Eltern
haben keinen Sex. Sie leben nach öden Regeln. In ihrer Welt
ist es wichtig, was die Nachbarn denken. Vernünftig sein ist
das oberste Gebot. Und von dem, was wirklich wichtig ist im Leben,
haben sie keine Ahnung: Musik. Freunde. Sex. Freiheit.
Teenies sind grundsätzlich dagegen. Ratschläge lehnen
sie ab. Sie halten sich an keine Vereinbarung, benutzen das Elternhaus
als Hotel und verlangen, dass sich die Erwachsenen aus allem raushalten.
Von dem, was wirklich wichtig ist im Leben, haben sie keine Ahnung:
Schulnoten. Berufliche Ziele. Regeln. Anständige Manieren.
Eltern und Jugendliche leben meist auf einem anderen Stern, so auch
Dr. Tess Coleman (Jamie Lee Curtis, berühmt seit "Ein
Fisch namens Wanda") und ihre 15jährige Tochter Anna
(Lindsay Lohan). Erschwerend hinzu kommt, dass Anna nach dem Tod
ihres Vaters Ressentiments gegen die neue Liebe ihrer Mutter, Ryan
(wunderbar: Mark Harmon), hat und außerdem genervt ist, weil
ihr kleiner Bruder mit seinen Missetaten grundsätzlich durch
kommt.
Der ständige Streit eskaliert an einem Donnerstag, als die
(neue) Familie beim Chinesen essen geht. Tess ist sauer, weil Anna
nicht an ihrem vorhochzeitlichen Matinee mit Ryan teilnehmen will,
denn dafür müsste sie einen Contest mit ihrer Band sausen
lassen. Anna ist gekränkt, weil ihre Mutter sich nicht für
ihre Musik interessiert. Die chinesische Restaurantbesitzerin, die
den Krach mitbekommt, beschließt Schicksal zu spielen. Durch
den Genuss von zwei Glückskeksen wachen die Beiden am nächsten
Morgen im Körper der anderen auf. Nach anfänglicher Panik
beschließen sie, keinem die Wahrheit zu sagen bis das Ganze
wieder rückgängig gemacht ist: Tess geht als Anna in die
Schule, und Anna hält als Dr. Coleman therapeutische Sitzungen
ab. Ob das gut geht?
Nicht
nur der Plot muss bei einer Komödie um vertauschte Personen
stimmen, sondern vor allem die schauspielerische Leistung in ihrer
ganzen Bandbreite, das heißt in ihrer körperlichen Darstellung.
Warum zur Schauspiel-Ausbildung verschiedene Arten von Tanz sowie
Pantomime gehören offenbart sich den Zuschauern am meisten
in diesen Rollen. Zu Menschen und Vorstellungen von Menschen gehört,
auch wenn wir uns dessen kaum bewusst sind, immer der Körper
und dessen Sprache. Über ihn ordnen wir Personen sekundenschnell
in Schubladen, gewinnen ein definiertes Bild. Wie viele Mütter,
die heute zwischen 50 und 60 sind, sitzen schon lässig und
breitbeinig in der U-Bahn? Lümmeln sich vor Freunden über
die Sessellehne? Für die Besetzung von Filmen ist die körperliche
Typisierung, gerade bei Frauen, oft wichtiger als das schauspielerische
Vermögen. Die Zuschauer wünschen sich Meg Ryan ("Harry
and Sally") als süßen RomCom-Star und nicht
als Kampfpilotin ("Mut zur Wahrheit"). Cameron Diaz wird
als sexy Engel, aber nicht als Mutter besetzt. Selten sind mutige
Entscheidungen in Hollywood, wie die Rolle der hochgeschlossenen
Intellektuellen Virginia Woolf in "The Hours" an die schöne
Nicole Kidman zu geben. Ungekrönter Meister der physischen
Charakterisierung dürfte Steve Martin sein, der in "Solo
für zwei" mit Bravour einen Mann und eine Frau in einer
Person spielte. Auch "Big" lebt von Tom Hanks' Vermögen,
ein Kind im Körper eines Erwachsenen darzustellen.
Star
von "Freaky Friday", nach dem gleichnamigen Buch von Mark
Rodgers und einer Verfilmung von 1977 eine Neuauflage, ist zweifelsohne
Jamie Lee Curtis. Ihre besondere Begabung für Komik bewies
sie schon in "True Lies" mit Neu-Gouverneur Arnold Schwarzenegger,
für den sie den Golden Globe gewann. Ihre glaubwürdig-komische
Gesamtdarstellung von Tess, die erst unfreiwillig in Annas Körper
steckt, und dann immer mehr an versickerte Facetten ihrer Selbst
stößt, macht den Film zu einem Highlight. Allein muss
sie den Film aber nicht tragen, ihrer Gegendarstellerin Lindsay
Lohan ist ebenso gut besetzt wie sämtliche Nebenrollen. Dazu
kommt ein wirklich gut gemachtes, oft überraschendes Drehbuch
(Leslie Dixon war auch mitverantwortlich für "Die
Thomas Crowne Affäre").
Ein Film für so ziemlich jeden, denn Teenie waren oder sind
wir alle. Neben der witzigen Story fühlt man sich in "Freaky
Friday" auf charmante und intelligente Art oft an seine Jugendzeit
erinnert, egal, ob sie eigentlich noch andauert oder schon länger
zurückliegt. Insgesamt ein herrlich komischer Film mit einer
guten Geschichte, grandiosen Darstellern und jeder Menge Spaß.
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