Graham Hess (Mel Gibson) hat nicht nur vor wenigen Monaten seine Frau durch einen Autounfall verloren, sondern durch diesen Schicksalsschlag auch seinen Glauben an einen göttlichen Beschützer. Da dies für den Priester eines kleinen Ortes in Pennsylvania jedoch denkbar ungünstige Voraussetzungen sind, hängt Hess seine Robe an den Nagel und lebt fortan nur noch als Farmer, zusammen mit seinen beiden Kindern und seinem Bruder Merrill (Joaquin Phoenix). Mit Ruhe und Frieden ist es jedoch auch dort spätestens vorbei, als die Familie eines Morgens mehrere gigantische Kornkreise in ihren Feldern entdeckt - von Unbekannten anscheinend mit chirurgischer Präzision dort angelegt. Und die seltsamen Vorkommnisse häufen sich: Ein Fremder schleicht nachts um das Haus der Familie, ihr Hund wird plötzlich aggressiv und aus dem Plastikfunkgerät seines Sohnes hört Graham seltsame Geräusche, die sehr nach einem Code klingen. Als dann über mehreren Großstädten überall auf der Welt seltsame Lichter und Flugkörper am Himmel auftauchen wird klar, dass nicht nur die Familie Hess bedroht ist, sondern die Erde vor einer großen Bewährungsprobe steht. Was kommt dort aus dem Weltraum auf die Menschheit zu, und muss man davor Angst haben? Darf man sich einfach in sein Schicksal ergeben oder hilft einem ein fester Glaube, sich jeder Herausforderung zu stellen?
Regie, Drehbuch und Produktion - mal wieder alles aus einer Hand hier beim aktuellen Werk des neuen "Mystery"-Meisters M. Night Shyamalan. Und diesmal hat er sich auch noch eine kleine, aber nicht ganz unwichtige Rolle selbst ausgesucht. Ganz im Stile des "alten" Meisters Alfred Hitchcock also, mit dem der gebürtige Inder ja auch gerne verglichen wird. Nun hat aber selbst Hitchcock in Laufe seiner Karriere so manche Gurke verzapft, und leider kann auch Mr. Shyamalan das Niveau seiner Vorgänger "The Sixth Sense" und "Unbreakable" diesmal nicht halten. Keine Frage, handwerklich ist "Signs" nahezu perfekt. Atmosphäre und Stimmungen zu erzeugen versteht er wie kaum ein anderer heutzutage, das richtige Feeling für den Spannungsaufbau einer Szene braucht ihm auch niemand zu vermitteln, und sogar etwas Humor hat er diesmal eingebaut. Doch ist die dem Zuschauer gebotene Geschichte hier einfach viel zu dünn und banal, um nicht als ziemliche Enttäuschung betrachtet werden zu müssen.
"Kornkreise" also sind das offensichtliche Thema von "Signs", zumindest wenn man dem Filmplakat (das sogar auf die Abbildung des Konterfeis von Superstar Mel Gibson verzichtet), dem Trailer und der ganzen Werbekampagne zum Film glauben soll. Nur dass dieses - in der seriösen Wissenschaft eh schon ziemlich ausgelutschte, weil seit Jahren als von Menschen gemachte Fälschungen entlarvte - Phänomen der Kornkreise eigentlich im Laufe des Films gar keine nennenswerte Rolle mehr spielt und schon gar keine zentrale. Nun ist es ja an sich gar nicht mal dumm, dass Publikum auf eine falsche Fährte zu locken um es dann mit etwas völlig Anderem und Unerwarteten zu verblüffen. Eine Erwartung, die man als Liebhaber von Shyamalans vorherigen Werken auch mit absoluter Berechtigung hegen durfte. Doch nein, die Kreise sind nichts weiter als die Vorboten einer Invasion von Aliens mit eher unfreundlichen Absichten, erstaunlichen Fähigkeiten und merkwürdigen Schwächen. So scheint es zumindest, aber man ist natürlich darauf vorbereitet, dass auch hier am Ende wieder alles ganz anders ist und viel mehr dahintersteckt.
Dass diese große Schlusswendung ausbleibt, dass es keine überraschende Pointe und nicht einmal eine gewisse Doppelbödigkeit der Geschichte gibt, das ist es, was "Signs" dann wirklich zur Enttäuschung werden lässt. Denn nur mit der Hoffnung auf eine verblüffende Auflösung ist der vorhergehende Mummenschanz mit seinen zahlreichen kleinen Logikfehlern überhaupt einigermaßen zu genießen. Wenn dabei aber nur eine moderne Version von H.G. Wells' "Krieg der Welten" herauskommt (von dem der Film so manche Idee übernommen hat), ein nicht allzu aufwendig inszenierter kleiner Monsterfilm, dann bleibt nicht mehr viel übrig, was einem das Gefühl vermittelt, die vorhergehenden 90 Minuten hätten sich irgendwie gelohnt. Genau wie "The Sixth Sense" und "Unbreakable" durch eine geniale oder zumindest noch gute Auflösung gewannen und damit letztendlich größer wirkten als sie es tatsächlich waren, macht die schwache letzte Viertelstunde "Signs" zu einem Werk, von dem man hauptsächlich die Implosion der durchaus gekonnt aufgebauten Bedrohung in Erinnerung behält.
Es sei denn, man betrachtet den Film von einer ganz anderen Seite und sieht in ihm statt eines Science-Fiction-Thrillers viel eher die Schilderung einer Familie, die ihren Glauben verloren hat und lernt, diesen Stück für Stück wiederzugewinnen. Doch obwohl Mel Gibson (mal wieder als treusorgender Familienvater) und vor allem Joaquin Phoenix ("Gladiator") hier eine ansprechende Leistung abliefern, ist auch diese Ebene viel zu oberflächlich und klischeehaft, um wirklich zu überzeugen. Nein, "Signs" ist ganz einfach Shyamalans bisher glattester und gradlinigster Film. Unterhaltsam, aber letztendlich nur eine große Luftblase ohne Substanz.
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