Sugar & Spice

Originaltitel
Sugar & Spice
Land
Jahr
2000
Laufzeit
81 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Simon Staake / 19. März 2011

Girl Power! Spätestens seit Sweaty Spice, Stinky Spice, Brainless Spice und wie die weiteren Damen der Gruppe hießen, ist der Begriff in aller Munde. Zwar hauptsächlich in denselbigen genommen von Marketingstrategen und

Gnadenlose Klischeeausweidung: Brave junge Mädchen
feiern Pyjama-Partys in zartem Rosa. Fehlen
eigentlich nur noch Milch und Kekse.

zusammengecasteten Puppenensembles, aber die "Girly"-Bewegung schlägt seit Mitte der 90er hohe Wellen. Daß das Mainstream-Hollywood im Rahmen der Teeniekomödien auch den jungen weiblichen Teenager als Identifikationsfigur wiederentdeckt, erscheint da nur zwangsläufig. Das ist mal harmlos-flach wie in "Girls United" oder witzig-subversiv wie in "Weil ich ein Mädchen bin". Und irgendwo zwischen diesen beiden Filmen schwebt das Erstlingswerk der Australierin Francine McDougall, "Sugar & Spice".
Die Story dieses Filmchens ist - genrebedingt - so simpel wie schnell erzählt: Diane (Marley Shelton) ist der ultimative Cheerleader. Blond, brav und ehrgeizig ist sie die unangefochtene Anführerin des ersten Cheerleaderteams der Lincoln High School, zu dem neben ihr noch die in Conan O' Brien verliebte Sexbombe Cleo (Melissa George), die ultrareligiöse Hannah (Rachel Blanchard), die Streberin Lucy (Sara Marsh) und die Bilderbuchrebellin Kansas (Mena Suvari) gehören. Alles ist in Ordnung für das lustige Damenquintett bis der neue Star-Quarterback Jack (James Marsden) auftaucht. Daß er

Jack (James Marsden) steht vor der sehr schwierigen
Wahl des richtigen Frühstücks.

und Diane sich unsterblich ineinander verlieben ist nicht so schlimm, daß sich die Folgen dessen aber bald an Dianes Bauch ablesen lassen schon eher. Dies sehen die Eltern des jungen Paars ganz genau so und schon sind die zukünftigen Jungeltern gezwungenermaßen in der Selbstständigkeit gelandet. Also geht's in ein Rattenloch von Apartment und Jack verdingt sich eher erfolglos in diversen Aushilfsjobs, bis er als Videothekar ein klägliches Gehalt nach Hause schleppt. "Baby, wir leben den großen Amerikanischen Traum!" erklärt er, aber Diane sieht das etwas anders. Ihr Kind soll es später gut haben. Daher muß Geld her und zwar schnell. Und wie geht so was? Na klar, ein Banküberfall! Also wird flugs die Cheerleadertruppe rekrutiert und man macht sich an die Planung des Coups... Fünf gegensätzliche Cheerleader als angehende Bankräuberbande. Das hört sich ziemlich flach an und ist es eigentlich auch. Flach, aber nicht ohne Charme. Der Film orientiert sich im Sub-

Der Welt größter Conan O'Brien-Fan:
Die sündig-süße Cleo alias Melissa George

Sub-Subgenre der Cheerleaderkomödie in seinem satirischen Ansatz und teils galligem Humor eindeutig eher an "Weil ich ein Mädchen bin" denn an "Girls United", und das ist gut so. Ja, vieles hier bleibt angekratzt und nicht ausgearbeitet, diverse Gags bewegen sich auf üblichem Klamottenniveau. Aber in seiner offensichtlichen Beklopptheit macht der Film Spaß, nicht so sehr als Ganzes, denn in gelungenen Einzelszenen. Die bitterbösen Kommentare von Widersacherin Lisa (Marla Sokoloff) etwa, die dem Schlachtruf "Hey-Ho!" der beneideten Cheerleader mit einem "I don't know about the hey, but ho [amerikanischer Slang für Nutte] is so on the money" begegnet. Oder aber Dianes grandios-einfältige Interpretation von "Papa don't preach", die beste Madonna-Anspielung seit Quentin Tarantinos mittlerweile legendärer "Like a Virgin"-Rede in "Reservoir Dogs". Daß just diese

Selbst bei kriminellen Handlungen stehen Cheerleader
stets in einheitlichem Dress parat.

Szene später bei der Vorbereitung der Mädchen mittels Gangsterfilmklassiker auf Video zu sehen ist, ist ein nettes Schmankerl, ebenso wie die folgenden Anspielungen auf eben jenen "Reservoir Dogs", "Die üblichen Verdächtigen" und ein paar andere Krimis. Nichts weltbewegendes, aber durchaus lustig und gelungen. Und wenn die Cheerleader-Bankräuber-Bande dann mit Betty Doll-Maske, ausgestopftem Babybäuchlein und Stars & Stripes-Umhang ihren chaotischen Überfall durchziehen, weht ein Hauch anarchistischer Witz über die Leinwand... "Sugar & Spice" ist ein Film, bei dem man sich die ihm entgegengebrachten Sympathien nicht hundertprozentig erklären kann. Vielleicht ist es die Unbekümmertheit, mit der eine im Grunde saudumme Geschichte erzählt wird. Der Film ist doof, weiß dies auch, aber es macht ihm nichts aus, und gerade deswegen macht er auch Spaß. Die perfekte Würzmischung mag bei "Sugar & Spice" nicht gelungen sein - zuviel süßer Zucker, zu wenig satirische Schärfe - aber ein recht leckerer Happen ist es dennoch geworden. Na denn, Guten Hunger!

Bilder: Copyright

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