt sicher nicht als "misslungen" zu bezeichnen. Ein großer Wurf ist dieses harmlose Filmchen allerdings definitiv auch nicht.

Bilder: Copyright

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