Interview mit "Green Hornet"-Hauptdarsteller Christoph Waltz

von Volker Robrahn / 25. September 2011

Filmszene: Herr Waltz, der Film "Green Hornet" ist ja eine Art augenzwinkernde Hommage an die Welt der Groschenromane und auch der Comics. Haben Sie dazu einen persönlichen Bezug?

Christoph Waltz: Überhaupt nicht, nein. Aber ich habe auch keine Verachtung dafür, sondern eben lediglich bisher keine Berührung, da man sich eben nicht mit allem beschäftigen kann. Anfangs dachte ich, das könnte hier vielleicht ein Defizit sein, habe es dann aber kurzerhand zum Vorteil erklärt, dass ich keinerlei Ahnung habe von der Comic-Welt. Und möglicherweise war es das auch, denn so lässt man sich nicht zu Oberflächlichkeiten oder Ungenauigkeiten verführen, nur weil man meint man weiß schon alles. Bei mir hat es dann aber eher die Aufmerksamkeit erhöht und ich muss wirklich kein Comic-Spezialist sein, um in so einer Verfilmung mitzuspielen.

Warum haben sie die Rolle angenommen?

Gereizt hat mich die Kombination verschiedener Dinge. Die Verbindung eines Comic-Themas mit dem Regisseur Michel Gondry etwa oder auch die Tatsache, dass die Heldenfigur von einem etwas knuddeligen und sozial fragwürdig agierenden Comedian dargestellt wird. Insgesamt betrachtet enthält dieser Film einiges an ungewöhnlichen Konstellationen.

Mittlerweile liegen Ihre Auszeichnungen für "Inglourious Basterds" ein paar Monate zurück. Wenn Sie jetzt nochmal zurückschauen: War das so, wie man es sich vorstellt, z.B. auf der Bühne einen Oscar überreicht zu bekommen?

Es hat zumindest sehr geholfen, dass ich davon keinerlei "Vorstellung" hatte. Denn ich habe ja nie davon geträumt eine "Goldene Palme" oder einen Oscar zu bekommen. Ich hab das auch in den Wochen davor dann nicht etwa verdrängt oder mich gezwungen, nicht daran zu denken. Ich habe tatsächlich einfach gearbeitet und nicht über solche Dinge nachgedacht. Und daher gab es also auch keine Widersprüche zu irgendeiner Erwartungshaltung.

Auch keine lästigen Schulterklopfer?

Gut, "Schulterklopfer", das stimmt. Denn es ist einfach nicht so angenehm wenn einen jeder antatscht. Aber ganz so viele sind es dann bei mir persönlich auch nicht, vielleicht weil ich doch eine gewisse Distanz ausstrahle - was dann ja immerhin einen Sinn gehabt hätte. Aber ich kann sagen - und das doch mit einiger Freude - dass das was mir entgegen geschlagen ist, doch fast immer sehr freundlich, diskret und wohlerzogen vonstatten ging. Und zivilisiert.

Nach dem medialen Wirbel um Sie im letzten Jahr sollte man meinen, dass es jetzt von interessanten Angeboten nur so wimmelt.

Aus Deutschland kommt leider enttäuschend wenig und ich weiß wirklich nicht woran das liegt. Aber wie beim Thema "Erwartungen" ziehe ich es auch hier vor, mir lieber keinen Reim darauf zu machen - sonst würde ich vermutlich anfangen irgendwelche merkwürdigen Theorien aufzustellen. Aber was ich darüber denke macht ja letztlich keinen Unterschied und ist daher auch egal. Im "Fokus der Medien" zu stehen bedeutet ja nicht, deshalb gleich eine größere Macht zu haben.

Haben die Medien denn Macht über Sie?

Nein, die haben nur die Macht zu entscheiden worüber sie berichten. Aber ganz so interessant, dass ich nun etwa ständig von Papparazzi verfolgt werde und man mir übel mitspielen würde, bin ich dann ja auch wieder nicht - zum Glück! Ich bin schließlich nicht jung, schön, blond und weiblich.

Aber interessant genug für Hollywood auf jeden Fall. Sie haben mir vor rund einem Jahr erzählt, dass Ihnen völlig klar sei, dass es so schnell keine weitere Rolle geben wird, die der aus "Ingloruious Basterds" standhalten kann. Sind Sie denn trotzdem halbwegs zufrieden mit dem, was nun an Angeboten gekommen ist?

Ja, ich bin sogar sehr, sehr zufrieden. Ich habe allein in diesem einen Jahr interessantere Dinge gemacht als in zehn Jahren hier. Es braucht halt immer diesen Auslöser, völlig klar. Was mir dabei wohltut - und das im wahren Sinne des Wortes - ist, dass ich das Gefühl habe in Amerika sind die Menschen einfach an "Möglichkeiten" interessiert. Nicht nur den Möglichkeiten, die schon zur Verfügung stehen, sondern eben auch an denen, die sich eventuell schaffen lassen. Dabei wird aus den meisten Projekten gar nichts, aber trotzdem sind alle ständig damit beschäftigt neue zu entwickeln und vielleicht doch die Möglichkeiten dafür zu schaffen. Wahnsinnig umtriebig, irrsinnig fleißig und gewissenhaft. Was übrigens total der Vorstellung und dem Klischee widerspricht, dass wir hier von Amerika haben. Ganz im Gegenteil, da ist nichts mit oberflächlich arbeiten und mit Kohle um sich schmeißen.

Wenn Leute sagen, sie kennen niemanden, der gleichzeitig so furchterregend und so komisch ist wie Sie - empfinden Sie das dann als Kompliment?

Ja. Vielleicht nicht, wenn man mich dauerhaft darauf reduziert, aber zur Zeit verstehe ich das absolut als Kompliment.

Über welche zukünftigen Projekte können Sie denn heute schon sprechen?

Nicht über all die Großartigen, von denen man gar nicht glauben kann, dass sie vielleicht wirklich möglich werden. Aber konkret komme ich als Kardinal Richelieu in der Neuverfilmung der "Drei Musketiere" und drehe "Der Gott des Gemetzels" mit Roman Polanski.

Herr Waltz, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.


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