Es ist wieder die Nacht der alljährlichen „Säuberung“ in den von den neuen Gründervätern regierten USA. Zwölf Stunden lang sind alle Verbrechen erlaubt und wer sich nicht selbst austoben will, der sollte sich besser rasch in Sicherheit bringen und verbarrikadieren. Doch nicht allen gelingt das, denn als das Auto des jungen Pärchens Shane (Zach Gilford) und Liz (Kiele Sanchez) plötzlich seinen Geist aufgibt wird es für die beiden angesichts der bereits lauernden Banden eng. Das gilt auch für Eva (Carmen Ejogo) und deren Tochter Cali (Zoe Soul), auf die es offensichtlich jemand ganz Bestimmtes abgesehen hat, und nur dank des beherzten Eingreifens eines Sergeants (Frank Grillo) kommen sie zunächst nochmal davon. Doch der Retter und erfahrene Kämpfer erweist sich als zwiespältige Person, die anscheinend noch ein ganz anderes, eigenes Ziel verfolgt und offenbar vor hat, aktiv an der „Säuberung“ teilzunehmen.
„The Purge -Die Säuberung“ erwies sich vor einem Jahr als große Überraschung und Enttäuschung zugleich. Denn der Film aus der Horrorschmiede Blumhouse Productions, die unter anderem auch für die „Paranormal Activity“ und „Insidious“-Reihen verantwortlich zeichnet, erzielte zwar einen gewaltigen Anfangserfolg und spielte – gemessen an den Produktionskosten – auch einen stattlichen Gewinn ein, doch waren so gut wie alle Zuschauer nach Ansehen des Films enttäuscht von dem was ihnen darin geboten wurde. Hatte man doch aus dem faszinierenden Konzept der „Nacht ohne Regeln“ kaum etwas gemacht und letztlich nur einen weiteren, simplen „Home Invasion“-Horrormovie abgeliefert, der die reizvolle Ausgangsidee im Grunde kaum nutzte und stattdessen bereits oft Gesehenes wiederkäute.
Das ist nun anders und selten war eine Fortsetzung wohl „nötiger“ als beim zweiten „Purge“-Film, denn der zeigt nun endlich was in dieser Nacht auf den Straßen geschieht, wie sich Chaos, Angst und Gewalt ausbreiten und welch unterschiedliche Gruppen dabei ganz eigene Interessen verfolgen. Dass dem so ist liegt natürlich ganz klar daran, dass man sich nach dem kommerziellen Erfolg des Vorgängers diesmal ein deutlich größeres Budget erlauben konnte, wie Produzent Jason Blum bei uns im Interview freimütig einräumt. Nun tauchen sie daher auf, die bis an die Zähne bewaffneten „Armeen der Nacht“ und es entfaltet sich ein düsteres Endzeit-Szenario, dass in seinen besten Momenten an Klassiker wie John Carpenters „Die Klapperschlange“ oder „Assault“ erinnert, ohne jedoch ganz deren Klasse und Atmosphäre zu erreichen.
Das Gesamtbild der „Säuberung“ beinhaltet nun auch dunkle Machenschaften von Regierungsseite und einer Gruppe aufrechter Rebellen, wobei allerdings beide Seiten eher schlicht und etwas klischeehaft gezeichnet werden. Auch fehlt es den einzelnen Charakteren noch an einer Persönlichkeit, die das mitfiebern unvermeidlich macht, abgesehen vielleicht von der Figur des in einem moralischen Dilemma gefangenen Polizisten. Die Actionszenen sind solide und ansprechend umgesetzt, vor allem aber wirkt das Geschehen eben jetzt eine ganze Nummer „größer“, so dass dem inhaltlichen Versprechen diesmal auch ein adäquater Gegenwert folgt. Es gibt aber durchaus noch Möglichkeiten, die Welt der „Purge“ weiter auszuschmücken, so dass mit weiteren Fortsetzungen zu rechnen ist. „Anarchy“ geht dabei auf jeden Fall schon mal in die richtige Richtung.
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