Interview mit "Burlesque"-Regisseur und Autor Steve Antin

von Volker Robrahn / 25. September 2011

Filmszene: Steve, "Burlesque" ist Ihr erster Kinofilm und es sind ja doch ein paar große Namen daran beteiligt. Ganz direkt gefragt: Warum hat man Ihnen diesen Job gegeben?

Steve Antin: Weil es meine Idee war, mein Skript und ein Projekt, an dem ich seit Jahren herumgewerkelt habe. Das hätte es also ganz ohne mich einfach gar nicht gegeben. Aber als die Produzenten dann sahen, dass ich bereits die Storyboards für den gesamten Film ausgearbeitet hatte und eben eine sehr genaue Vision von dem fertigen Produkt präsentieren konnte, den Settings und den Kostümen, da war es dann doch gar nicht mehr so schwer sie davon zu überzeugen, dass ich dann auch Regie führen würde.

Dann darf man daraus wohl auch auf eine persönliche Leidenschaft zum Thema "Burlesque" schließen?

Das ist korrekt. Persönliche Faszination, intensive Studien und das dringende Bedürfnis, die heute oft völlig falsche Vorstellung davon was der "Burlesque"-Tanz eigentlich ist, zu korrigieren. Denn der hat mit der aktuell meist zelebrierten Nacktheit nämlich überhaupt nichts zu tun, die gab es nur in einer kurzen Phase Anfang des 20. Jahrhunderts, die stark vom Pariser "Moulin Rouge" beeinflusst war. Ansonsten gilt jedoch: Erotik und Ausdruck von Sexualität ja, Nacktheit und Strippen nein. Deshalb brauche ich das Fehlen derselben in meinem Film also auch nicht mit Feigheit oder Rücksichtnahme vor dem Mainstreampublikum zu rechtfertigen - es ist so schlicht historisch korrekt und unverfälscht. Mein "Burlesque" feiert die Maskerade. Es wurde ursprünglich mal für die Masse und alle Altersstufen erfunden und dahin möchte ich diese Kunst zurückbringen.

Steve Antin mit seinen beiden "leading ladies" bei der Premiere in Berlin

Hatten Sie dann vielleicht sogar das Recht auf den "Final Cut" des Films?

Nein, das nicht, auch wenn ich es als "nah dran" bezeichnen würde. Aber die Möglichkeit des "Final Cut" haben heutzutage auch nur ganz, ganz wenige Regisseure überhaupt, es wäre daher etwas vermessen gewesen das nun auch noch zu verlangen. Aber, ehrlich gesagt, mag ich ja auch die Kooperation mit dem produzierenden Studio, ich möchte doch, dass denen gefällt was ich abliefere. Ich weiß, es klingt wie ein abgegriffenes Klischee, aber Filme machen ist ein gemeinschaftliches Erlebnis mit sehr vielen kreativen Menschen. Deren Ideen ich mich auch nicht verschließe, selbst wenn ich selbst eine sehr ausgefeilte Vision von dem habe, was ich machen und erreichen will.

Wie kamen Sie auf Christina Aguilera für die Hauptrolle?

Ich brauchte natürlich jemanden mit einer starken Stimme, denn die Szene in der Ali unverhofft zu singen beginnt ist für mich die Kernszene des gesamten Films. Und das musste schon echt und auf keinen Fall wie ein "Fake" wirken. Ich brauchte aber auch eine Schauspielerin in einem bestimmten Alter, die sowohl die unschuldigen als auch die komischen Szenen bewältigen konnte. Ich habe mit Christina auch früher schon einmal zusammengearbeitet, aber der "Aha"-Moment kam, als ich sie bei ihrem Saturday Night Live"-Auftritt gesehen habe, wo sie wirklich großartig und zudem sehr witzig war.

Cher zu überzeugen dürfte dagegen etwas schwieriger gewesen sein.

Allerdings. Sie hatte ja seit acht Jahren keinen Film gemacht. Sie hörte sich meine Ideen an, sagte erst nein, dann ja und schließlich doch wieder nein. Als ich dann eines Tages mitbekam, dass Sie sich auf dem Sony-Gelände aufhielt, um für einen Animationsfilm einzusprechen, dachte ich mir: "Was hast Du zu verlieren?", ging einfach rüber und bedrängte sie noch einmal, obwohl es mir wirklich sehr unangenehm war. Aber so konnte ich ihr dann mal konkret meine Entwürfe und Ideen zeigen und schließlich sagte sie "Okay, ich mache es". Kurz darauf hat sie dann zwar noch einmal wieder kurz "Nein" gesagt, aber als es mit den Dreharbeiten los ging war sie dann schließlich doch dabei. Gott sei Dank, denn ich hatte wirklich keinen Plan B, falls es nicht geklappt hätte.

Hat es ja und Sie konnten Ihre Vision also recht vorstellungsgetreu umsetzen. Lust auf weitere Filme bekommen?

Das weiß ich noch nicht so recht. Es war eine sehr intensive und anstrengende Erfahrung, denn ich habe mich monatelang mit nichts anderem als diesem Film beschäftigt, von fünf Uhr morgens bis spät in die Nacht. Ich war dabei so auf die Arbeit und das Projekt fixiert, dass ich auch überhaupt keine Geschichten und Anekdoten vom Set erzählen kann, da ich davon einfach nichts mitbekommen habe. War interessant, war schön, aber so schnell brauche ich es wohl auch nicht wieder.


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