Weapons - Die Stunde des Verschwindens

Originaltitel
Weapons
Land
Jahr
2025
Laufzeit
128 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Volker Robrahn / 7. August 2025

„Weapons“ ist zweifellos ein ungewöhnlicher Titel für einen Horror-Film, der neugierig macht. Dabei ist die Erwartungshaltung eh schon groß, da sich um das neue Projekt von Regisseur Zach Cregger („Barbarian“) gleich mehrere Studios gerissen haben, bevor es schließlich bei New Line Cinema und Warner landete. Und wenn der Film sich dann auch noch, fürs Genre ebenfalls eher unüblich, mehr als zwei Stunden Zeit nimmt um seine Geschichte zu erzählen, verdichtet sich noch mehr der Eindruck: Das hier ist etwas besonderes.

Nicht unbedingt hinsichtlich der Prämisse: Wenn in einer Kleinstadt eine Gruppe Kinder spurlos verschwindet, klingt das erst mal noch nicht allzu originell. Doch genau das geschieht zu Beginn von „Weapons“ und da alle 17 Schüler aus der Klasse der jungen Lehrerin Justine (Julia Garner) stammen, wird diese seit dem Vorfall von Vielen misstrauisch beäugt. Besonders aggressiv bedrängt sie dabei Archer (Josh Brolin), der Vater eines der verschwundenen Jungen. Er verlangt eine Erklärung, die ihm aber niemand geben kann. Von den Kindern, die in der Nacht in wildem Tempo und anscheinend zielgerichtet aus ihren Häusern gelaufen waren, fehlt seit Wochen jede Spur. Auch Alex, der einzige Junge aus der Klasse für den das nicht gilt und der am nächsten Morgen alleine im Klassenraum auftauchte, kann anscheinend nicht weiterhelfen. Doch Stück für Stück führen die Nachforschungen von Andrew und auch dem Polizisten Paul (Alden Ehrenreich) schließlich doch zu ersten Spuren und es wird klar, dass etwas sehr Seltsames vorgeht in dem kleinen Ort.

Eine Art „Magnolia im Horror-Genre“ nennt Regisseur und Autor Cregger sein Werk und so hoch gegriffen ist der Vergleich mit dem Epos von Paul Thomas Anderson tatsächlich gar nicht. Auch hier werden uns erst einmal die bisherigen Erlebnisse der Protagonisten in einzelnen Kapiteln präsentiert, bevor dann schließlich alles sowohl inhaltlich als auch zeitlich zusammenläuft (und dieser komplexe Aufbau erklärt dann auch schon mal die ungewöhnlich lange Laufzeit). Das Mysterium bleibt dabei durchgehend spannend und entwickelt eine beklemmende Atmosphäre, die Figuren sind detailliert gezeichnet und man folgt ihrem Weg mit großem Interesse. Wodurch es gar nicht so auffällt (und auch nicht stört), dass die Erzählweise recht langsam ist und es in der ersten Hälfte im Grunde recht wenig klassischen „Horror“ zu sehen gibt. Und wer den tatsächlich dennoch vermisst, muss sich trotzdem nicht grämen, denn er wird dann im letzten Drittel mehr als großzügig für seine Geduld belohnt.

In dem „Weapons“ schließlich eine beeindruckende Wucht entwickelt, die Zügel los und seine Figuren von der Leine lässt. Es wird gekämpft und vor allem gerannt, der Titel des Films wird plötzlich glasklar und der Zuschauer derart mitgerissen, dass das wilde und harte Finale für eine echte Katharsis sorgt, eine innere Befriedigung letztlich sogar. Denn auch das ist erfreulich zu vermerken: Das aufgebaute Rätsel wird aufgelöst, das verantwortliche Böse klar benannt und bekämpft - auch das ja keine Selbstverständlichkeit im Mystery- und Horrorbereich, der gerne mal im Ungefähren bleibt. Gezeigt wird uns all das in großflächig aufgezogenen Bildern, bei denen oft auch der Hintergrund ausgefüllt wird und von Bedeutung ist. Das hat mit all den typischen Horror-Versatzstücken sowohl im Bezug auf die gewählten Bilder als auch die Komplexität der Figuren und die verschachtelten Erzählweise dann wirklich nur noch sehr wenig zu tun und macht „Weapons“ zu einem außergewöhnlichen Film und das letztlich auch nicht nur innerhalb seines Genres. Das Wettbieten um den nächsten Film von Herrn Cregger kann also starten.

Bilder: Copyright

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