Interview mit den "Woher weißt du, dass es Liebe ist?"-Hauptdarstellern Reese Witherspoon und Paul Rudd

von Volker Robrahn / 25. September 2011

Filmszene: Reese und Paul, schaut man sich romantische Komödien eigentlich nur zum Vergnügen an oder kann man da ab und zu auch mal etwas fürs "richtige" Leben rausziehen?

Paul Rudd: Die wirklich Guten erzählen dir natürlich auch immer etwas übers Leben! Wie unser Film sind es dann aber meist keine reinen Komödien, sondern immer auch kleine Dramen. Als erstes großartiges Beispiel fällt mir dazu Woody Allens "Annie Hall" ("Der Stadtneurotiker") ein.

Reese Witherspoon: Oder natürlich für meine Generation "Harry & Sally", zu dem man glaube ich einige Parallelen in unserem Film entdecken kann. Speziell geht es hier aber darum wie Leute sich verhalten, die in einer bestimmten Situation festgefahren sind und versuchen müssen, da irgendwie wieder rauszufinden.

Rudd: Und es geht um Kommunikation. "Echte" Kommunikation, von Angesicht zu Angesicht. Seit ein paar Jahren ist es doch so, dass man oft jede Menge Leute in einem Raum hat, die sich aber nicht miteinander unterhalten, sondern alle in ihre Handys oder Smartphones sprechen oder irgendetwas schreiben. Selbst am Filmset beobachte ich das oft, während der Drehpausen. Keine gute Entwicklung, wie ich finde.

Witherspoon: Ja, die Art der Kommunikation ändert sich dadurch extrem. Man schreibt Sachen per SMS oder Mail, die man vermutlich nie jemandem ins Gesicht sagen würde, weil es so viel einfacher und bequemer geht, ohne die direkte Reaktion eines Gegenüber. Ich versuche zur Zeit immer mal wieder mit meiner Tochter über dieses Thema zu sprechen.

Ist "Woher weißt Du..." denn nun mehr Komödie oder Drama?

Witherspoon: Na, es ist auf ein jeden Fall ein sehr lustiger Film, würde ich sagen. Aber eben auch typischer James Brooks-Stoff und daher natürlich nicht nur durchgehend auf Lacher aus, sondern gelegentlich halt auch etwas "dunkler". Wer "Besser geht's nicht" gesehen hat, weiß sicher was ich damit meine, und kaum jemand sonst kann eben diese Art Filme machen, deshalb fällt auch die Einteilung in eine Schublade sehr schwer.

Da sich der Film aber an den US-Kinokassen auch eher schwer getan hat, scheint es recht schwierig zu sein, diese Art nicht so leicht in eine Kategorie zu packendes Werk dem Publikum schmackhaft zu machen. War das vor einigen Jahren noch anders?

Rudd: Es gibt immer bestimmte Sehgewohnheiten und zumindest in Amerika erwartet das Publikum wohl doch einen ganz bestimmten Verlauf der Handlung und natürlich ein Happy-End. Es gibt nämlich verschiedene Versionen vom Schluss des Films, unter anderem auch eine mit einem eher offenen Ende. Und ganz klar: Die fiel beim Testpublikum durch. Kann man also nicht machen, obwohl es vielleicht sogar besser gepasst hätte. Das Publikum erwartet aber eben zum allergrößten Teil eine Art "emotionale Befriedigung".

Witherspoon: Ich glaube, dass das Publikum sich da auch sehr stark von den jeweils herrschenden ökonomischen Verhältnissen beeinflussen lässt. In Zeiten, die etwas herausfordernder sind und in denen man ein wenig mehr kämpfen muss, ist der Wunsch nach einfacher positiver Berieselung und Ablenkung dann sicher stärker ausgeprägt und deshalb funktionieren aktuell die etwas "lauteren" Komödien mit ihren Furz-Witzen wohl tatsächlich besser an der Kinokasse. Oder die Leute schauen halt gleich reine Fantasy-Produktionen und fliehen in ferne und phantastische Welten. Aber die Zeiten ändern sich sicher auch wieder.

Paul, Du hast im Film ein paar schöne Szenen mit Jack Nicholson in der Rolle deines Vaters. War das ein besonderes Erlebnis für dich oder betrachtet man das ganz nüchtern als professionelle Arbeit?

Rudd: Nein, das war schon etwas ganz Besonderes. Schon während des Drehs habe ich gedacht: Egal was jetzt noch kommt und ob meine Karriere vielleicht in ein paar Jahren vorbei ist - was ich natürlich nicht hoffe - das ist ein Erlebnis, das mir keiner mehr nehmen kann. Denn auch in diesem Job und mit wachsender Routine gibt es eben immer noch Dinge, an die man sich nicht einfach "gewöhnt". Mit so einer Ikone zusammen vor der Kamera zu stehen, die so viele Filme gemacht hat, die ich liebe. Das verschafft einem schon ein tiefes Gefühl der Befriedigung.

Reese, warum fallen die Frauen immer auf die nicht so netten "Machos" rein?

Rudd: DAS habe ich mich in meiner Jugend auch ständig gefragt....

Witherspoon: Nicht immer, nur wenn sie jung sind! Klar, das ist so und ich will mich da auch gar nicht ausnehmen. Das "Warum" kann ich aber auch nicht erklären, das ist zuviel verlangt. Aber es ist sicher so, dass da bei fast jedem irgendwann im Leben der Punkt kommt, wo die Ansichten und Bedürfnisse dann doch ein wenig wechseln und man auch erkennt, dass man bestimmte Typen einfach nicht mehr ändern kann, so wie die Figur von Owen Wilson in unserem Film. Das braucht aber seine Zeit und ich bitte dafür um Nachsicht.

Warum seid Ihr heute hier, sprich: Was hat Euch eigentlich dazu gebracht Schauspieler zu werden?

Witherspoon: Also ich wollte ursprünglich mal Arzt werden, dann Lehrer, aber mit 14 Jahren habe ich eine Zeitungsanzeige für ein Vorsprechen gelesen. Das lief dann gut, aber ich war damals gar nicht so wahnsinnig ehrgeizig und entschlossen sondern hatte einfach nur eine Menge Glück. Heute dagegen würde ich alles tun, um weiterhin als Schauspielerin arbeiten zu können, denn das ist es was ich liebe.

Rudd: Ich bin ja im mittleren Westen der USA aufgewachsen und da ist eine Filmkarriere nicht das Erste was einem in den Sinn kommt. Aber irgendwann war für mich klar, dass ich auf jeden Fall etwas "Kreatives" machen wollte, egal ob nun etwa Schauspieler oder auch Autor. Dann kamen aber eine Schauspielausbildung in Kalifornien und ein Theaterengagement in New York und so ging es dann seinen Weg bis zu meiner Rolle in "Friends". Und ich bin doch heute ziemlich sicher, dass ich eigentlich an den wichtigen Punkten meines Lebens bisher auch immer die für mich jeweils richtige Entscheidung getroffen habe.

Hab Ihr denn ein kurzes, griffiges Lebensmotto anzubieten?

Witherspoon: Hier, ich hab eins: "Resistance is futile - Widerstand ist zwecklos"!

Äh, das ist aus "Star Trek".

Witherspoon: Ich weiß...


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