Filmszene-Special: Interview mit "Susan Cooper" - Regisseur Paul Feig

von Volker Robrahn / 2. Juni 2015

feig 0 Er gilt nicht nur als einer der stets bestgekleideten Regisseure Hollywoods sondern hat sich nach TV-Erfolgen wie „Freaks & Geeks“ „Nurse Jackie“ spätestens mit „Brautalarm“ auch auf der großen Leinwand etabliert. „Spy – Susan Cooper Undercover“ ist nun bereits die dritte Zusammenarbeit von Paul Feig und Melissa McCarthy und es wird auch nicht die Letzte sein, Stichwort „Ghostbusters“. Bei der Vorstellung seines neuen Films in Deutschland sprach der Filmemacher mit Filmszene über das Erfolgsrezept dieser Partnerschaft.

 

Filmszene: Ein netter Agenten-Film, den sie da gemacht haben – denn bei aller Komik wirkt das Ambiente ja durchaus stilecht. War das von vornherein Ihre Absicht?

Paul Feig: Absolut, mir schwebte von Anfang an keine reine Parodie oder Verulkung des Genres vor. Ein Film, in dem es keine wirkliche Gefahr gibt und die Gegenspieler einfach nur albern sind reizte mich nicht. Man kann natürlich so etwas machen und lediglich einen Gag an den nächsten reihen, bei „Austin Powers“ hat das ja auch großartig funktioniert, aber ich wollte doch etwas Anderes machen. Ich bin mit den klassischen Agentenfilmen aufgewachsen und ein bisschen so sollte auch „Susan Cooper“  werden – witzig, aber eben nicht albern.

Da dann immer die richtige Balance zwischen Comedy- und Action-Momenten zu finden ist aber sicher nicht einfach.

Das ist in der Tat sehr schwer. Das Wichtigste für einen Regisseur von Komödien ist es immer die richtige Tonart zu finden. Der Grat zwischen einem gelungenen Witz und einem misslungen-albernen Ulk ist sehr schmal. Man kann auch nicht jeden guten Gag verwenden, wenn er nicht zur Stimmung der jeweiligen Situation passt. Wenn man da nicht aufpasst, verliert man nämlich schnell das Publikum – und das sollte nie passieren.

feig 1War von Anfang an geplant Melissa McCarthy in der Titelrolle zu besetzen?

Nein, das war diesmal nicht der Fall. Abgesehen davon, dass ich zunächst sowieso nicht daran glaubte, dass mich irgendjemand einen Agenten-Film inszenieren lässt, wuchs auch die Idee eine weibliche Hauptfigur zu verwenden erst sehr langsam.  Aber ich mache ja immer gerne etwas was man in Hollywood nicht unbedingt als selbstverständlich ansieht. Ich hatte zuerst auch die Befürchtung, dass Melissa schon aus Termingründen gar nicht zur Verfügung steht, aber es passte dann doch und sie war auch sehr interessiert. Da brauchte ich dann nicht mehr lange zu überlegen und ich kann mir auch niemand Anderen mehr in der Rolle vorstellen. Ich war sehr glücklich dann auch Jude Law zu bekommen und an Jason Statham hatte ich sowieso von Anfang an gedacht.

War Jason Statham denn schwer zu überzeugen sich für so eine „komische Rolle“ herzugeben? Es ist ja nicht das was er sonst hauptsächlich macht.

Ich hatte ihn, wie gesagt, dafür im Kopf und ich habe dann die Angewohnheit Leute, die ich nicht kenne erst einmal zu treffen um zu sehen wie sympathisch sie mir sind, denn mit unangenehmen Menschen möchte ich nicht arbeiten. Nachdem ich aber festgestellt hatte, dass Jason ein sehr netter Kerl ist hab ich alles daran gesetzt ihn zu überzeugen. Er hatte zwar zunächst tatsächlich ein paar Bedenken sich lächerlich zu machen, aber ich konnte ihm klarmachen, dass die unbegründet waren. Und dann hatte er vom ersten Drehtag an auch sehr viel Spaß bei der Arbeit.

Vielleicht fühlte er sich ja nicht ganz so fremd, denn es gibt doch für eine Komödie auch einige recht gewalttätige Momente. Zwar nicht ganz auf dem Level von „Kingsman“, aber eben auch nicht ohne. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Auch hier gilt wieder: Wir wollten schon ein wenig das Gefühl echter Gefahr vermitteln. Und ich bin ja der Auffassung, dass gerade lustige Charaktere in gefährlichen Situationen besonders gut wirken. Und wenn man als Betrachter von vornherein nicht glaubt, dass wirklich etwas auf dem Spiel steht, dann wirkt das Ganze auch nicht so gut.

feig 2Sie haben jetzt mehrfach mit Melissa McCarthy gearbeitet und sicher auch dazu beigetragen sie berühmt zu machen. Was ist das Besondere an ihr und wie hat sie sich über die Jahre verändert?

Das Bemerkenswerte ist, dass Melissa sich eben überhaupt nicht verändert hat. Sie ist zwar mittlerweile unglaublich erfolgreich,  aber die Sache ist so: Ich arbeite ja mit einigen Leuten, die ich schon länger kenne und die auch schon viele Jahre in diesem Beruf verbracht haben, wie Steve Carrell zum Beispiel. Und wenn bei denen dann irgendwann der große Erfolg da ist, dann sind die auch bereit dafür. Denn sie haben sich das erarbeitet, hatten sich vielleicht auch bereits damit abgefunden, dass sie zwar gut in diesem Bereich zurechtkommen, aber vielleicht nie ein großer Star werden. Wenn das dann aber doch passiert, dann ist da nur ehrliche Freude und auch die Fähigkeit das zu genießen. Das ist der Unterschied zu jungen Schauspielern, die schon sehr schnell berühmt werden, die können das nämlich gar nicht richtig einschätzen. Und was Melissa angeht: Ich möchte auf keinen Fall, dass unsere Zusammenarbeit allzu bald endet.

Das wird sie ja schon deshalb nicht, weil mit dem „Ghostbusters“ – Revival bereits Ihr nächster gemeinsamer Film feststeht. Waren Sie überrascht von der gewaltigen, zum Teil auch sehr negativen Reaktion, die die Ankündigung eines rein weiblichen „Ghostbuster“-Teams ausgelöst hat?

Ja, doch, das war ich. Da war ja sogar richtiger Hass dabei. Viel wütende Reaktionen und einige ärgert es schon, dass wir die Marke überhaupt anfassen. Das wir einen Neustart machen und keine Fortsetzung. Das kann ich auch nachvollziehen, aber wenn es heißt „wie könnt Ihr es wagen einen „Ghostbusters“-Film mit Frauen zu machen?“ dann frage ich diese Leute „Wie alt seid Ihr, acht?“ Denn das ist für mich kein ernsthafter Standpunkt. Ich finde den Ansatz jedenfalls originell und spannend und wir werden einige der witzigsten Damen des Filmgeschäfts dabei haben.


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