Ein junger, gut aussehender Politiker gilt schon als die nächste große Nummer, als ihn eine eher kleine, aber sehr öffentlichkeitswirksam ausgeschlachtete Schwäche plötzlich und unvermittelt zu Fall und um alle Ämter bringt. Nein, wir befinden uns nicht in deutschen Landen und der Mann heißt auch nicht Karl-Theodor von und zu, sondern viel schlichter David Norris (Matt Damon). Daher können wir auch gleich weiterverfolgen, wie dieser vielversprechende, sympathische Kerl nur eine Wahlperiode später zurückkehrt und einen neuen Anlauf nimmt. Man hat ihm verziehen und er selbst seinen Kurs gefunden, wozu nicht unwesentlich die spontane Bekanntschaft mit der reizenden Elise (Emily Blunt) in der Nacht seiner größten Schlappe beigetragen hat.
Was David aber nicht weiß: All dies war genauso für ihn vorgesehen und wurde in die Wege geleitet von einer Macht im Hintergrund, deren Helfer penibel darauf achten, dass "der Plan" auch eingehalten wird. Daher sind diese stets gut behüteten grauen Herren auch nicht sehr begeistert, als sich David erneut und erfolgreich auf die Suche nach der ihm nicht mehr aus dem Kopf gehenden Elise macht, denn eine ernsthafte Romanze zwischen diesen beiden steht definitiv nicht im allwissenden "Buch". Als David die mysteriösen Herren dann auch noch beim "fein justieren" an den Hirnen seiner Kollegen überrascht, ergibt sich aber immerhin die Gelegenheit ihm zwei Dinge sehr deutlich zu machen: Dass er doch bitte schön besser für sich behält was er da gerade gesehen hat, und dass er die aparte Elise auf keinen Fall wieder sehen darf. Doch David ist nicht nur ein aufrechter Mann, sondern auch ein sehr verliebter, und so gibt er sich keinesfalls geschlagen und strapaziert damit die Nerven seiner Aufpasser bis zum Äußersten. Zeit, seinen "Fall" an die nächst höhere Instanz weiterzuleiten…
Die schon vor Jahrzehnten verfassten Science-Fiction-Storys des Philip K. Dick üben weiterhin eine große Faszination auf die unterschiedlichsten Filmschaffenden aus, und das ist definitiv nichts Schlechtes, verdanken wir diesem Umstand doch ein Meisterwerk wie den "Blade Runner" oder Halbklassiker wie "Total Recall" und "Minority Report". Nun folgt also die Adaption von Dicks Kurzgeschichte "Adjustment Team", in der ein Versicherungsvertreter einige beunruhigende Entdeckungen macht. Aus dem eher biederen David Norris der Vorlage macht Regiedebütant George Nolfi (Drehbuchautor für "Ocean's Twelve" und "Das Bourne-Ultimatum") aber einen wesentlich bedeutenderen und charismatischeren Politiker. Und das ist nicht die einzige Änderung in der deutlich erweiterten Geschichte.
Denn etwas überraschend haben wir es hier nicht etwa mit einer weiteren, irgendwo zwischen den Adjektiven "düster" und "kafkaesk" anzusiedelnden Dystopie aus dem Dick'schen Universum zu tun. Auch nicht mit einer Variante von thematisch verwandten Stoffen der Kategorie "Matrix" oder "Dark City", obwohl die Türen, mit denen sich die Hutträger von einem Ort zum anderen bewegen, schon etwas an die sich verschiebenden Straßen oder Häuser aus letztgenanntem Film erinnern. Nein, stattdessen kommt "Der Plan" doch tatsächlich als über weite Strecken leichtfüßige Komödie daher, die ihre Geschichte mit mehr als nur einem Augenzwinkern präsentiert. Vor allem die recht steifen und von internen Streitigkeiten nicht ganz freien Herren des "Büros für Feinjustierungen" müssen dabei für eine ganze Reihe Lacher herhalten, wenn sie mit wachsender Verzweiflung feststellen müssen, dass schon wieder vom im unfehlbaren Buch vorgegebenen Plan abgewichen wird.
Demgegenüber stehen ein paar durchaus ernste und beklemmende Szenen, wenn David etwa auf recht rabiate Art zur Räson gebracht werden soll oder es der Balletttänzerin Elise an die Karriere bzw. den Knöchel geht. Damon und Blunt finden sich dadurch schließlich in der Position eines gejagten Paares typisch Hitchcock'scher Prägung wieder, welches seinen Verfolgern aber immer wieder ein Schnippchen schlägt.
Ihre Romanze wirkt dabei glaubwürdig und vermittelt in der Tat das Gefühl, vom "Schicksal" vorherbestimmt zu sein und somit aus gutem Grund allen Widrigkeiten zu trotzen. Nicht zuletzt weil die Chemie zwischen Damon und Blunt ganz ausgezeichnet funktioniert. Was trotz des recht wilden Stil-Mix auch für den gesamten Film gilt, der sich als extrem kurzweiliges, cleveres Stück Kino entpuppt. So unterhaltsam und beschwingt, dass das Finale dann recht plötzlich kommt und man kaum glauben mag, dass bis dahin bereits 100 Minuten vergangen sind. Dass das so hervorragend aufgebaute Szenario am Ende sogar ein wenig unspektakulär implodiert, ist dann auch die einzige Schwäche, die sich beim vielversprechenden Regie-Erstling von George Nolfi konkret benennen lässt.
Insgesamt aber ist dieser "Plan" ein großes Vergnügen. Und ein unerwartetes dazu, denn mit so etwas rechnet man halt nicht unbedingt bei der Verfilmung einer Philip K. Dick-Story. Was der leider schon früh verstorbene Schriftsteller dazu sagen würde, werden wir zwar nicht erfahren, sprechen aber trotzdem die Empfehlung aus sich hier unbedingt ein eigenes Urteil zu bilden. Soll heißen: Rein ins Kino!
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