Obwohl sie kommerziell durchaus erfolgreich war und auch Anerkennung von der Kritik bekam, lief die „neue“ Planet der Affen-Trilogie zumindest gefühlt doch immer etwas unter dem Radar in Sachen öffentlicher Aufmerksamkeit. Dabei darf man wohl ohne Scheu behaupten, dass es nirgendwo solch großartige gelungene CGI-Charaktere zu bestaunen gab wie vor allem in den beiden von Matt Reeves inszenierten Beiträgen der Reihe „Revolution“ und „Survival“. Was sowohl für den technischen als auch den emotionalen Aspekt gilt, sorgte doch allein die Ausdruckskraft von Andy Serkis Performance als Anführer Caesar sogar für Rufe nach einer Oscar-Nominierung – die natürlich nicht kam. Was aber nun tatsächlich kommt ist eine eher unerwartete Fortsetzung, die bei Erfolg sogar zu einer neuen Trilogie ausgeweitet werden könnte. Der ihr unbedingt zu wünschen ist, denn auch unter der Regie von Wes Ball („Maze Runner“) bleibt die Dystopie, in der sich die Rollen von Menschen und Affen stetig wandeln, eine faszinierende und niveauvolle Angelegenheit.
Mehrere Generationen nach Caesars Tod ist von dessen Wunsch nach Frieden und Versöhnung nur wenig übrig geblieben. Stattdessen wird sein Vermächtnis missbraucht und vom Kriegsherren Proximus Caesar (Kevin Durand) lediglich benutzt, um unter dem Mantra der Vereinigung aller Affen friedliche Siedlungen und Clans zu überfallen und die Überlebenden dann als eine Art Sklavenarbeiter einzusetzen, die Proximus neues Reich erweitern sollen. Einem dieser Raubzüge entkommt Noa (Owen Teague), ein junger Schimpanse, der nun auf Rache aus ist und auf seiner folgenden Odyssee ein ums andere Mal ins Staunen gerät, als er durch die Ruinen früherer Metropolen der Menschen streift und vom alten Raka (Peter Macon) aus antiken Büchern etwas über die untergegangene Welt und den legendären Affen Caesar erfährt. Einen dieser übrig gebliebenen Menschen lernt er in Person von Mae (Freya Allan) sogar kennen, und die überrascht die beiden Gefährten bald damit, dass sie sich tatsächlich mit ihnen unterhält – denn zum Sprechen sind die Menschen dieser Zeit sonst eigentlich nicht mehr fähig. Es scheint also vielleicht doch noch nicht endgültig festgeschrieben zu sein, welche Stellung Affen und Menschen auf der Erde letztlich einnehmen werden.
Ganz die Intensität von Andy Serkis erreicht der junge Owen Teague hier (noch) nicht, aber dennoch ist es unglaublich beeindruckend wie nah dem Zuschauer die Erlebnisse und Stimmungen der letztlich ja immer noch künstlichen Affengesichter weiterhin gehen. Ob Angst, Überraschung oder Traurigkeit, man hat nie das Gefühl, als könnten einem diese Emotionen noch eindringender vermittelt werden, wenn man stattdessen echte Menschen vor sich hätte. Die wenigen, die hier vertreten sind (unter ihnen William H. Macy als amoralischer Kollaborateur) hinterlassen tatsächlich deutlich weniger Eindruck.
Aber neben der überragenden Präsentation der Affen gibt es visuell auch sonst viel zu bestaunen, bietet doch die apokalyptische Anmutung mit ihren Ruinen, Wracks und von der Natur zurückeroberten Städten tolle Bilder, wie es sie in den Vorgängern noch nicht zu sehen gab. Die Geschichte selbst braucht ein wenig um richtig in die Gänge zu kommen, wobei die Schilderung von Noas zunächst friedlichem Familienleben und die dann folgende Zeit des Alleinseins allerdings für sein späteres Verhalten wichtig und prägend sind.
Wenn die Figuren platziert sind und auch ihnen klar wird, worum es für alle geht, entwickelt sich jedoch ein packendes Ränkespiel, das zwar auch immer wieder von Actionmomenten unterbrochen wird, dabei jedoch dankenswerterweise keinen Overkill betreibt, wie ihn so viele Fantasy/SF-Spektakel sonst gerne praktizieren (als Beispiel sei hier der überladene neue „Godzilla vs. Kong“ genannt). Wenn stattdessen der Schwerpunkt auf die Charakterentwicklung von Noa sowie die übergeordneten Fragen nach Identität und den Wert der Freiheit gelegt wird, nimmt man das erfreut zur Kenntnis, gerade weil es im Umfeld einer mit ordentlichen Schauwerten versehenen SF-Welt stattfindet. Einer anderen aktuellen Manie bleibt allerdings auch „New Kingdom“ treu, nämlich der, seine Geschichte auf deutlich mehr als zwei Stunden auszuwalzen, wo es sicher auch zwanzig bis dreißig Minuten weniger getan hätten. Das bleibt aber auch praktisch der einzige Kritikpunkt an dieser späten Fortsetzung, die ansonsten aber die Qualität der modernen „Planet der Affen“-Interpretation weiterführt und bestätigt. So darf es dann gerne noch weitergehen.
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