Bei so einer Besetzungsliste reißt man erstmal gespannt die Augen auf: Clooney, McGregor, Bridges und der schon halb im Hollywood-Ruhestand befindliche Kevin Spacey in einem Film? Das muss ja ein toller Stoff sein…. Denkt man im ersten Moment, und wohl auch im zweiten, wenn man hört, worum es in diesem Film mit dem herrlichen Titel "Männer, die auf Ziegen starren" geht: Um die unglaublicherweise wahre Geschichte einer Sondereinheit der US-Armee, die in den 70er und 80er Jahren die Möglichkeiten "übersinnlicher Kriegsführung" untersuchte - inspiriert durch die esoterischen New-Age-Mythen der Hippie-Ära experimentierte man hier über Jahre daran durch Wände zu gehen, ein Terrain nur mit dem Geist zu erkunden oder allein durch Blicke töten zu können (was man vornehmlich an Ziegen übte, drum der Titel). Kurz und gut: Der wohl größte hanebüchene Schwachfug, für den das US-Militär jemals Geld ausgegeben hat. Ein lohnendes Ziel für eine Satire. Denkt man. Das Ergebnis ist zwar einigermaßen amüsant, aber leider auch zu keinem Zeitpunkt mehr als das.
Der Grund dafür wird ziemlich schnell offensichtlich, denn eine echte Geschichte gibt es hier eigentlich nicht zu erzählen. Das "First Earth Battalion" (im Film umgetauft in "New Earth Army") wurde irgendwann gegründet und irgendwann wieder aufgelöst, und dazwischen versuchte man sehr engagiert aber eben erfolglos, paranormale Phänomene für militärische Zwecke kontrollier- und nutzbar zu machen. Aus dem Tatsachenbericht von Sachbuch-Autor Jon Ronson versuchte der Drehbuchautor Peter Straughan nun eine runde Filmhandlung zu stricken - und scheiterte dabei ziemlich kläglich. Protagonist von "Männer, die auf Ziegen starren" ist der frustrierte Kleinstadt-Journalist Bob Wilton (Ewan McGregor). Als ihm ein ehemaliger Armee-Angehöriger in der Nachbarschaft erstmals von der "New Earth Army" erzählt, nimmt Wilton die Geschichte nicht für voll. Bis ihn ein paar unerwartete private Entwicklungen als Möchtegern-Kriegsreporter in den nahen Osten verschlagen, wo er eigentlich über den jüngsten Golfkrieg berichten will, stattdessen aber auf Lyn Cassidy (George Clooney) trifft, den talentiertesten übersinnlichen Krieger der "New Earth Army". Auf dem Weg zu einer etwas ungewöhnlichen Rettungsaktion erzählt Cassidy dem ungläubigen Reporter nach und nach die gesamte Geschichte seiner ehemaligen Einheit - von ihrer Gründung durch den Vietnam-Veteranen Bill Django (Jeff Bridges) bis zu ihrer langsamen Zersetzung durch den intriganten und neidvollen Larry Hooper (Kevin Spacey).
Klingt wie ein Rückblenden-Festival? Ist es auch. "Männer, die auf Ziegen starren" bietet nur eine sehr dünne Rahmengeschichte, der es an einem klaren roten Faden mangelt und die eigentlich nur dazu da ist, um Lyn Cassidy von der alten Zeit erzählen zu lassen. Das ist natürlich angesichts der allgemeinen Absurdität der Geschehnisse durchaus unterhaltsam, kann aber auch nie seine inhärente Episodenhaftigkeit überwinden. Hier bleibt alles ziemlich loses Stückwerk, was zu Beginn noch nicht so sehr stört, mit zunehmender Laufzeit des Films allerdings zu stetig wachsender Langeweile führt, da letztlich auch der Humor des Ganzen die immer gleiche Note spielt: Junge, sind die vom Militär bescheuert…. "Mehr hiervon ist wahr, als Sie glauben" liest man zu Beginn des Films auf der Leinwand, und dieses "Unglaublich, aber wahr"-Label ist letztlich der einzige Kniff, den der gesamte Film zu bieten hat. Klar ist diese Geschichte eine tolle Gelegenheit, sich über die Armee und ihre abstrusen Auswüchse an Hirnfreiheit lustig zu machen, und drum darf man sich auch nicht wundern, dass einige der führenden Liberalen Hollywoods hier die Besetzungsliste schmücken. Es ist nur sehr ernüchternd, wenn man mit zunehmender Filmdauer feststellen muss, dass es eben mehr die Freude am Militär-Bashing war denn die Stärke des Skripts, welche diese illustre Darstellerriege zum Mitwirken verleitete.
Man muss den Herren allerdings auch zugute halten, dass sie ihren Job ziemlich großartig machen. Jeff Bridges dabei zuzusehen, wie er sich als Hippie in Militäruniform durch allen erdenklichen Eso-Schnickschnack experimentiert, weckt herrliche Erinnerungen an seine legendäre Paraderolle als Jeffrey "The Dude" Lebowski, während Spacey und Clooney einmal mehr beweisen, dass man Komödien am Besten so spielt, als wäre alles komplett ernst gemeint. Besonders Clooney unterstreicht hier einmal mehr sein phänomenales Talent als Komödien-Darsteller und macht aus Lyn Cassidy einen wahrhaft liebenswürdigen Irrgläubigen, unerschütterlich in seiner Überzeugung, tatsächlich übernatürliche Kräfte zu besitzen. McGregor kann als ungläubig staunender Chronist dieser Geschichte am wenigsten glänzen und bleibt entsprechend auch am wenigsten im Gedächtnis.
Doch auch die Spielfreude seiner großartigen Hauptakteure kann "Männer, die auf Ziegen starren" auf Dauer nicht über seine Eintönigkeit hinweghelfen. Die immer gleichen Slapstick-Gags verpuffen zusehends wirkungslos, die sprunghafte und unfokussierte Erzählung lässt ihre Figuren ziemlich allein, so dass man sich mit keinem so richtig verbunden fühlt und es einem letztlich egal ist, wie der Film denn nun zu einem Ende findet. Man kann sich bei "Männer, die auf Ziegen starren" über 90 Minuten leidlich gut amüsieren. Man kann aber auch nach dem halben Film gehen und hätte nichts Signifikantes verpasst. Und das ist ganz bestimmt kein gutes Zeichen.
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