Wenn ein Film als "'Harry und Sally' für die nächste Generation" vermarktet wird, sollte man rein aus Prinzip schon mal misstrauisch werden. Man sollte überhaupt aufhören, ständig offizielle und inoffizielle Remakes zu drehen, nur weil die Frisur der Hauptdarstellerin im Original nicht mehr "in" ist oder man mittlerweile noch tollere Spezialeffekte erzeugen kann. Mal ehrlich, darauf kommt es doch nicht an. Sicher ist der Sandsturm im "Flug des Phoenix" von 2005 beeindruckender als der im Original, aber nach der Szene kommen leider noch zwei Stunden Film, in denen einem schmerzhaft klar wird, dass Dennis Quaid nun mal kein James Stewart ist.
Ganz ähnliche Probleme hat "So was wie Liebe". Natürlich können Ashton Kutcher ("The Butterfly Effect") und Amanda Peet ("Keine halben Sachen") nie so eine Chemie erzeugen wie Billy Crystal und Meg Ryan. Das wäre auch viel verlangt. Witzig sind sie auch nicht wirklich, dafür aber attraktiver. Wer also gerne schönen Menschen beim flirten zuguckt wird hier voll auf seine Kosten kommen. So einen Film hätte man allerdings auch drehen können, ohne ständig unbeholfen an die Königin der Rom-Coms zu erinnern. In gewisser Weise schaufeln sich Regisseur Nigel Cole ("Calendar Girls") und Drehbuchautor Colin Patrick Lynch so ihr eigenes Grab.
Warum sie zum Beispiel darauf bestehen, die beiden Hauptdarsteller durch New York laufen zu lassen, sich in einem Restaurant merkwürdig zu benehmen und auf einer Neujahrsparty zueinander zu finden, ist nicht zu verstehen, weil jede dieser Szenen den Vergleich mit "Harry & Sally" geradezu herausfordert. Dass die Dialoge dabei nicht für eine Zeile so denkwürdig ausfallen wie die geschliffenen Worte aus der Feder von Nora Ephron, macht die Sache auch nicht besser. Vielleicht ist der ständige Vergleich zu "Harry und Sally" aber auch unfair, und man sollte diesen Film eigenständig bewerten. Also:
"So was wie Liebe" stellt die Frage, ob wahre Liebe beständig ist, selbst wenn die Umstände dagegen sprechen und man sich beliebig häufig trennt. Der Film begleitet Oliver (Kutcher) und Emily (Peet) über einen Zeitraum von sieben Jahren, in denen sich ihre Wege immer wieder kreuzen. Schicksal oder bloß Zufall, das ist hier die Frage. Bei ihrer ersten Begegnung im Flugzeug haben die beiden bereits Sex, kennen lernen tun sie sich erst später....
Der Zuschauer wird durch Anzeigen wie "drei Jahre später" auf dem laufenden gehalten und so auf eventuelle Charakteränderungen und neue Frisuren vorbereitet. Dabei wird Emily anfangs als betont "wild" und Oliver als betont "spießig" dargestellt und so getan, als würden sich diese Gegensätze unweigerlich anziehen. Im Laufe des Films wird Emily immer konventioneller und Oliver immer entspannter. Während Oliver langsam aber sicher seinen Weg geht, ist Emily damit beschäftigt, sich eher auf Umwegen selbst zu finden. Dabei sind andere Männer ihr keine große Hilfe, Oliver aber schon. Zum Beispiel wird sie Fotografin und hat sogar eine Ausstellung, nur weil Oliver ihr seine Kamera als Andenken da lässt. Da behaupte noch mal jemand, es wäre schwer einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Um so schwerer hat Oliver es mit seinem eigenen Unternehmen, einem Internet-Windel-Versand (!). Das wiederum lässt ihn erkennen, dass ihm Luft und Liebe - wie überraschend - wichtiger sind als Kohle.
Alles in allem ist "So was wie Liebe" eine konventionell gestrickte Liebesgeschichte, die sich unglaublich bemüht, unkonventionell zu sein. Die Bemühung merkt man ihr aber zu sehr an, die sich zufällig kreuzenden Wege der Figuren sind konstruiert und vorhersehbar. Anstatt Klischees wie Ständchen unterm Fenster und Vollmond zu vermeiden, wird hier noch mal extra dick aufgetragen. Dabei geben die beiden wirklich ein nettes Pärchen ab, nur leider ist das Drehbuch ein wenig dürftig. Ein bisschen Schwung gibt's noch von Olivers Geschäftspartner Jeeter (Kal Penn, "Harold und Kumar"), aber sonst verlassen sich die Produzenten wohl eher auf Kutchers Fangemeinde als sicheres Publikum.
Trotzdem kann man mit dem Film durchaus Spaß haben, wenn man einfach auf anderthalb Stunden Flucht aus dem grauen Alltag aus ist. Ideale Unterhaltung also für Pärchen, die eh nur in der letzten Reihe knutschen wollen.
Für alle anderen Mitglieder der "nächsten Generation" kann allerdings der Appell nicht unterbleiben, es trotz Dauerwelle und Bundfaltenhosen doch mal mit "Harry und Sally" zu versuchen. Es lohnt sich.
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