Spiel auf Sieg

Originaltitel
Glory Road
Land
Jahr
2006
Laufzeit
106 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Margarete Prowe / 5. Februar 2011

 

"Spiel auf Sieg" ist "Gegen jede Regel" mit Basketball. So will es uns der Trailer verkaufen ("Vom gleichen Studio wie ‚Gegen jede Regel'!"). Auch wenn das zwar grundsätzlich stimmen mag, so muss doch gesagt werden, dass die Titanen des Footballfilms in besserer Erinnerung bleiben.

Als Don Haskins (Josh Lucas, "Stealth", "Sweet Home Alabama") 1965 das Angebot bekommt, Coach der Basketballmannschaft des Texas Western College zu werden, greift er sofort zu, da er derzeitig nur eine Highschool-Mädchenmannschaft trainiert. An seinem neuen Arbeitsplatz angekommen stellt er jedoch leider fest, dass neue Spieler zwar gebraucht werden, um seine ehrgeizigen Ziele umzusetzen, dafür aber rein gar kein Geld vorhanden ist. Also sucht sich Haskins Teammitglieder, die für wenig Geld zu haben sind. Er findet sie in den Hinterhöfen der Bronx und auf den Straßen Detroits. Es gibt nur einen Haken: Sie sind alle Afroamerikaner. Anfänglich wird Haskins' neue Truppe argwöhnisch beäugt (haben doch viele in El Paso noch nie einen Schwarzen gesehen), und die Stimmung wird nur noch aggressiver, je mehr Siege seine Mannschaft holt.

Obwohl "Spiel auf Sieg" auf einer wahren Begebenheit beruht (dem NCAA Championship-Spiel von Texas Western gegen die Kentucky Wildcats von 1966), die nicht nur einen großen Einfluss auf den Basketball-Sport hatte (in dem heute eher weiße Spieler in der Minderheit sind), sondern auch auf die öffentliche Wahrnehmung afroamerikanischer Sportler an sich, werden die Tatsachen vorher noch in der Disney-Waschtrommel weichgespült, um daraufhin mit Produzent Bruckheimers Pathos und Action-Maschine heiß gefönt zu werden. Während Haskins hier nach einem Jahr (1965-66) den großen Erfolg feiern kann, war er in Wirklichkeit seit 1961 am Texas Western College und hatte jahrelang an seinem Triumph gefeilt. Außerdem gab es an diesem College schon seit den 50ern (also vor seiner Zeit) mehrere schwarze Spieler.
Zudem vermittelt der Film den Eindruck, Haskins hätte nur aus finanziellen Gründen Afroamerikaner in die Mannschaft geholt, da er zu Anfang des Films auch konsequent sagt, er sähe keine Farbe. Am Ende tut er dies dann plötzlich doch, da er nun den Rassismus persönlich kennen gelernt hat. In Wirklichkeit hatte Haskins schon in seiner Kindheit mit seinem Kumpel, dem Afroamerikaner Herman Carr, Basketball gespielt. Der Coach ist also aus rein dramaturgischen Gründen bis zur Mitte des Films farbenblind und unbescholten in Bezug auf die Rassentrennung.
Auf der anderen Seite ist sein berühmter Gegenspieler, der legendäre Kentucky Wildcats-Trainer Adolph Rupp (Angelina Jolies Vater Jon Voight, "Pearl Harbor", "Tomb Raider") als offener Rassist angelegt, was angesichts der Tatsache, dass er zu den wenigen Coaches im Süden gehörte, die Mitte der 60er schwarze Spieler rekrutierten, etwas suspekt erscheint. Es gehört eher zu den Legenden dieses besonderen Spiels von 1966, dass Rupp (der zu dem Zeitpunkt ein nur aus Weißen bestehendes Team hatte) somit rassistisch war. Ebenso ist das Team von Texas Western vorher kein unbekannter Haufen von Stümpern und Amateuren gewesen, wie man nach diesem Film denken könnte.

Trotz ansprechender schauspielerischer Leistungen der Besetzung bleibt einem keiner davon wirklich im Gedächtnis, da man die Charaktere zu wenig persönlich kennen lernt. Zuerst scheint es, als sei Coach Haskins die zentrale Figur, doch geht er nach der Hälfte des Films immer mehr unter. Emily Deschanel, die seine Frau spielt, ist von Anfang an kaum mehr als ein notwendiges Anhängsel und bekommt nur minimale Zeit, überhaupt etwas zeigen zu dürfen. Das Basketball-Team wird größtenteils eher dürftig individualisiert, so dass die einzelnen Spieler dem Zuschauer zu wenig ans Herz wachsen können, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Die visuelle Spannung ist, wie in einem Sportfilm zu erwarten, recht hoch. Bis zu fünf Kameras wurden während der Spielsequenzen eingesetzt, um atmosphärische Dichte zu vermitteln. Hinzu kommt eine bestechend gute optische Wiederauferstehung der 60er Jahre in Sets und Trikots, die mithilfe von passenden Motown-Hits (Marvin Gaye, The Supremes, etc.) dem Film eine gelungene nostalgische Note gibt.

So ist "Spiel auf Sieg" zwar ein visuell und akustisch ansprechender Sportfilm geworden, kann aber leider eine gewisse Tatsachenverdrehung und Reduktion des damals herrschenden Rassismus auf dramaturgisch wichtige Elemente nicht verstecken. Diese Fiktionalisierung ist jedenfalls verständlich, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie viel der Spielfilm-Regiedebütant James Gartner über Don Haskins wusste, bevor er diesen Film drehte: Er hatte noch nie von ihm gehört.

P.S. Es lohnt sich, für den Abspann sitzen zu bleiben, da in diesem Interviewausschnitte mit den "wahren" Spielern des Teams gezeigt werden. Und die toppen sogar den schönen Abspann von "Gegen jede Regel".

Bilder: Copyright

7
7/10

Dieser Film ist genau das,was ich von einem US-Sportfilm erwarte:Viel Pathos und sehr gut gefilmte Sportszenen,die einen dazu animieren eine Minute nach Filmende in Sportklamotten zum nächsten Korb zu latschen.
So wie ich das verstanden habe hat der reelle Don Haskins mehr aus Pragmatismus(also lediglich wg. des möglichen sportlichen Erfolgs)gehandelt wie er das tat und nicht weil er ein glühender Anhänger der Menschenrechte gewesen wäre.Aber so läuft das ja meistens in solchen Filmen.
Fazit:Für Freunde solcher Sportfilme ein Genuß mit dem Abstrich der historischen Verwässerung.

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.