Der jährliche neue Clint Eastwood- Film ist diesmal nur ein Werk mit und nicht auch vom Altmeister. Das überrascht etwas, denn schließlich hatte Eastwood eigentlich verkündet mit „Gran Torino“ seinen Abschied als Darsteller gegeben zu haben und künftig nur noch hinter der Kamera stehen zu wollen. Eine Ausnahme macht er nun für den ersten eigenen Film seines langjährigen Regie-Assistenten Robert Lorenz und verhilft diesem durch seinen Namen natürlich zu deutlich größerer Aufmerksamkeit. Hierzulande dürfte es trotzdem recht schwer fallen den Film zu vermarkten, denn erstens tun sich Filme zum amerikanischen Nationalsport Baseball in Deutschland grundsätzlich sehr schwer ein Publikum zu finden und zusätzlich dürfte sich Mr. Eastwood mit seinem bizarren Wahlkampf-Auftritt bei den Republikanern (Stichwort: „leerer Stuhl“) vor allem im Land der vielen Obama-Fans nicht viele Freunde gemacht haben. Das ist zwar sicher kein Grund ihn nun gleich in die „Den schau ich mir nicht mehr an“-Kiste direkt neben Tom Cruise zu packen, aber leider entpuppt sich „Back in the Game“ doch als recht mittelmäßige und wenig spannende Angelegenheit, so dass man tatsächlich nicht viel versäumt wenn man hier mal aussetzt.
Gus Lobel (Clint Eastwood) ist bereits weit über den Zenit seiner Fähigkeiten als Baseball-Scout hinaus, will aber nicht wahrhaben, dass es nicht nur mit seinem Augenlicht langsam bergab geht, sondern auch damit sich überhaupt noch vernünftig selbst zu versorgen. Sein langjähriger Freund, der Manager der Atlanta Braves Pete Klein (John Goodman), wird die Entscheidung Gus endgültig in Rente zu schicken nicht mehr lange hinauszögern können und macht sich zusätzlich Sorgen um dessen Zustand. Er nimmt deshalb Kontakt zu Gus Tochter Mickey (Amy Adams) auf, die gerade dabei ist als dynamische Anwältin Karriere zu machen. Eher widerwillig macht sich Mickey auf den Weg um für ein paar Tage bei ihrem Vater nach dem Rechten zu sehen. Der ist von dem Besuch genauso wenig begeistert und gibt sich seiner Tochter gegenüber so rau und unnahbar wie in den Jahren zuvor. Und auch die leicht aufdringlichen Avancen des jungen Talentsuchers Johnny (Justin Timberlake) tragen nicht unbedingt zur Verbesserung von Mickeys Laune bei.
Werden Vater und Tochter irgendwann ehrlich miteinander sprechen und sich versöhnen? Und wird aus Johnny und Mickey dann doch noch ein Liebespaar? Das sind die im Grunde nicht wirklich spannenden oder offenen Fragen dieses Familiendramas, deren Ausgang eigentlich von vornherein klar ist. Den Weg dahin inszeniert Debütant Lorenz zwar mit sicherer Hand, kann dabei seiner Geschichte jedoch nichts abgewinnen oder hinzufügen, was man so oder ähnlich nicht schon sehr oft gesehen hat. Denn natürlich gibt es einen tieferen Grund für Gus grob wirkendes Verhalten und wenig überraschend möchte die aparte Mickey eigentlich auch überhaupt gar keine piekfeine Anwältin werden, sondern sucht die Anerkennung ganz woanders.
Es sind die patenten Darsteller, die einen als Zuschauer hier trotzdem bei Laune halten und damit ist nicht nur die trotz aller zur Schau gestellten Knurrigkeit natürlich wieder mal nicht komplett unsympathische Figur von Eastwood gemeint. Es gilt vor allem auch für Amy Adams, die hier ständig zwischen großen Selbstzweifeln und dem durchaus toughem Selbstbewusstsein schwankt, welches sie sich während ihrer Jugend im Umfeld grobschlächtiger Männer angeeignet hat. Justin Timberlakes Figur wirkt dagegen eher funktionell und trotz allen Charmes für die Geschichte im Grunde überflüssig.
Neben ein paar trockenen Sprüchen der Herren Eastwood und Goodman sind es vor allem einzelne starke Szenen zwischen den Charakteren, die am meisten überzeugen können, und dazu zählt emotional gesehen auch das storytechnisch eigentlich etwas unglaubwürdig zusammengebastelte Ende. Doch die Demontage der Fähigkeiten eines Baseball-Talents dürfte in ihrer Überzeichnung wohl nur diejenigen stutzig machen, die sich zumindest rudimentär mit dieser Sportart auskennen. Wobei es interessant ist, dass wir es hier mit einer Art Gegenstück zum letztjährigen „Moneyball“ zu tun haben, denn wo Brad Pitt noch mit der Anwendung von Daten und Statistiken für eine Revolution in seinem Metier sorgte, bevorzugt Eastwood alias Gus Lobel die alte Schule des Scoutings und verlässt sich lieber auf Instinkt, Gefühl und Gehör. Dass er dabei dann auch erkennt wenn jemand „Trouble with the Curve“ hat und dieses Problem wortspielmäßig auch auf ihn selbst zutrifft, wollte man dem wenig Baseball-affinen Publikum dann aber doch nicht zumuten. Und deshalb trägt der Film nun also den schönen „deutschen“ Titel „Back in the Game“.
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