Jan Troell schildert in seinem Film die bewegende Geschichte der Arbeiterfrau Maria Larsson, die durch Zufall ihr Talent als Fotografin entdeckt und sich dadurch ein Stück Unabhängigkeit erkämpft. Diese wahre Geschichte einer Verwandten des Regisseurs ist zugleich eine bezaubernde Liebeserklärung an die Fotografie geworden. Schweden, Anfang des 20. Jahrhunderts. Maria Larsson (Maria Heiskanen) lebt mit ihrem Mann Sigge (Mikael Persbrandt) und ihren Kindern in ärmlichen Verhältnissen. Das Leben ist hart, Sigge verdingt sich als Tagelöhner im Hafen von Malmö, betrügt seine Frau und wird gewalttätig, wenn er zuviel getrunken hat. Als das Geld knapp wird, erinnert sich Maria an eine Kamera, die sie bei einer Lotterie gewonnen hat und beschließt, sie zu verkaufen. Der Inhaber des Fotogeschäfts, Pedersen (Jesper Christensen), besteht aber darauf, dass sie die Kamera zumindest einmal ausprobiert, bevor er sie in Zahlung nimmt. Zögernd stimmt Maria zu, eine Entscheidung, die ihr Leben nachhaltig verändert. Durch Pedersens liebevolle Unterstützung entdeckt sie ihr instinktives Gespür für Augenblicke, die es verdienen, für die Ewigkeit bewahrt zu werden. In einer Zeit, in der wir innerhalb von Minuten dutzende Male auf den Auslöser unserer Digitalkameras drücken, ohne einen Gedanken an Motiv und Komposition verschwendet zu haben, entführt uns Regisseur Jan Troell zurück in die Zeit, in der Fotografie ein aufwendiger Luxus war, den sich die meisten Menschen nicht leisten konnten. In der man keine Speicherkarten hatte, sondern nach jeder einzelnen Aufnahme eine neue, kostbare Negativplatte in die Kamera einsetzen musste, und deswegen jedes Motiv sorgfältig ausgewählt wurde. In der es keine Selbstverständlichkeit war, ein Bild des Mannes oder der Kinder zu besitzen. Zusammen mit Maria erlebt der Zuschauer die Fotografie hier als etwas Magisches: den Moment, in dem das fotografierte Motiv im Entwicklungsbad zum Vorschein kommt, das Erstaunen auf Marias Gesicht, als sie zum ersten Mal ein Foto von sich selbst sieht oder die Freude einer Mutter über ein Foto ihres Kindes. Maria Heiskanen verkörpert die unterdrückte Ehefrau, die sich zaghaft auf eigene Beine stellt, auf glaubhafte und bewegende Weise. Besonders beeindruckend sind die Momente, in denen die sonst unscheinbare und fügsame Maria zur Kämpferin wird und sich für kurze Zeit aus dem Korsett, das Gesellschaft und Konvention ihr aufgezwungen haben, befreit. Überzeugend ist auch Mikael Persbrandts Darstellung des jähzornigen Trinkers Sigge, der sich innerhalb von Sekunden vom charmanten Mann in einen verabscheuungswürdigen Tyrannen verwandelt. Obwohl die Liebe der beiden Figuren zueinander für den Zuschauer nicht immer nachvollziehbar ist, gelingt den Schauspielern ein mitreißend realistisches Porträt einer nicht immer einfachen Ehe. Kurz und gut: Eine famose Hommage an die Fotografie und wie sie unser Leben beeinflussen kann, und mal wieder eine echte Filmperle aus Skandinavien - nicht nur für Fotografen. |
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