Mittwoch, 19.10.2005
Kein Sprichwort trifft in den letzten Wochen mehr zu, als dieses. Denn während im Big Brother-Dorf noch mehr Hirntote inartikuliert umherstolpern als in jedem Zombiefilm von Romero, wird Deutschland und die Welt von viel wichtigeren Dingen beschäftigt als der Frage, welcher Volldepp zum Wohle der Gesellschaft eingesperrt bleiben darf: Die nächsten Casting-Entscheidungen stehen an. Superstar war gestern, ist leider auch morgen und trotzdem out. Deutschland sucht den Superkanzler, die Welt sucht den Superagenten.
Und nun, heissa, scheinen die Entscheidungen gefallen. Uns Angela "Änschie" Merkel soll es hierzulande richten, uns Gerhard "Wahlverlierer heißt jetzt Wahlgewinner" Schröder soll uns reichen. Soso. Da konnten also im Gegensatz zur Superstar-Show nicht nur kleine Mädels voten und uns den todlangweiligen Schlager-Schumi Alexander bescheren, und voila - das ist das Malheur: Gewählt haben wir, aber vor allem das Chaos. Schröder macht einen auf Stallone - gröhlte, krawallte und schoss doch nur mit Platzpatronen. Änschie zog wie immer ne Schnute, wartete ab und wird jetzt doch die erste Kanzlerin. Vielleicht. Wird demnächst verfilmt als "Die unendliche Geschichte 4 - Blödsinn und Banales in Berlin".
In den Schatten gestellt wird diese Entscheidung dann ja nur noch von der Entscheidung, wer als Nächstes endlich als 007 die Welt retten darf. Daniel Craig heißt der gute Mann also - und ist hierzulande hauptsächlich als Ex von Heike Makatsch bekannt. Talking about a claim to fame. Immerhin, als Sidekick durfte er schon mal an der Seite von "Tomb Raider" Lara Croft Die-Welt-retten üben, gab den Idioten in "Road to Perdition" und den wilden Dichter in "Sylvia". Und weil er Brite ist und in gut einem Monat Drehstart sein soll, gibt es jetzt endlich eine Entscheidung und Craig darf nun als zweiter echter Engländer (nach Roger Moore) den James Bond geben.
Man hatte vom vorangegangenen Hin und Her ja fast noch mehr die Schnauze voll als von Machtgier-Schröder und Griesgram-Merkel. Seit Jahren dieselbe Leier: Brosnan ist zu alt, Brosnan isses doch, Brosnan will zu viel Geld, Brosnan will Bond bleiben, Brosnan will doch nicht mehr. Dazu wurde ja nun wirklich jeder irgendwie halbwegs englisch wirkende Schauspieler zwischen 25 und 40 in die Runde geworfen, von Colin Farrell über Clive Owen und Ewan McGregor bis hin zu Hugh Jackman. Bis man uns nun mit einem überraschte, den eigentlich kaum einer kennt. Ende des Casting-Wahnsinns oder Wahnsinn mit Methode? Ob die Entscheidung der Broccolis Käse ist, wird man erst in gut einem Jahr wissen, wenn "Casino Royale" anläuft. Da das Publikum erst dann zur Wahl schreitet und entscheidet, oder der neue Agent super oder nicht ist, heißt es abwarten. Immerhin hat das Land bis dahin einen Kanzler oder eine Kanzlerin. Vielleicht.
Und wem das Warten zu lang wird, der überlegt sich halt seine eigenen Casting-Entscheidungen: Wer wird nach der dussligen Katie "Kichererbse" Holmes das nächste Gehirnwäscheopfer von Scientology-Rekrutierer Tom Cruise? Wem darf Russell Crowe demnächst mal wieder so richtig schön in die Schnauze hauen und welches Haushaltsgerät wird er dafür verwenden? Wer wird endlich Leute wie Michael Bay und Joel Schumacher teeren und federn und aus Hollywood jagen? Bitte wählen Sie jetzt.
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