Whitney: Can I Be Me

Originaltitel
Whitney: Can I Be Me
Jahr
2017
Laufzeit
103 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Maximilian Schröter / 12. Mai 2017

Whitney HoustonSie war eine der erfolgreichsten Popsängerinnen der Welt und unter anderem der einzige Künstler, dem es gelang, mit sieben aufeinanderfolgenden (!) Singles Platz 1 der amerikanischen Billboard Charts zu erobern: Whitney Houston. Mit ihrem Leinwanddebüt „Bodyguard“ war sie ab 1992 auch als Schauspielerin erfolgreich und brach vor allem mit dem dazugehörigen Soundtrack-Album Rekorde. Aber auch für die Boulevardpresse war Houston ein gefundenes Fressen: sowohl ihre bisweilen turbulente Ehe mit dem R&B-Sänger Bobby Brown als auch ihr Drogenkonsum sorgten immer wieder für Schlagzeilen. Während Houston in den 1980er und 90er-Jahren großartige Erfolge feierte, zeichnete die Presse danach von ihr vor allem das Bild eines gefallenen Superstars. Houstons Versuche, an ihre früheren Megaerfolge anzuknüpfen, scheiterten. 2012 wurde sie schließlich in Beverly Hills leblos in der Badewanne ihres Hotelzimmers aufgefunden. Sie wurde nur 48 Jahre alt.

Ein Leben voller Höhen und Tiefen also, das sich die beiden in Sachen Musikdokumentarfilmen erfahrenen Regisseure Nick Broomfield und Rudi Dolezal hier für ihren gemeinsamen Film ausgesucht haben. Dafür haben sie Gespräche mit zahlreichen Wegbegleitern von Whitney Houston geführt; neben ihrer Mutter, ihren Brüdern und Bobby Brown zählen dazu auch mehrere ihrer früheren Mitarbeiter. Anhand von Interviews mit ihnen und vielen (zum Teil bislang unveröffentlichten) Aufnahmen von Whitney Houston erzählen sie so die Lebensgeschichte der Sängerin. Diese beginnt 1963 in einfachen Verhältnissen in New Jersey und endet wie erwähnt 48 Jahre später in Los Angeles.

In der Anfangsphase des Films erfährt man dabei einige interessante Fakten über Houstons Herkunft und ihre ersten Schritte im Showgeschäft. Beeindruckend sind dabei vor allem die Aufnahmen, die eine noch nicht einmal 20-jährige Whitney Houston bei Auftritten in der Kirche oder schließlich bei ihrem ersten Fernsehauftritt zeigen. Auch die Folgen der Entscheidung von Musikproduzent Clive Davis, sie zum massenkompatiblen (sprich: auch an ein weißes Publikum gerichteten) Star aufzubauen, werden thematisiert. Der große Publikumserfolg ließ bekanntlich nicht lange auf sich warten, doch weite Teile ihres schwarzen Publikums warfen Houston vor, mit ihren glattgebügelten Popsongs ihre schwarzen musikalischen Wurzeln zu missachten.

Bobby Brown & Whitney HoustonAuch die Sängerin selbst habe nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums ihr Missfallen darüber geäußert, immer nur die Songs aufzunehmen, die andere für sie bestimmten, heißt es im Film. Leider wird darauf später gar nicht mehr eingegangen, ebenso wie sich der Film mit fortschreitender Laufzeit leider immer weniger für die künstlerischen und kreativen Aspekte von Whitney Houstons Karriere interessiert. Stattdessen stehen ihre Beziehungen zu ihrer engen Freundin und Assistentin Robyn Crawford und ihrem Ehemann Bobby Brown sowie ihr Drogenkonsum im Vordergrund. Dabei wird unter anderem der längst nicht immer gute Einfluss betont, den die Personen im Umfeld der Sängerin auf sie hatten: die meisten unter ihnen waren finanziell von ihr abhängig und hatten so beispielsweise kein Interesse daran, dass sie eine Karrierepause einlegte, um einen Drogenentzug zu machen. Ehemann Bobby Brown wiederum wird als ein entscheidender Faktor dafür genannt, dass Houston immer weiter in die Drogenabhängigkeit rutschte. So wird hier von Whitney Houston vor allem das Bild einer Frau gezeichnet, deren Leben zunehmend ihrer eigenen Kontrolle entgleitet und der es schwer fällt, einfach sie selbst zu sein (wie auch der Filmtitel andeutet).

Wer sich allerdings für die Künstlerin Whitney Houston interessiert, wird hier wohl enttäuscht werden. Zwar binden die Regisseure erwartungsgemäß immer wieder Ausschnitte aus Konzerten und TV-Auftritten ein, der Fokus des Films liegt aber ganz klar auf dem altbekannten Narrativ „tragischer Niedergang eines großen, talentierten Stars“. Whitney Houstons spätere Alben und ihr Comebackversuch von 2009 werden nicht einmal erwähnt. Man erhält zwar zahlreiche Einblicke in ihr Privatleben, hinter die Kulissen ihrer Plattenaufnahmen oder Filme darf man dagegen kaum blicken. Die schöne Anekdote, wie ihr „Bodyguard“-Co-Star Kevin Costner eine entscheidende Idee zur Produktion ihres Megahits „I Will Always Love You“ beitrug, bildet da eine Ausnahme. Gerne hätte man mehr solcher Einblicke erhalten, die sich eben nicht auf Houstons turbulentes Privatleben konzentrieren, sondern ihre künstlerische Arbeit beleuchten.Whitney Houston

 „Can I Be Me?“ – „Darf ich ich selbst sein?“, fragt der Filmtitel. Aber allzu viel erfährt man über dieses „Ich“ im Film gar nicht. Dass Whitney Houston eine äußerst erfolgreiche Sängerin war, wusste man schon zuvor. Dass sie Drogen nahm und schließlich daran zugrunde ging, ist kein Geheimnis und wird dem Zuschauer hier wie erwähnt über einen Großteil der Laufzeit eingehämmert. Der Film zeichnet ein Bild von Whitney Houston als Drogensüchtige und als Superstar, lässt ihre Persönlichkeit darüber hinaus aber weitgehend im Dunkeln.  Damit bietet er einen zwar nicht uninteressanten, aber leider auch ziemlich eingeschränkten Einblick in ihre faszinierende Biographie.

Bilder: Copyright

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